Erschienen in:
05.07.2016 | Leitthema: Meilensteine in der Rheumatologie: 75 Bände Innovation
Therapieresistente Zellen der B‑Zell-Linie
verfasst von:
Dr. med. B. F. Hoyer, T. Dörner
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 6/2016
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Auszug
In den letzten 2 Jahrzehnten haben Direktinterventionen gegen Komponenten der B‑Zell-Linie (CD19+/CD20+-B-Zellen und CD19+/-CD20-Plasmazellen) mittels monoklonaler Antikörper, z. B. gegen CD20, CD19, CD52, Anti-BLyS/BAFF zu neuen Einsichten in antikörperabhängige und -unabhängige Funktionen dieser Zellen in der Pathogenese von rheumatischen Erkrankungen geführt. Daraus resultiert ein Paradigmenshift weg von der typischen Autoantikörper-vermittelten Pathogenese. Zunehmend belegen Daten, dass der Beitrag von Autoantikörpern durch autoreaktive Plasmazellen bei verschiedenen Erkrankungen sehr unterschiedlich ist. Andererseits konnten wir lernen, dass die typischen „T-Zell-Erkrankungen“ wie die rheumatoide Arthritis oder auch die multiple Sklerose auf eine Anti-CD20-Therapie ohne substanzielle Effekte auf Plasmazellen ansprechen. Somit weisen bei diesen Erkrankungen die B‑Zellen unabhängig von Plasmazellen einen wichtigen immunpathogenetischen Beitrag auf. Diese Interventionen bei Patienten haben aber zugleich zu neuen Einsichten in das humane Immunsystem (z. B. Beleg der Existenz langlebiger und in der Lebenszeit differenzierter Plasmazellen), aber auch in die Pathomechanismen entzündlicher Erkrankungen geführt. Zur Überraschung aller haben mit Ausnahme von Alemtuzumab (Anti-CD52) gegen T‑ und B‑Zellen die direkt B‑Zell-gerichteten Therapien nicht zu dem befürchteten Anstieg an Infektionen geführt. In dem Zusammenhang haben erst die methodischen Fortschritte für zelluläre Untersuchungen auf genetischer, phänotypischer und funktioneller Ebene innovative Einsichten erlaubt und zugleich neue Fragen aufgeworfen. Eine der Fragen bei Nichtansprechern von B‑Zell-Therapien ist, ob es therapierefraktäre B‑Zellen oder Plasmazellen gibt, die es gezielt auszuschalten gilt. Alternativ könnten andere Mechanismen bei diesen Patienten eine Rolle spielen und diese verbleibenden Immunzellen unbedeutend sein. Einigen dieser Aspekte wenden wir uns im Folgenden zu. …