Erschienen in:
11.03.2021 | Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie | Originalien
Belastende Lebensereignisse vor und während der Therapie im Kontext anderer Moderatoren der Veränderung
Studie zu psychodynamischen Langzeittherapien bei Kindern und Jugendlichen
verfasst von:
Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke, Melissa Posselt
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 4/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Belastende Lebensereignisse zählen zu den Risikofaktoren für das Auftreten psychischer Störungen und struktureller Beeinträchtigungen. Unklar ist, ob sie auch einen Einfluss auf den Verlauf von Therapien haben. Untersucht wurde, wie sich schwere Belastungen vor Beginn und im Verlauf der Therapie als Moderator auf die Effektivität von psychodynamischen Behandlungen von Kindern und Jugendlichen auswirken.
Material und Methoden
Im Therapeutenurteil wurden psychische, kommunikative, körperliche und leistungsmäßige Beeinträchtigungen von 303 Patienten zu 3 Zeitpunkten im Therapieverlauf (Beginn, Mitte, Ende) erhoben. Auf der Basis der Elterneinschätzung belastender familienbezogener Ereignisse vor und im Verlauf der Therapie wurden 4 Gruppen gebildet: keine Belastungen, Belastungen vor Beginn, während der Therapie sowie chronische Belastungen, d. h. Belastungen vor und während der Therapie. Eine Analyse der Moderatoren der Veränderung (Differenzwert des Beeinträchtigungsschwere-Scores für Kinder und Jugendliche, BSS-K) bezog Patienten‑, Therapeuten- sowie Merkmale der Therapie ein.
Ergebnisse
Diagnosespezifische Verläufe zeigen ein differenziertes Therapeutenurteil. Bei Patienten mit chronischen Belastungen fanden sich besonders hohe Ausgangswerte in allen Beeinträchtigungen mit starken Abnahmen über die Zeit, verglichen mit den anderen Gruppen. Als Moderatoren der Veränderung erwiesen sich in der Regression die belastenden Lebensereignisse in den ersten Schritten als signifikant, im Gesamtmodell waren aber die Therapiedosis, die Elternarbeit und die Erfahrung des Therapeuten bedeutsamer.
Schlussfolgerung
Psychotherapieforschung sollte nicht nur die Belastungen vor Beginn der Therapie, sondern auch die zeitgleich stattfindenden Belastungen während des Verlaufs einer Therapie im Blick behalten. Sie können Hinweise auf Veränderungen im strukturellen Niveau geben, die eine Anpassung der therapeutischen Arbeit erforderlich machen.