06.01.2022 | Typ-1-Diabetes | Leitthema
Typ-1-Diabetes im Jugendalter: Verantwortung übernehmen
verfasst von:
Prof. Dr. rer. nat. Karin Lange, Dr. rer. biol. hum. Gundula Ernst, Prof. Dr. med. Olga Kordonouri, Prof. Dr. med. Thomas Danne, Dr. rer. nat. Heike Saßmann
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 2/2022
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Zusammenfassung
Beim Übergang von der elterlichen zur eigenständigen Behandlung des Typ-1-Diabetes werden wichtige Weichen für die langfristige Prognose gestellt. Die somatische Situation der Jugendlichen ist ebenso heterogen wie deren psychisches Befinden. Seelische Gesundheit und stabile Lebensbedingungen sind dabei eng miteinander und mit dem Erreichen der metabolischen Therapieziele verbunden. Während es heute der Mehrheit der 12- bis 18-Jährigen dank moderner Therapien gelingt, dem Therapieziel eines HbA1c (glykiertes Hämoglobin) < 7 % nahezukommen, gibt es eine Gruppe von etwa 20 % der Jugendlichen mit langfristig zu hohen HbA1c-Werten. Diese Gruppe zeichnet sich durch komplexe psychosoziale Risiken aus. Allen Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes sollten eine altersgemäße Beratung, eine umfassende Schulung zum Selbstmanagement und eine Vorbereitung auf die Transition in die internistische Diabetologie angeboten werden. Auch sollten sie aktuelle Diabetestechnologien effektiv nutzen können, um so möglichst wenige Einschränkungen bei der Bewältigung ihrer allgemeinen Entwicklungsaufgaben zu erfahren. Die Prognose der meisten Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben, ist heute sehr gut. Jedoch reichen die üblichen Versorgungsangebote für sozial benachteiligte oder psychisch belastete Jugendliche oft nicht aus. Ein erfahrenes multiprofessionelles Team sollte diese jungen Menschen frühzeitig identifizieren und ihnen psychosoziale Hilfen und individuelle Insulintherapien anbieten, um akuten Komplikationen und frühen Folgeerkrankungen vorzubeugen.