Erschienen in:
07.08.2017 | Typ-2-Diabetes | Leitthema
Formuladiäten zum Abnehmen bei Typ-2-Diabetes – sinnvolle Strategie oder verzichtbar?
Pro
verfasst von:
Prof. Dr. S. Martin
Erschienen in:
Die Diabetologie
|
Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Wissen über das Potenzial einer nichtmedikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes geht in der klinischen Praxis immer mehr verloren. Bereits vor 100 Jahren behandelte Elliot P. Joslin Patienten mit „fatty diabetes“ – der später als Typ-2-Diabetes bezeichnet wurde – mit einer Extremdiät und erzielte damit signifikante Verminderungen der Glukosespiegel. Eine erfolgreiche und langfristige Integration der kalorienreduzierten Ernährung in den Alltag ist jedoch schwierig. In den letzten Jahren standen daher bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes primär pharmakologische Strategien im Vordergrund.
Resultate von Studien
In einer Vielzahl aktueller wissenschaftlicher Studien mit Formuladiäten bei Typ-2-Diabetes wurden zum einen schnelle Effekte auf metabolische Parameter nachgewiesen, die zeitlich deutlich vor der Gewichtsreduktion auftreten. Diese Kurzzeiteffekte sind mit den Ergebnissen, die sich durch bariatrische Operationen erzielen lassen, vergleichbar. Zum anderen können Patienten im Rahmen von strukturierten Programmen in Kombination mit der Selbstkontrolle ihres Blutzuckerspiegels die Auswirkungen einer Formuladiät bzw. von „normalen“ Mahlzeiten testen und auf diese Weise langfristige Ernährungsumstellungen erreichen. Zusätzlich steht bei Stoffwechselentgleisungen (z. B. aufgrund von Urlaubsreisen oder ausgiebigen Feiern) durch einen Umstieg auf wenige Tage Formuladiät ein Steuerungsinstrument zur Verfügung, mit welchem die Therapiefähigkeit mit der aktuellen Medikation wiedererlangt werden kann.
Resümee
Die generelle „Verteufelung“ von Formuladiäten im Rahmen der Behandlung des Typ-2-Diabetes, wie in der deutschen Diabetologie häufig der Fall, sollte der Vergangenheit angehören.