Erschienen in:
01.05.2014 | Leitthema
Update zu Pharmakologie und Wirkung von Lokalanästhetika
verfasst von:
J. Ahrens, Prof. Dr. A. Leffler
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Lokalanästhetika (LA) sind fächerübergreifend allgegenwärtig, aber über die Wirkmechanismen dieser alten Substanzgruppe wird im klinischen Alltag wenig reflektiert. Hinter ihren Wirk- und Nebenwirkungsprofilen verbergen sich noch immer unerkannte molekulare Mechanismen, und der Anwendungsbereich von LA scheint sich immer wieder zu vergrößern. Der lokalanästhetische Effekt von LA wird primär durch eine potente Inhibition spannungsabhängiger Natriumkanäle vermittelt. Zugrunde liegt allerdings mehr als die Interaktion von LA mit einem einzelnen Molekül. Durch neueste Entwicklungen scheint die Realisierung von selektiven Lokalanästhetika möglich zu sein. Aufgrund der Vielfalt von Mechanismen können LA auch systemische Effekte wie Analgesie, Gewebsprotektion und Entzündungshemmung bewirken. Die systemische LA-Applikation ist allerdings formal nicht zugelassen, da die therapeutische Breite sehr gering ist. Die drohende systemische Toxizität stellt nach wie vor eine lebensbedrohliche Komplikation dar. Die kardiale und zentralnervöse Toxizität von LA werden als Ergebnis einer unselektiven Blockade neuronaler und kardialer Natriumkanäle betrachtet; hierbei implizieren präklinische Studien die Beteiligung weiterer Mechanismen. Die lokale Toxizität von LA verläuft oft klinisch inapparent, jedoch vermitteln alle LA eine erhebliche Gewebstoxizität, deren molekulare Mechanismen nur teilweise aufgeklärt werden konnten. In der vorliegenden Übersichtsarbeit werden aktuelle Erkenntnisse über die Mechanismen und den klinischen Stellenwert einiger Effekte von LA vorgestellt, die für das anästhesiologische Handeln wissenswert sind.