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Erschienen in: Die Psychotherapie 2/2024

Open Access 08.02.2024 | Schwerpunkt: Therapie mit Psychedelika – Übersichten

Weiterbildung in Psychedelika-assistierter Therapie – Erfahrungen aus der Schweiz

verfasst von: Dr. phil. H. D. Aicher, Dr. med. P. Gasser

Erschienen in: Die Psychotherapie | Ausgabe 2/2024

Zusammenfassung

Erste Studienergebnisse zeigen ein Potenzial von Psychedelika und 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA) für die Behandlung von affektiven Störungen. Im vorliegenden Beitrag wird argumentiert, dass die Ausbildung von Therapeut*innen von entscheidender Bedeutung ist, um diese Substanzen in der Psychedelika-assistierten Therapie (PAT) sicher und wirksam einzusetzen. Verschiedene Kontexte, beispielsweise das Studiensetting oder die psychotherapeutische Praxis, erfordern unterschiedliche Qualifikationen von Behandler*innen. Zum Beispiel sind die Verantwortlichkeiten von Sitter*in und Therapeut*in zu differenzieren, was Implikationen für die entsprechenden Ausbildungsprogramme hat. Diese Vielfalt spiegelt sich auch international in den bereits bestehenden Angeboten wider. Die aktuelle Behandlungspraxis in der Schweiz basiert auf Ausnahmebewilligungen der Gesundheitsbehörde (Bundesamt für Gesundheit, BAG) für die beschränkte medizinische Anwendung von Lysergsäurediethylamid (LSD), MDMA und Psilocybin zur Behandlung von Patient*innen. Vor diesem Hintergrund wird der psychotherapeutische Rahmen der PAT skizziert und die entsprechende Notwendigkeit einer spezialisierten Weiterbildung betont. Die Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) bietet seit 2018 solche PAT-Weiterbildungen an. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Weiterbildungsstruktur, theoretische und praktische Inhalte sowie weitere Aspekte. Darüber hinaus wird die mögliche Relevanz der psychedelischen Selbsterfahrung der Therapeut*innen adressiert. Angesichts der zunehmenden Nachfrage und des aktuell begrenzten Angebots ist die Etablierung weiterer qualitativ hochwertiger, breit zugänglicher Fortbildungsprogramme von zentraler Bedeutung. Zur Qualitätssicherung spielen weitere Strukturen und insbesondere die kollegiale Vernetzung entscheidende Rollen.
Hinweise
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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
In Studien erzielen Psychedelika und 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA) vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung verschiedener psychiatrischer Erkrankungen wie Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und Angststörungen. Weitgehend fehlen jedoch ausgebildete Therapeut*innen, was möglicherweise mit einem Engpass bei der medikamentösen Nutzung dieser Substanzen einhergehen wird. Daher ist die rechtzeitige Weiterbildung von Fachleuten von entscheidender Bedeutung. Die Schweizerische Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) führt seit 2018 Weiterbildungen durch.

Kontext und Relevanz

Psychedelische Renaissance und psychotherapeutische Einbettung der Psychedelika-assistierten Therapie

Im Kontext der psychedelischen Renaissance erlebt die Erforschung der therapeutischen Anwendung von Substanzen wie MDMA, Lysergsäurediethylamid (LSD) und Psilocybin zur Behandlung psychischer Erkrankungen seit den letzten ein bis zwei Jahrzehnten eine bemerkenswerte Wiederbelebung.
Obwohl die Medikamentenentwicklung von Psilocybin und MDMA die Phase III der klinischen Studien erreicht hat, gibt es praktisch kein/e Therapeut*innen, die speziell für die Begleitung von Patient*innen in substanzinduzierten veränderten Bewusstseinszuständen ausgebildet sind. Es besteht die Möglichkeit, die Substanzen schnell in großen Mengen herzustellen, denn mehrere Start-ups sind in ihre Arzneimittelentwicklung involviert. Sollten Psychedelika (wie LSD und Psilocybin) und Entaktogene (wie MDMA) – in diesem Beitrag zwecks einfacherer Lesbarkeit als „Psychedelika“ zusammengefasst – jedoch tatsächlich demnächst als Arzneimittel zugelassen sein, stellt sich die Frage der psychotherapeutischen Einbettung. Aktuell wird diskutiert, ob und in welchem Ausmaß die Psychotherapie für die Psychedelika-assistierte Therapie (PAT) relevant ist oder nicht (Goodwin et al. 2023; Grinspoon und Doblin 2001; Kirby et al. 2022; Koslowski et al. 2021; Nayak und Johnson 2021). In der schweizerischen Behandlungspraxis im Rahmen der Ausnahmebewilligungen für die beschränkte medizinische Anwendung von LSD, MDMA und Psilocybin gibt es in den meisten Fällen ein klares Verständnis der PAT als Psychotherapie. Die Autoren des vorliegenden Beitrags orientieren sich daran. Daher wird ihrer Ansicht nach die Aus- und Weiterbildung von Therapeut*innen einen Engpass darstellen.

Weiterbildungsinstitute

International gibt es eine Vielzahl von Instituten, die Weiterbildungen, Trainings, Kurse und Workshops zur PAT anbieten. Teilweise bestehen große Unterschiede bezüglich der Dauer, der Zielgruppe und der Teilnahmevoraussetzungen (z. B. nur für Gesundheitsfachpersonen, Studienpersonal oder breiter; primär für das Begleiten gesunder Personen oder für PAT mit Patient*innen). Auch die Modalitäten (z. B. vor Ort, online, hybrid) und die jeweiligen Curricula (Theorie, Praxis, Methodenvermittlung, erfahrungsbezogene Komponenten; inhaltlich-thematische Schwerpunkte; therapeutisches Paradigma, z. B. eher westlich medizinisch oder mit einem größeren Fokus auf indigene Praktiken oder Spiritualität) sind uneinheitlich. Einige Beispiele sind das Psychedelic Therapy Training Certificate des Californian Institute of Integral Studies (CIIS) und das Augmented Psychotherapy Training (APT) der MIND Foundation. Erwähnenswert ist außerdem das MDMA Therapy Training Program der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS), die Studien für die Arzneimittelzulassung von MDMA zur Behandlung der PTBS durchführt und im Rahmen der Trainings sowohl Studientherapeut*innen als auch zukünftige Behandler*innen weiterbildet. Auch andere Sponsoren von Arzneimittelzulassungsstudien aus der Industrie, wie das Usona Institute oder Compass Pathways sowie verschiedene universitäre Forschungsgruppen, haben eigene Schulungen und Methoden entwickelt, um Therapeut*innen auf die Arbeit in klinischen Studien mit Psychedelika vorzubereiten. Je nach Kontext sind die Anforderungen an die Behandler*innen unterschiedlich. In Forschungsprojekten gibt es beispielsweise mehr Standardisierung und Manualisierung und damit klarere Vorgaben im Vergleich zur psychotherapeutischen Praxis außerhalb von Studien. Dagegen erlaubt die Psychotherapie mehr psychotherapeutische Flexibilität und Individualisierung des Prozesses. Phelps (2017) hat einen Leitfaden mit wichtigen Kompetenzen für PAT-Therapeut*innen erstellt; dieser kann der Entwicklung von Ausbildungsprogrammen dienen.
Die teilweise mehrjährigen Weiterbildungsangebote sind ressourcenintensiv. Gleichzeitig existiert eine Vielzahl qualitativ fraglicher Angebote mit einer großen Anzahl von Teilnehmer*innen und unklaren Zertifizierungsversprechen, die teilweise nur online durchgeführt werden. Interessent*innen sehen sich oft mit langen Wartelisten konfrontiert oder müssen Angebote in großer Entfernung und mit oft unklarer Qualität suchen.

Rollen und Verantwortlichkeiten

Die Rollen und Verantwortlichkeiten von Begleitern psychedelischer Erfahrungen – dafür hat sich der Begriff „Sitter*in“ etabliert – können je nach Kontext variieren. Beispielsweise unterscheiden sich die Anforderungen an eine Person, die gesunde Proband*innen im Studiensetting betreut (Sitter*in), von denen an eine Person, die Patient*innen in einem psychotherapeutischen Rahmen in substanzinduzierten Erfahrungen begleitet (Therapeut*in und Sitter*in zugleich). In beiden Situationen verfügen die begleitenden Personen über ein solides Verständnis von Psychedelika, ihren Wirkungen und den möglichen – potenziell herausfordernden – psychologischen Prozessen, die während einer Sitzung auftreten können. Sie bieten einen sicheren Rahmen, Stabilität und emotionale Unterstützung und haben die Fähigkeit, über die Stunden der psychedelischen Erfahrung präsent zu sein. Je nach Situation ist die/der Sitter*in auch für die Vor- und Nachbereitung der psychedelischen Sitzung sowie für Krisenintervention und Notfallmanagement zuständig; die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten können im Studiensetting jedoch verschieden geregelt sein. Entsprechend unterschiedlich sind, je nach Kontext, die Anforderungen an eine Weiterbildung.
Merke.
Sowohl Sitter*in als auch Therapeut*in und Sitter*in in einer Person verfügen über ein solides Verständnis von Psychedelika, ihren Wirkungen und den möglichen psychologischen Prozessen, die während einer Sitzung auftreten können.

Aktuelle Situation in der Schweiz

Die Schweiz gilt als Vorreiterin in der psychedelischen Forschung und Therapie. Seit 2014 werden durch die Gesundheitsbehörde (Bundesamt für Gesundheit, BAG) Ausnahmebewilligungen für die begrenzte medizinische Anwendung von LSD, MDMA und seit 2018 auch Psilocybin erteilt. Entsprechend ist die Frage der Weiterbildung von besonders dringlicher Relevanz. Die SÄPT hat in diesem Kontext ein Ausbildungscurriculum entwickelt. Dieses soll Ärzt*innen und Psycholog*innen befähigen, Menschen in substanzinduzierten veränderten Bewusstseinszuständen sicher und kompetent zu begleiten. Die SÄPT als Fachgesellschaft kann auf langjährige, vielfältige Erfahrungen im Umgang mit veränderten Bewusstseinszuständen zurückgreifen. Bereits im Zeitraum von 1988 bis 1993 behandelten Mitglieder der SÄPT auf der Grundlage von Ausnahmebewilligungen Patient*innen mit LSD und MDMA. Zwischen 1989 und 1992 fand bereits eine Weiterbildung für Therapeut*innen im Auftrag der SÄPT statt.
Am Beispiel der Schweiz werden im vorliegenden Beitrag mögliche Inhalte sowie einige Herausforderungen und Chancen beleuchtet, die sich im Bereich der Weiterbildung für die PAT ergeben. Es ist wichtig anzumerken, dass es sich um eine Momentaufnahme der Auseinandersetzung mit dem Thema handelt. Die Anforderungen an eine Weiterbildung, ihre Inhalte und die praktische Umsetzung sind vom jeweiligen Setting abhängig und werden sich kontinuierlich an die sich verändernden Bedingungen anpassen.

Psychotherapeutischer Rahmen

Aufgrund der Situation in der Schweiz, in der bereits PAT mit Ausnahmebewilligungen durchgeführt wird (Oehen und Gasser 2022; Schmid et al. 2020), richtet sich die von der SÄPT angebotene Weiterbildung an Ärzt*innen und Psycholog*innen, die mit der PAT arbeiten wollen oder bereits arbeiten. Ein/e PAT-Therapeut*in ist eine ausgebildete therapeutische Fachperson, die Patient*innen bei ihrem therapeutischen Prozess begleitet, wobei neben üblichen Therapiesitzungen auch psychedelische Erfahrungen stattfinden. Die PAT-Therapeut*innen sind dafür verantwortlich, ein sicheres therapeutisches Umfeld zu schaffen, die Vorbereitung und Integration nach der Sitzung durchzuführen und die Patient*innen auf ihrem Weg therapeutisch zu unterstützen. Da bei der PAT eine pharmakologische Intervention erfolgt, liegt die Verantwortung grundsätzlich beim Arzt oder bei der Ärztin. Dennoch können Teile der Behandlung an nichtärztliche Kolleg*innen delegiert oder gemeinsam mit einem/einer nichtärztlichen Co-Therapeut*in durchgeführt werden. Entsprechend wichtig ist es, dass auch diese Personen eine darauf ausgerichtete Weiterbildung durchlaufen.
Merke.
Die PAT-Therapeut*innen sind dafür verantwortlich, ein sicheres therapeutisches Umfeld zu schaffen, die Vorbereitung und Integration nach der Sitzung durchzuführen und die Patient*innen auf ihrem Weg therapeutisch zu unterstützen.
Für (ärztliche und nichtärztliche) Psychotherapeut*innen ist grundsätzlich eine umfassende postgraduale Weiterbildung in einem anerkannten Psychotherapieverfahren erforderlich. Diese umfasst vertiefte Kenntnisse der Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen sowie umfassendes Verständnis über die ethischen und methodischen Grundprinzipien der Psychotherapie. Darüber hinaus geht es um die Entwicklung einer Identität als Therapeut*in und einer therapeutischen Grundhaltung, das Erlernen geeigneter therapeutischer Techniken, um das Verständnis für die Natur und die Eigenheiten der therapeutischen Beziehung, die Fähigkeit zur professionellen Selbstreflexion und die Bereitschaft, sich kritisch und umfassend mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen und diese entsprechend weiterzuentwickeln. Ebenso wichtig sind die Bereitschaft und Fähigkeit zum professionellen Austausch und zur kollegialen Zusammenarbeit sowie die Kritikfähigkeit. In diesem Verständnis sehen die Autoren das Erlernen der PAT als eine Weiterbildung, die auf diesem Fundament aufbaut.
Manchmal stellt sich die Frage, welche Psychotherapierichtung am besten für die PAT geeignet sei. Die Autoren des vorliegenden Beitrags sind der Ansicht, dass diese Frage grundsätzlich nicht zu beantworten ist, zumal das Wesen der Psychotherapie mit der Relevanz schulenunspezifischer, genereller Wirkfaktoren (Grawe 2004; Orlinsky und Howard 1967; Wampold und Imel 2015), die Symptomatik einer/s Patient*in und die individuellen Psychotherapieziele nicht PAT-spezifisch sind. Aus Erfahrung bewähren sich ein tiefenpsychologisches Verständnis und Kenntnisse über körperpsychotherapeutische Interventionen. Auch beispielsweise Verfahren aus der Dritten Welle der Verhaltenstherapie mit achtsamkeitsbasierten Methoden oder Ähnliches sind denkbare Werkzeuge, die sinnvoll in die PAT integriert werden können. Je nach Indikation variieren die Anforderungen an den psychotherapeutischen Hintergrund. Die Autoren erachten es als bereichernd sowohl für die Patient*innen als auch für die Weiterentwicklung der PAT, wenn unterschiedliche PAT-Therapeut*innen einen breiten fachlichen Hintergrund mitbringen, wie dies aktuell in der Schweiz der Fall ist.

Wieso braucht es eine PAT-Weiterbildung?

Die PAT unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von Psychotherapie ohne Psychedelikaanwendung. Beide Modalitäten haben zwar gemeinsame therapeutische Grundsätze, und die grundlegenden Prinzipien der Psychotherapie haben für die PAT gleichermaßen Gültigkeit, aber die Zugabe einer psychedelischen Substanz zur Unterstützung psychotherapierelevanter Prozesse kann den therapeutischen Prozess und die Ergebnisse deutlich verändern.
Merke.
Die PAT unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von Psychotherapie ohne Psychedelikaanwendung.
Psychedelische Substanzen führen zu veränderten Bewusstseinszuständen, die sich erheblich vom normalen Wachbewusstsein unterscheiden können. Psychedelika werden auch als unspezifische Verstärker beschrieben; sie können Emotionen, Erinnerungen und psychologische Prozesse intensivieren, was potenziell tief introspektiv erlebt wird. Die gesteigerte Intensität erfordert von den Therapeut*innen besondere Aufmerksamkeit, um die Patient*innen in teilweise herausfordernden oder kathartischen Momenten während der psychedelischen Sitzungen zu unterstützen und mit den verstärkten Gefühlen, auch gegenüber der/dem Therapeut*in, z. B. im Sinne von Übertragungen, umgehen zu können. Diese veränderten Zustände können mit tiefgreifenden und transformativen Erfahrungen, die in anderen Psychotherapieverfahren oft nicht in der Form möglich sind, einhergehen. Dazu gehören die häufig als sehr real erlebte Aktualisierung biografischer Erfahrungen, regressive Prozesse sowie die Bewusstwerdung eigener Beziehungs- und Verhaltensmuster, die in einer großen Intensität und emotional stärker als üblich wahrgenommen werden. Es kommen aber auch transpersonale – also über das Persönliche und Biografische hinausgehende – und spirituelle Erlebnisse vor, die beispielsweise umfassende Verbundenheit, Ehrfurcht, Einssein und tief erlebte Sinnhaftigkeit beinhalten können. Diese Erfahrungen können für die Patient*innen therapeutisch wichtig sein und erfordern von der/dem Therapeut*in Offenheit und die Bereitschaft, Aspekte der psychedelischen Erfahrung oder „Reise“ zu besprechen, die nicht im engeren Sinne psychotherapeutisch sind, und Patient*innen bei der Integration der Erfahrung zu unterstützen.
Merke.
Transpersonale und spirituelle Erlebnisse der Patient*innen erfordern von der/dem Therapeut*in Offenheit und die Bereitschaft, Aspekte der psychedelischen Erfahrung oder „Reise“ zu besprechen, die nicht im engeren Sinne psychotherapeutisch sind.
Diese unüblichen Aspekte implizieren besondere Anforderungen an die/den Therapeut*in. Durch eine Zusatzausbildung können diese verstanden und effektiv gehandhabt werden, und die Therapeut*innen werden mit dem Wissen und den Fertigkeiten und Fähigkeiten ausgestattet, die oft tiefgreifenden und teilweise herausfordernden Erfahrungen sicher zu begleiten. Dies ist für die Effektivität und insbesondere für die nachhaltige Sicherheit der PAT unerlässlich. Es geht dabei auch um die Minimierung der mit dieser Behandlungsform einhergehenden psychologischen Risiken. Vor diesem Hintergrund wurde die SÄPT-Weiterbildung konzipiert.
Merke.
Bei der professionellen Begleitung durch ausgebildete PAT-Therapeut*innen geht es auch um die Minimierung der mit dieser Behandlungsform einhergehenden psychologischen Risiken.

Beispiel der Weiterbildung der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie

Umsetzung der Erfahrungen aus dem ersten Weiterbildungslehrgang

Der erste erfolgreiche Weiterbildungslehrgang mit 24 Teilnehmer*innen fand von 2018 bis 2022 statt (mit Unterbrechung aufgrund der Covidpandemie). Nach Ansicht der Autoren sollte ein Weiterbildungscurriculum flexibel sein, sich fortentwickeln und auf neue Forschungsergebnisse, bewährte Verfahren und die Bedürfnisse der Auszubildenden reagieren. Die Erfahrung und Rückmeldungen aus der ersten Kohorte wurden entsprechend in der Planung des zweiten Weiterbildungsgangs berücksichtigt. Insbesondere wurde das große Interesse und Engagement ersichtlich, mit dem Bedürfnis nach längerer Weiterbildungszeit.
Die aktuell erfolgende Weiterbildung beinhaltet daher mehr als doppelt so viele Präsenztage und wurde auch inhaltlich ausgeweitet. Der großzügigere zeitliche Rahmen erlaubt es, neben der inhaltlichen Erweiterung auch im Verlauf auf die Interessen der Teilnehmer*innen einzugehen und entsprechende Schwerpunkte zu setzen. Zusätzlich wurde durch die Zusammenarbeit der SÄPT und der Universität Basel eine Studie entwickelt, um die Frage nach der Relevanz der psychedelischen Selbsterfahrung von Therapeut*innen zu untersuchen (Mueller 2022). Diese Studie begleitet den aktuell erfolgenden und den nächsten Weiterbildungsgang und bietet interessierten Weiterbildungsteilnehmer*innen die Möglichkeit, als Studienteilnehmer*in psychedelische Selbsterfahrungen mit den aktuell in der Schweiz therapeutisch verwendeten Substanzen MDMA, Psilocybin und LSD zu machen (s. Abschn. „Longitudinale ‚Open-label‘-Pilotstudie“).
Neben einer fundierten, evidenzbasierten Theorievermittlung wird auf die praktische Erfahrung und die eigene Weiterentwicklung als Therapeut*in großen Wert gelegt. Die überschaubare Gruppengröße von 24 Teilnehmer*innen soll zu einem vertrauensvollen Rahmen, der auch Gruppenprozesse ermöglicht, beitragen.

Ablauf und Struktur

An einem Orientierungswochenende gibt es die Möglichkeit, die Gruppe und den Unterrichtsstil kennenzulernen sowie Fragen zu klären. Danach dauert die modular aufgebaute Weiterbildung 3 Jahre (Abb. 1): Das Kernstück bilden 6 Praxis-Retreats mit unterschiedlicher Länge (mindestens 3 bis maximal 7 Tage). Diese dienen primär der praktischen Methodenvermittlung mit Übungen unterschiedlicher Modalitäten sowie dem individuellen und Gruppenprozess; theoretische Inputs ergänzen den praktischen Unterricht. Während dieser Retreats finden im Rahmen der oben erwähnten Studie auch die Substanzselbsterfahrungen statt. Zwischen den Retreats, ebenfalls insgesamt 6‑mal, werden themenstrukturierte Theorietage mit erfahrenen, teilweise externen Dozenten durchgeführt. Die Teilnehmer*innen sind darüber hinaus in Intervisionsgruppen organisiert, die sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zum Besprechen der Weiterbildungsinhalte treffen. Ab dem zweiten Jahr werden die Intervisionsgruppen durch Gruppensupervision begleitet. Die Weiterbildung wird abgerundet mit einem Literaturselbststudium, einer Diplomarbeit zu einem von der/dem Teilnehmer*in gewählten und mit der Weiterbildungsleitung besprochenen Thema sowie nach Möglichkeit mit einem Praktikum in einer Praxis, Klinik oder einem Forschungsprojekt.

Theoretische Inhalte

Die Erarbeitung der theoretischen Inhalte findet in Form von Fachvorträgen an den Theorietagen, Inputs während der Praxis-Retreats, Erfahrungsaustausch, Selbststudium und Diskussion vorgeschlagener Literatur statt. Durch die verschiedenen Modalitäten und unterschiedlichen Dozent*innen sind Überlappungen der Inhalte möglich und auch erwünscht. Dadurch können verschiedene Perspektiven und Aspekte zu den jeweiligen Themen beleuchtet und diskutiert werden.
Die Geschichte der PAT mit dem Schwerpunkt Schweiz wird behandelt. Dabei wird zu einer kritischen Auseinandersetzung beispielsweise über Mythen bezüglich der PAT angeregt, ebenso werden Probleme der PAT in den letzten Jahrzehnten und zukünftige Perspektiven diskutiert. Es wird die Pharmakologie von Psychedelika und Entaktogenen vermittelt. Zudem werden unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse psychopharmakologische Wirkungen, neurobiologische Modelle, Informationen zu Substanz und Dosierung, pharmakologische Interaktionen und medizinische Komplikationen vorgestellt. Ein Thema ist des Weiteren das medizinische und psychologische Screening, also die medizinische Anamnese, Abklärung von Voraussetzungen, Indikationsstellung und Kontraindikationen sowie Aufklärung der Patient*innen. Es wird sich mit psychologisch-psychiatrischen und psychotherapeutischen Aspekten befasst. Dies beinhaltet die Integration der Sitzungen in den therapeutischen Gesamtprozess, Durchführungsstandards, psychologische und situative Risikofaktoren, psychologische Prädiktoren der Substanzwirkung, Beziehungsdynamik, Übertragung und Gegenübertragung, Ethik der therapeutischen Beziehung und Veränderungsprozesse. Zu den Durchführungsstandards gehört außerdem der Rahmen der Sitzungen. Im Fokus stehen hier das Set und das und Setting. Das Set umfasst den psychischen Zustand des/der Patient*in; motivationale Aspekte, Intentionen, Erwartungen, Ängste, Wünsche, Hoffnungen, Zweifel; allgemein die aktuelle Stimmung, aber auch die Vorerfahrung, Weltanschauung und Wertehaltung. Setting beschreibt den physischen und gesellschaftlich-kulturellen Kontext der Behandlung, die Behandlungssituation, die Planung des Behandlungsablaufs mit Vorbereitung, Substanzbehandlung, Integration und Nachbehandlung, die Wahl der Substanz, den zeitlichen Rahmen, die Anzahl und Frequenz der Sitzungen sowie die Rollen und Funktionen der Therapeut*innen. Auch die Inhalte der Sitzungen werden thematisiert, etwa intrapsychische Dynamiken, Regressionsphänomene, spirituelle Aspekte, Kommunikation und Interaktion während der Sitzungen, Einbezug therapeutischer Interventionen – beispielsweise aus der Körperpsychotherapie –, Aspekte der Therapie im Einzel- sowie Gruppensetting, Gruppendynamik sowie somatische, psychische und psychiatrische Krisensituationen und deren Bewältigung. Darüber hinaus wird auf psychotherapeutische Kompetenzen eingegangen, wie beispielsweise die therapeutische Haltung, Präsenz, Vertrauensbildung, der Umgang mit kritischen Übertragungssituationen, das Menschenbild der/des Therapeut*in, das Verhalten in schwierigen Situation, aber auch die eigene Emotionsregulation und Selbstfürsorge. Ethische Standards sind für die psychotherapeutische Arbeit von zentraler Relevanz. Grundsätzlich gelten die ethischen Richtlinien der medizinischen und therapeutischen Berufe gleichermaßen für die PAT. Angesichts des tiefgreifenden Charakters der PAT werden ethische Erwägungen und Voraussetzungen jedoch hervorgehoben und Instrumente zur Qualitätssicherung thematisiert. Dazu gehören die Wahrung der beruflichen Grenzen und die bestmögliche Gewährleistung der Sicherheit des Behandlungsrahmens. Es braucht ein Bewusstsein darüber, dass einige Situationen Dilemmata darstellen, für die es kein klares Richtig oder Falsch gibt. Wichtige Elemente in diesem Kontext sind eine offene Fehlerkultur, Austausch, die Vernetzung in Intervisionsgruppen, kontinuierliche Supervision und Fortbildung.

Praktische Inhalte

In den Praxis-Retreats werden wissenschaftliche Erkenntnisse, Konzepte, Methoden sowie die spezifischen Anforderungen an die Therapeut*innen vermittelt und geübt. Praktische Einzel‑, Partner- und Gruppenübungen machen die Inhalte direkt erfahrbar. Themen sind beispielsweise das Setting in der PAT, die Rolle der/des Sitter*in, die Auswahl und Anwendung von Musik, Achtsamkeit, Körperwahrnehmung und körpertherapeutische Interventionen, Vorbereitung und Integration, Notfallsituationen und weitere. Ethische Fragen sind ständig begleitendes Thema. Es gibt Raum für Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Reflexion über psychologische Prozesse. Aktive Partizipation wird gewünscht und gefördert.
Zentrale Elemente sind auch die Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Identität, die therapeutische Haltung und die Selbstfürsorge. Besonders in psychedelischen Sitzungen, in denen Patient*innen intensive Erfahrungen machen und sich oft ungeschützter fühlen als im normalen Alltagsbewusstsein, ist die psychotherapeutische Grundhaltung – geprägt von Empathie, Akzeptanz, Wertschätzung und Präsenz (Rogers 1949) – von großer Bedeutung. Die Therapeut*innen sollen in der Lage sein, Patient*innen einfühlsam zu begleiten, auch über längere äußerlich ruhige Phasen hinweg, die wenig aktive Interaktion, aber dennoch aufmerksame Präsenz erfordern. In den oft langen und teilweise anspruchsvollen psychedelischen Sitzungen und Integrationsprozessen sind Therapeut*innen mitunter stark involviert. Die Selbstfürsorge ist daher wichtiger Teil der Weiterbildung. Dazu gehören nicht zuletzt der regelmäßige Austausch mit Kolleg*innen, Supervisor*innen und die eigene psychotherapeutische Selbsterfahrung. Das Weiterbildungscurriculum umfasst diese wichtigen Komponenten. Während der Retreats finden im Rahmen der Studie (Mueller 2022) auch die Substanzselbsterfahrungen der Studienteilnehmer*innen statt.

Psychedelische Selbsterfahrung

Relevanz

Ob die therapeutische Selbsterfahrung mit psychedelischen Substanzen sinnvoll oder gar notwendig ist oder nicht, wird aktuell diskutiert (Goodwin et al. 2023; Koslowski et al. 2021). Systematisch wurde dies bisher jedoch noch nicht untersucht (Nielson und Guss 2018). Die eigene Therapieselbsterfahrung ist integraler Bestandteil aller akkreditierten psychotherapeutischen Weiterbildungen in der Schweiz, ebenso in Deutschland. Die Relevanz der persönlichen therapeutischen Erfahrung wird aus verschiedenen Gründen diskutiert (Edwards 2013, 2018; Kumari 2017; Moe und Thimm 2021; Moller et al. 2009; Strozier und Stacey 2001) und gilt als selbstverständlicher Bestandteil jeder Psychotherapieweiterbildung. Die Selbsterfahrung soll der Vertiefung der Kenntnisse der Auszubildenden hinsichtlich therapeutischer Techniken und Fähigkeiten dienen, durch das Erleben der Patient*innenrolle die Fähigkeit zur Empathie steigern und die Therapeut*innen bei der Erlangung eines tieferen Verständnisses der therapeutischen Prozesse und der Effektivität, aber auch der Risiken von Behandlungen unterstützen.
Psychedelische Substanzen induzieren bewusstseinsverändernde Erfahrungen, die oft weit über die Grenzen des gewöhnlichen Alltagserlebens hinausgehen und sich in nahezu allen Aspekten der Wahrnehmung und in grundlegender Weise von der Wahrnehmung im normalen Wachbewusstsein unterscheiden. Es liegt nahe anzunehmen, dass bei ihrer Anwendung besonderer Wert darauf gelegt werden sollte, dass Therapeut*innen die Art der Erlebnisse, die Patient*innen während der Behandlung durchleben, verstehen (Nielson und Guss 2018). Wie auch in anderen Methoden stellt die persönliche psychedelische Selbsterfahrung jedoch keine Garantie für die Gewährleistung therapeutischer Kompetenz dar. Bei dieser Diskussion sollen auch mögliche Risiken für die Therapeut*innen berücksichtigt werden. Beachtenswert sind des Weiteren psychosoziale Aspekte, die besonders im Abhängigkeitsverhältnis zwischen Therapeut*in und Patient*in eine Rolle spielen, wie beispielsweise die Verstärkung narzisstischer oder eskapistischer Tendenzen oder die Idee, durch die eigene Selbsterfahrung überlegene Kompetenzen in Bezug auf die Prozesse der Patient*innen zu besitzen.
Merke.
Besonderer Wert ist im Rahmen der psychedelischen Selbsterfahrung darauf zu legen, dass Therapeut*innen die Art der Erlebnisse, die Patient*innen während der Behandlung durchleben, verstehen lernen.
Im Widerspruch mit der gängigen Praxis psychotherapeutischer Weiterbildungen sind psychedelische Selbsterfahrungen im Kontext der PAT aufgrund der rechtlichen Situation jedoch meistens nicht möglich. Im Fall des MAPS MDMA Therapy Training können Weiterbildungsteilnehmer*innen allerdings an einer Studie teilnehmen, im Rahmen derer MDMA in einem therapeutischen Setting gesunden Proband*innen verabreicht wird. Es gibt auch Trainings, die Studienreisen in Länder beinhalten, in denen der Gebrauch von psychedelischen Pflanzen, beispielsweise des Pflanzensuds Ayahuasca in Brasilien, kulturell integriert ist. Mit der kürzlichen Legalisierung von psychedelischen Pflanzen und Pilzen in einigen US-Bundesstaaten wie Colorado dürfte dort ein breites Angebot für Therapeutentrainings entstehen.
Einige Institute bieten die Möglichkeit für Selbsterfahrungen mit nichtpharmakologischen bewusstseinsverändernden Methoden an, beispielsweise durch holotropes Atmen. Diese können einen Eindruck von veränderten Bewusstseinszuständen vermitteln. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die durch verschiedene Methoden hervorgerufenen Erfahrungen in Bezug auf ihre Phänomenologie, Dynamik, körperlichen Empfindungen und teilweise auch in Bezug auf das Setting variieren können.

Longitudinale „Open-label“-Pilotstudie

Zusätzlich und begleitend zur Weiterbildung der SÄPT haben interessierte Teilnehmer*innen die Möglichkeit, an einer longitudinalen Open-label-Pilotstudie, die Selbsterfahrung mit den Substanzen MDMA, LSD und Psilocybin beinhaltet, teilzunehmen (Mueller 2022). Im Rahmen der Studie können bis zu 6 Substanzerfahrungen in unterschiedlichen Settings (Gruppensetting und Einzelsetting in Dyaden) gemacht werden. Im Einzelsetting in Dyaden erfahren sich die Teilnehmer*innen außerdem in der Rolle der Begleitperson („Sitter*in“), unterstützt durch das Studienteam. Die Selbsterfahrungen finden jeweils während der Zeit der Praxis-Retreats der Weiterbildung statt. Mithilfe von Fragebogen werden u. a. mögliche Veränderungen in der therapeutischen Haltung und andere Therapeutenvariablen erfasst. Qualitative Interviews sollen Aufschluss über den subjektiven Nutzen und mögliche Risiken solcher Selbsterfahrungen für Therapeut*innen geben.
Die Option einer Selbsterfahrung für Therapeut*innen mit diesen verschiedenen Substanzen und in unterschiedlichen Setting-Konstellationen ist eine weltweit einzigartige Situation. Die Studie wird Erkenntnisse über den Wert der therapeutischen Selbsterfahrung mit Psychedelika geben und einen Beitrag zu dieser Diskussion liefern (Nielson und Guss 2018; Emmerich und Humphries 2023).
Merke.
Zusätzlich und begleitend zur Weiterbildung der SÄPT haben interessierte Teilnehmer*innen die Möglichkeit, an einer longitudinalen Open-label-Pilotstudie, die Selbsterfahrung mit den Substanzen MDMA, LSD und Psilocybin beinhaltet, teilzunehmen.

Ausblick

Zurzeit übersteigt die Nachfrage nach Weiterbildungen in PAT das Angebot bei Weitem. Bereits bei der Weiterbildung der SÄPT, die von 2018 bis 2022 stattfand, bewarben sich 45 Personen, obwohl die Weiterbildung nicht öffentlich, sondern nur auf Veranstaltungen, wie dem Symposium zum dreißigjährigen Jubiläum der SÄPT, ausgeschrieben worden war. Es befanden sich also bereits damals 21 Personen auf der Warteliste. Im Verlauf dieser Weiterbildung bewarben sich 120 Personen für einen möglichen weitere Weiterbildungslehrgang, erneut, ohne dass dieser ausgeschrieben war. Damit die Qualität der Weiterbildung erhalten werden konnte, wurde die Gruppengröße dennoch auf 24 Personen beschränkt, obwohl damit viele ausgezeichnet qualifizierte Bewerber*innen nicht eingeladen werden konnten. Um dem Interesse zumindest ansatzweise gerecht zu werden, wurde der Theorieunterricht umstrukturiert und ist nun so gestaltet, dass die Theorienachmittage auch als Fortbildungen von weiteren Fachpersonen besucht werden können, selbst wenn diese nicht an der Weiterbildung teilnehmen. Für den nächsten Weiterbildungslehrgang besteht bereits wieder eine lange Warteliste (aktuell etwa 140 Personen), ohne dass dieser ausgeschrieben worden wäre.
Selbst wenn es in der Schweiz bald akkreditierte Zertifizierungen im Bereich PAT geben sollte, wird sich das Problem der das Angebot übersteigenden Nachfrage kurzfristig nicht lösen lassen. Dieser Zustand dürfte weiter verstärkt werden, sollten Psychedelika registrierte und damit verschreibungsfähige Medikamente werden.
In dieser Situation kommen der ohnehin wichtigen Vernetzung in Intervision und der Begleitung durch Supervision sowie der Möglichkeit, qualitativ gute Fortbildungsangebote zu nutzen, besondere Bedeutung zu. Die SÄPT erweitert ihr vereinsinternes Fortbildungsangebot aufgrund des großen Interesses kontinuierlich. Auch öffentliche Tagungen und Fortbildungen werden organisiert. Seit 2021 fanden 2 Fachtagungen für PAT-Therapeut*innen statt, an denen praxisrelevante Themen vorgestellt und diskutiert wurden. Die dritte Ausgabe ist für April 2024 geplant – in Zusammenarbeit mit den neu gegründeten Fachgesellschaften in der französischen Schweiz. Dadurch werden auch der überregionale Austausch und die Zusammenarbeit gefördert und das Angebot wird kontinuierlich weiterentwickelt. Ein weiterer Schwerpunkt sollte jedoch auf eine zeitnahe Etablierung qualitativ hochwertiger, jedoch umfassender und breit zugänglicher Fort- und Weiterbildungsprogramme für die PAT gelegt werden.
Es gibt international mittlerweile ein breit gefächertes Programm von Online-Veranstaltungen, in denen Wissen über Psychedelika vermittelt und diskutiert wird. Es wird empfohlen, die Teilnahme an solchen Fortbildungsveranstaltungen im Sinne einer Nachvollziehbarkeit des Interesses und des Kompetenzerwerbs zu dokumentieren.
Infobox Weiterführende Informationen

Fazit für die Praxis

  • Der Erwerb spezifischer Kenntnisse über die Psychedelika-assistierte Therapie ist auf der Basis einer bestehenden psychotherapeutischen Ausbildung als wichtiger Standard für die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Behandlung zu postulieren.
  • Die Kapazitäten für Weiterbildungsmöglichkeiten müssen noch erweitert werden.
  • Daneben und gleichzeitig entsteht ein ergänzendes Fortbildungsangebot: Online- und Präsenzvorträge und -seminare, Intervision und Supervision, Peergroups und Diskussionsforen sowie legale Selbsterfahrungsmöglichkeiten.
  • Zum aktuellen Zeitpunkt wird die selbstständige Dokumentation der Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen im Sinne einer Nachvollziehbarkeit des Interesses und des Kompetenzerwerbs empfohlen.

Danksagung

Wir danken unseren Kolleginnen und Kollegen, insbesondere aus der Weiterbildungskommission der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT), für den kontinuierlichen Erfahrungsaustausch.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

H.D. Aicher ist aktives Mitglied der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) und dort in verschiedenen Arbeitsgruppen tätig. Ihre Haupttätigkeit ist die Psychedelika-Forschung an den Universitäten Zürich und Basel. Sie assistiert ärztlichen Kollegen seit einigen Jahren in Einzel- und Gruppentherapiesitzungen mit Psychedelika im Rahmen der beschränkten medizinischen Anwendung. P. Gasser ist Präsident der SÄPT und dort in verschiedenen Arbeitsgruppen tätig. Er arbeitet psychiatrisch-psychotherapeutisch in eigener Praxis und behandelt seit vielen Jahren im Rahmen der beschränkten medizinischen Anwendung Patientinnen und Patienten mit Psychedelika. Zudem hat er mehrere Studien zur psychotherapeutischen Anwendung von Lysergsäurediethylamid (LSD) (mit) durchgeführt. Er ist Berater für Mind Medicine Inc und die Reconnect Foundation.
Die Studie zur Relevanz der psychedelischen Selbsterfahrung von Therapeut*innen (TherPsySE) wurde von der Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz EKNZ (Project-ID 2022-01173) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG-Nr. [AB]-8/5-BetmG-20231 018154) genehmigt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erteilten eine schriftliche Einverständniserklärung gemäß der Deklaration von Helsinki.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

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Literatur
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Metadaten
Titel
Weiterbildung in Psychedelika-assistierter Therapie – Erfahrungen aus der Schweiz
verfasst von
Dr. phil. H. D. Aicher
Dr. med. P. Gasser
Publikationsdatum
08.02.2024
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Die Psychotherapie / Ausgabe 2/2024
Print ISSN: 2731-7161
Elektronische ISSN: 2731-717X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00278-024-00708-7

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