Erschienen in:
21.04.2020 | Wundinfektion | Netzwerk Grundlagenforschung
Die moderne Wundantiseptik – Indikationen und Limitationen, zwischen Wissen, Wunsch und Unsicherheit
verfasst von:
Dr. med. J.-D. Rembe, Prof. Dr. med. E. K. Stürmer
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 4/2020
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Auszug
Infizierte Wunden adäquat zu behandeln, bleibt eine medizinische Herausforderung. Von jährlich ca. 2,7 Mio. Wundpatienten in Deutschland [
1] leiden bis zu acht Prozent unter postoperativen Wundinfektionen [
2]; 78 % aller chronischen Wunden sind mit einem Biofilm besiedelt, einem polymikrobiellen Belag, welcher durch Oberflächenanheftung und Selbsteinbettung in einen Schutzfilm aus extrazellulärer polymerer Substanz (EPS) höchst resistent gegen antimikrobielle Wirkstoffe ist [
3]. Ein aktuelles und evidenzbasiertes Wund- und Infektionsmanagement mit bedachter Indikationsstellung, basierend auf anwendungsorientierten Leitlinien muss hier das Ziel sein. Die Wahl des richtigen antimikrobiellen Wirkstoffs mag dabei trivialer erscheinen als sie tatsächlich sein sollte. Vielerorts folgen Therapieregime regionaler Überzeugung, veraltetem Wissen oder eingeschliffenen Praktiken. Mit dem sicherheitsorientierten Grundgedanken „Viel hilft viel“ und „Lieber zu viel als zu wenig“ werden hochpotente (jedoch auch potenziell toxische) antiseptische Substanzen, auch obsolete Wirkstoffe, zu unreflektiert ohne Berücksichtigung des Kontaminationsgrades, des Wundstadiums oder der Therapieintention eingesetzt. Solche Herangehensweisen sind in Zeiten zielgerichteter, differenzierter Medizin weder sinnhaft noch gerechtfertigt. …