Erschienen in:
01.06.2015 | Übersicht
Zementfreier anatomischer Glenoidersatz
verfasst von:
Prof. Dr. med. Peter Habermeyer, Dr. med. Petra Magosch
Erschienen in:
Obere Extremität
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es an Hand der verschiedenen Metal-back- (MB-)Systeme deren mechanische Konzeption und die Entwicklungschancen für die Zukunft aufzuzeigen. Eine dreifach höhere Revisionsrate von MB-Pfannen im Vergleich zu zementierten hat zum Rückgang ihrer Verwendung geführt. Betrachtet man sich die bisherigen Entwicklungen von zementfreien Systemen, so sind unterschiedlichste Verankerungsformen von Kiel- bis Zapfen-, Konus- bis Hybridverankerungen, verschraubt oder nur press-fit verarbeitet worden, deren Stabilitätsverhalten sehr unterschiedlich ausfällt. Flache oder konkave Rückflächen unterscheiden sich bei den MB-Pfannen nicht grundsätzlich von den zementierten. Ein entscheidender Einfluss kommt dem Elastizitätsverhalten des Metallträgers zu. Zu hartes Metall führt offensichtlich zum Stresshielding unterhalb des MB mit negativen Auswirkungen auf die Standzeit. Umgekehrt zeigten zu weiche Systeme Materialbrüche. Im Interface spielen sich hohe Reibungsspannungen zwischen Polyethylen- (PE-)Inlay und MB ab, die zum PE-Verschleiß führen. Ein spezifischer Versagensmodus ist die PE-Dissoziation. Das Verhalten des Krümmungsradius der MB-Glenoidkomponenten scheint einem anderen Modus als beim Mismatch von zementierten PE-Inlays zu unterliegen. Dies belegt die lange Standzeit von Neer-II-MB-Pfannen von 89 % nach 15 Jahren, die konforme Gelenkradien aufwiesen. Einen besonders mechanisch ungünstigen Einfluss scheint die Bauhöhe der MB-Komponenten zu haben. Insgesamt unterscheidet sich der Versagensmodus grundsätzlich zwischen zementierten und zementfreien Systemen. Die Zukunft der MB-Pfannen liegt dort, wo zementierbare Systeme keine ausreichende Stabilität bieten. Das sind Folgezustände mit knöchernen Defekten der Pfanne, bei Revisionszuständen und bei kritischem Zustand der Rotatorenmanschette. Im Revisionsfall bieten konvertierbare Plattformsysteme die Möglichkeit das PE-Inlay auszubauen und auf die bestehende Basisplatte eine inverse Glenosphäre aufzusetzen.