Erschienen in:
01.05.2012 | Originalien
Zur Terminologie der stationären Potenziale des auditorischen Systems
Was unterscheidet stationäre und transiente Potenziale?
verfasst von:
PD Dr. rer. nat. R. Mühler
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 5/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Stationäre Potenziale des auditorischen Systems („auditory steady-state responses“, ASSR) ermöglichen eine objektive Bestimmung der Hörschwelle in Abhängigkeit von der Reizfrequenz. Nachdem in den ersten Jahren der klinischen Nutzung vorrangig amplitudenmodulierte Reize zur Auslösung der ASSR eingesetzt wurden, werden in jüngster Zeit Verfahren beschrieben, die Chirp-Reize sowohl zur Auslösung von transienten als auch von stationären Potenzialen benutzen. Die dadurch bei potenziellen Anwendern entstandene Verunsicherung nimmt dieser Beitrag zum Anlass, die Terminologie transienter und stationärer Potenziale einer Neubewertung zu unterziehen.
Methode
Zwei Experimente sollen den fließenden Übergang zwischen transienten und stationären Potenzialen demonstrieren. In Experiment 1 wurden an einem erwachsenen Probanden klickevozierte Hirnstammpotenziale für Reizraten zwischen 24/s und 72/s registriert. In Experiment 2 wurden für die gleichen Reizraten und drei verschiedene Reiztypen stationäre Potenziale registriert: Für einen amplitudenmodulierten 1-kHz-Ton, für einen 1-kHz-Tonpuls und für einen Chirp.
Ergebnisse
Experiment 1 zeigt, dass bei höheren Reizraten die typischen Wellenkomplexe der Hirnstammpotenziale zu einem stationären Potenzial verschmelzen. Um diesen Effekt zu erkennen, muss das Zeitfenster der Messung weit über den klinisch üblichen Wert hinaus erweitert werden. Experiment 2 zeigt, dass die Spektren der durch die 3 Reiztypen (Amplitudenmodulation, AM; Tonpuls; Chirp) ausgelösten stationären Potenziale eine identische Grundstruktur aufweisen.
Schlussfolgerungen
Für die prinzipielle Nachweisbarkeit der ASSR im Frequenzbereich ist die zu ihrer Auslösung benutzte Reizform von untergeordneter Bedeutung. Somit handelt es sich bei den ASSR aus klinischer Sicht nicht um eine neue Potenzialart, sondern stationäre unterscheiden sich von transienten Potenzialen vor allem durch den Signalnachweis im Frequenzbereich und das dafür notwendige längere Zeitfenster.