06.10.2022 | Antibiotika | Leitthema
Antibiotic Stewardship – eine Einführung
verfasst von:
Prof. Dr. med. Rika Draenert
Erschienen in:
Zeitschrift für Pneumologie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Antibiotic Stewardship (ABS) hat den rationalen Einsatz von Antibiotika in allen Bereichen der Humanmedizin zum Ziel. Zunehmend geht es jedoch nicht nur um Antibiotika, sondern um Antiinfektiva allgemein. Hauptgrund für die Implementierung von ABS ist die besorgniserregende, bakterielle Resistenzentwicklung weltweit, die auf einen steigenden Einsatz von Antibiotika zurückzuführen ist, mit einer Zunahme des globalen Antibiotikaverbrauchs um 65 % vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015. In Deutschland hinkt die ABS-Bewegung zwar grundsätzlich anderen Ländern hinterher, hat jedoch in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Allen voran werden interdisziplinäre ABS-Teams in Krankenhäusern eingerichtet. Jedoch werden zunehmend auch ABS-Projekte auf der Ebene einer Stadt oder einer Region etabliert, die v. a. auch niedergelassene Ärzte einschließen, und nationale Bemühungen wie die Klug entscheiden-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) stellen Ergänzungen dar. All diese Anstrengungen lohnen sich, wie viele Publikationen zeigen, dass nämlich der Antibiotikaverbrauch durch ABS-Maßnahmen deutlich gesenkt werden kann. Aufwendige, über viele Jahre durchgeführte Auswertungen können auch zeigen, dass durch ABS-Interventionen tatsächlich die bakterielle Resistenzrate gesenkt wird. Dies trifft auf Deutschland ebenfalls zu. Eine Analyse, die 2020 publiziert wurde, zeigt, dass der Antibiotikaverbrauch in Deutschland langsam gesenkt wird, insbesondere in der Kinder- und Jugendmedizin. Substanzen wie Cephalosporine und Fluorchinolone werden weniger eingesetzt, wohingegen Aminopenicilline häufiger verwendet werden – ganz im Sinne von ABS.