Hintergrund
Nach Auffindung von skelettierten menschlichen Überresten ist die Bestimmung des Geschlechts ein wesentliches Element des sog. biologischen Profils. Neben den molekularbiologischen Methoden zur Geschlechtsbestimmung basieren die am häufigsten verwendeten Techniken auf den morphologischen Eigenschaften des Beckens und des Schädels. Da man im forensischen Zusammenhang häufig auf unvollständige Skelette oder fragmentierte Becken- und Schädelknochen trifft, ist es sinnvoll, nach alternativen Merkmalen und Maßen zu suchen, die eine ausreichend gute Korrelation zum Geschlecht aufweisen.
Ziel der Arbeit
Anhand postmortaler CT-Daten soll der menschliche Gaumen vermessen und überprüft werden, ob ein Zusammenhang zwischen den Messergebnissen und dem Geschlecht besteht.
Material und Methoden
An 58 virtuellen 3D-rekonstruierten Schädeln (40 männlich, Altersmittelwert 41,7 Jahre, und 18 weiblich, Altersmittelwert 46,6 Jahre) wurden die Gaumenmaße (Gaumenhöhe, vordere Gaumenhöhe, Gaumenbreite und vordere Gaumenbreite) digital vermessen. Aus Gaumenhöhe und Gaumenbreite wurde der Gaumenhöhenindex zur Charakterisierung der Gaumenwölbung berechnet.
Ergebnisse
Für die vordere Gaumenhöhe, die Gaumenbreite und die vordere Gaumenbreite konnte mithilfe der Korrelationsanalyse nach Pearson statistisch kein signifikanter Zusammenhang mit dem Geschlecht festgestellt werden. Dagegen war für die Gaumenhöhe eine positive Korrelation nach Pearson auf einem Signifikanzniveau von 99 % (2-seitig) nachweisbar. Allerdings ist aufgrund der zu geringen Trennschärfe eine praktische Anwendung zur Geschlechtsdiskrimination nicht ableitbar.
Schlussfolgerung
In Bezug auf die Gaumenwölbung konnte bei 20 der 40 männlichen Individuen und bei 6 der 18 weiblichen Individuen der Gaumenhöhenindex berechnet werden. Die meisten männlichen Individuen waren demnach mittelhochgaumig, die meisten weiblichen Individuen niedergaumig und keines hochgaumig. Mittelhoch- und insbesondere Hochgaumigkeit sprechen insofern am ehesten für ein männliches Individuum. Die Gaumenwölbung könnte als ergänzender Feldtest sinnvoll sein. Allerdings wäre eine Überprüfung aller Paramater an einer deutlich größeren Stichprobe zu empfehlen. Hierbei sollte außerdem auf ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis der Studienpopulation geachtet werden.