Erschienen in:
16.09.2020 | COVID-19 | Notfallmedizin
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Bevorratung persönlicher Schutzausrüstung in Kliniken zur Vorbereitung auf eine Pandemie
verfasst von:
Prof. Dr. E. G. Pfenninger, U. X Kaisers
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 12/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Durch ungenügende Bevorratung war weltweit von Anfang des SARS-CoV-2(Severe Acute Respiratory Corona Virus 2)-Ausbruchs die persönliche Schutzausrüstung (PSA) knapp. Um beim Ausbruch einer erneuten Epidemie oder Pandemie oder einer „zweiten Welle“ der dadurch bedingten Coronavirus-Krankheit (COVID-19) einem nochmaligen Mangel an PSA begegnen zu können, wird überlegt, wie man durch entsprechende Bevorratung Personal und Patienten besser schützen kann.
Fragestellung
Ziel der vorliegenden Studie war, in einer überregionalen Universitätsklinik einen PSA-Bedarfsrechner zu erstellen, der eine Vorhersage erlaubt, welcher PAS-Bedarf bevorratet werden soll.
Material und Methoden
Am Universitätsklinikum Ulm wurde vom 01.04.2020 bis zum 30.04.2020 der Verbrauch an PSA erhoben, sowie die Anzahl der an COVID-19 erkrankten Patienten bzw. deren Behandlungstage. Daraus wurde der Verbrauch an PSA pro Patient errechnet. Aus den so gewonnenen Verbrauchszahlen pro Patient wurde ein Bedarfsrechner erstellt, in dem sich mit den Variablen „Patienten auf Intensivstation“, „Patienten Infektionsstation“ und „Behandlungstage“ der jeweilige Bedarf an PSA errechnen lässt. Zur Validierung des PSA-Rechners wurde der tatsächliche Verbrauch an PSA für Mai 2020 erhoben und dem mit dem PSA-Rechner ermittelten Bedarf gegenübergestellt.
Ergebnisse
Im April 2020 wurden 18 PSA-Einzelartikel vorrätig gehalten und in insgesamt 1.995.500 Einzelteilen verbraucht. 22 Intensivpatienten mit 257 Pflegetagen und 39 Patienten mit 357 Pflegtagen auf der Infektionsstation wurden mit COVID-19 behandelt. Insgesamt waren hierfür 603,2 Personaltage (sog. Manntage) notwendig. Es wurden 34.550 Atemschutzmasken, 1.558.780 Handschuhe und 1100 Schutzbrillen oder Schutzvisiere verbraucht, wobei pro Intensivpatient im Schnitt täglich 49 Atemschutzmasken und 2216 Handschuhe benötigt wurden. Im Mai 2020 wurden 6 Intensivpatienten mit COVID-19 behandelt und 19 Patienten auf der Infektionsstation. Der Verbrauch an PSA-Material lag um 39 % niedriger gegenüber dem Vormonat, aber absolut um 82 % und relativ im Mittel um 39 % höher als berechnet.
Schlussfolgerung
Mit dem entwickelten Tool kann für zukünftige Pandemien die notwendige zu bevorratende Menge an PSA abgeschätzt und vorrätig gehalten werden. Dieses Tool kann auch unter Beachtung der örtlichen Gegebenheiten hilfreich für andere Kliniken sein.