07.12.2018 | Leitthema
Die Rolle der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in der Weiterentwicklung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung
verfasst von:
Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Christopher Kofahl
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Gesundheitskompetenz steht aktuell auf der gesundheitspolitischen Agenda, nicht zuletzt, weil in den letzten Jahren veröffentlichte Studien zeigen, dass mehr als 50 % der Menschen in Deutschland Probleme damit haben, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Die Zahlen reflektieren individuelle Schwierigkeiten und weisen auf ein nur unzureichend auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Nutzerinnen und Nutzer ausgerichtetes Gesundheitssystem hin. Um diese Situation zu verbessern, wurde unter anderem im Jahr 2018 ein Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz vorgestellt, in dem auch die gemeinschaftliche Selbsthilfe mehrfach als wichtiger Akteur zur Weiterentwicklung der individuellen und institutionellen Gesundheitskompetenz adressiert wird.
Der Beitrag diskutiert die Relevanz des bislang handlungsleitenden Konzepts des Empowerment von Patienten und ihren Angehörigen in der Selbsthilfearbeit und kommt zu dem Schluss, dass die Förderung von Gesundheitskompetenz bereits von Anbeginn eine zentrale Zielgröße der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe war und ist – nur ohne diesen Begriff zu verwenden. Auf Basis von Befragungsergebnissen wird gezeigt, wie Menschen durch ihre Teilnahme an Selbsthilfegruppen einen Zuwachs an Gesundheitskompetenz erfahren und welche edukativen, unterstützenden und beratenden Aufgaben daraus für die Selbsthilfe erwachsen. Dabei wird die besondere Rolle der gemeinschaftlichen Selbsthilfe insbesondere für die individuellen, alltagsrelevanten Dimensionen von Gesundheitskompetenz deutlich.