Erschienen in:
01.05.2007 | Leitthema
Die Rolle endothelialer Vorläuferzellen in der Sepsis
verfasst von:
Prof. Dr. G.C. Beck, N. Rafat, B. Yard, C. Hanusch
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 5/2007
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Zusammenfassung
Das Ausmaß der mikrovaskulären Schädigung spielt eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Sepsis. Es wird durch endotheliale Dysfunktionen wie Schwellung, Deformierung und Apoptose mit teilweisem Ablösen der Endothelzellen von der Basalmembran bestimmt, die dann als zirkulierende Endothelzellen und endotheliale Mikropartikel vermehrt im Blut von Sepsispatienten gefunden wurden. Die Reparatur dieses geschädigten Endothels, d. h. die Wiederherstellung einer endothelialen Homöostase, könnte somit eine Schlüsselrolle in der Sepsistherapie spielen. Es gibt heute Hinweise, dass endotheliale Vorläuferzellen, die durch eine Reihe stimulierender Mediatoren vermehrt aus dem Knochenmark freigesetzt werden, eine Reendothelialisierung bzw. über parakrine Effekte eine gesteigerte Proliferation bereits vorhandener Zellen bewirken können. Derartige Reparatureffekte konnten unter verschiedenen Bedingungen endothelialer Schädigung, insbesondere akute kardiovaskuläre Ereignisse, Dialyse, aber auch beim akuten Lungenversagen bereits nachgewiesen werden. Erste Untersuchungen konnten jetzt zeigen, dass auch im Blut von Sepsispatienten neben abgelösten Endothelzellen vermehrt endotheliale Vorläuferzellen zirkulieren, deren Konzentration umgekehrt proportional zu Schwere und Mortalität bei Sepsis ist und mit der Konzentration der Zytokine, die für die Freisetzung endothelialer Progenitorzellen (EPC) aus dem Knochenmark verantwortlich sind, korrelieren. Diese Erkenntnisse unterstützen die Hypothese, dass auch bei einer Sepsis endotheliale Reparaturmechanismen in Form der mediatorinduzierten vermehrten Freisetzung endothelialer Vorläuferzellen aus dem Knochenmark initiiert werden. Somit könnten Messungen der cEPC-Konzentrationen als diagnostischer oder prognostischer Parameter der Schwere des Gefäßschadens und der Sepsis dienen, und die Erhöhung der EPC-Konzentration eine mögliche Therapieoption sein.