Erschienen in:
01.09.2012 | Leitthema
Diskussion um Konzepte und Diagnostik somatoformer Störungen
verfasst von:
PD Dr. C. Hausteiner-Wiehle, P. Henningsen
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2012
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Zusammenfassung
Angesichts der anstehenden Revisionen des DSM und der ICD ist die konzeptuelle und diagnostische Diskussion über die „somatoformen Störungen“ in vollem Gange. Die bestehenden Diagnosekategorien und -kriterien haben sich als wenig valide und wenig praktikabel erwiesen. Insbesondere die Forderung nach einer fehlenden somatischen Erklärbarkeit der Beschwerden ist methodisch kaum haltbar und praktisch nur schwer umsetzbar. Eine verwirrende Terminologie einschließlich einer Parallelklassifikation „funktioneller“ und „somatoformer Störungen“ stellen zusätzliche Hindernisse für eine Verbesserung der Patientenversorgung dar. Neue Klassifikationsversuche werden voraussichtlich das bisherige Kriterium der fehlenden somatischen Erklärbarkeit fallen lassen und so die Ähnlichkeiten somatoformer und somatopsychischer Störungen betonen. Für das DSM-5 wird die Einführung psychobehavioraler Positivkriterien vorgeschlagen, die in der Regel wesentlich zur funktionellen Beeinträchtigung der Patienten und damit zur Erkrankungsschwere beitragen und oft mit konkretem klinischem Handlungsbedarf verbunden sind.