Erschienen in:
12.04.2016 | Opioide | Originalien
Dosisfindung zur Behandlung mit transdermalem Fentanylpflaster
Titration mit oralem, transmukosalem Fentanylcitrat und Morphinsulfat
verfasst von:
Dr. M. Mücke, R. Conrad, M. Marinova, H. Cuhls, F. Elsner, R. Rolke, L. Radbruch
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 6/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Bislang fehlen Studien, die eine Titration auf transdermales Fentanyl mithilfe von transmukosalem Fentanyl evaluieren. In einer offenen randomisierten Studie untersuchten wir 60 Patienten mit schweren chronischen Schmerzen malignen (n = 39) bzw. nichtmalignen Ursprungs (n = 21), bei denen eine Einstellung auf Opioide der Stufe III der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erforderlich war. Bei je 30 Patienten wurde die Titration mit einem schnellwirksamen („immediate release“) Morphin (IRM) bzw. einem oralen transmukosalen Fentanylcitrat (OTFC) vorgenommen. Als Messinstrumente kamen das Brief Pain Inventory (BPI) und das minimale Dokumentationssystem (MIDOS) zum Einsatz. Nach einer Aufdosierungsphase über 24 Stunden, in denen die Patienten stündlich die Intensität von Schmerzen, Übelkeit und Müdigkeit dokumentierten, wurde über 10 Tage anhand der notwendigen Dosisanpassung des transdermalen Fentanyls der Erfolg der Titration untersucht (Responder ≤ eine Anpassung; Umrechnungsfaktor OTFC-Gruppe 1:1 vs. Morphin-Gruppe 100:1).
Die Schmerzreduktion in den ersten 24 Stunden (Aufdosierungsphase) unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Die Anzahl von Respondern über 10 Tage lag bei 17 (OTFC) bzw. 21 (IRM) und zeigte ebenfalls keinen Unterschied; in beiden Gruppen kam es zu einem signifikanten Abfall der Schmerzintensität (p < 0,001). Die OTFC-Gruppe zeigte im Vergleich zur Morphin-Gruppe im Studienverlauf signifikant mehr Abbrecher aufgrund von Nebenwirkungen (8 vs. 1; p = 0,028).
OTFC kann zur Titration auf transdermales Fentanyl eingesetzt werden, ein klinisch relevanter Vorteil ist allerdings nicht belegbar. So war beispielsweise in dieser Studie das Risiko eines nebenwirkungsbedingten Therapieabbruchs in der OTFC-Gruppe größer. Ob der nicht erforderliche Opioidwechsel bei chronischen Schmerzen und Durchbruchschmerzen etwa im Hinblick auf die Minimierung von Umrechnungsfehlern einen Vorteil bietet, kann im Rahmen dieser Studie nicht abschließend beantwortet werden.