Erschienen in:
01.12.2015 | Dünndarm in der Radiologie | Leitthema
Moderne MRT des Dünndarms
verfasst von:
M. Scharitzer, A. Ba-Ssalamah
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Klinisch-methodisches Problem
Die radiologische Diagnostik von Erkrankungen des Dünndarms wurde in den letzten beiden Jahrzehnten einem dramatischen Wandel unterzogen. Durch rasche Fortschritte mit neuen Behandlungsmethoden und einem zunehmend therapeutischen Fokus auf transmuralen Heilungsprozessen ist eine Gesamtabklärung des Gastrointestinaltrakts in den Mittelpunkt gerückt.
Radiologische Standardverfahren
Durch die Einführung der Endoskopie hat die gastrointestinale Bildgebung mit der Magen-Darm-Passage bzw. dem Enteroklysma mit einer relativ hohen Strahlenbelastung nur bedingte Einsatzmöglichkeiten gezeigt. Die Entwicklung der Schnittbildverfahren ermöglichte eine deutlich breitere radiologische Abklärung abdomineller Erkrankungen. Durch schnelle Untersuchungstechniken sowie einen hohen Weichteilkontrast mit dem großen Vorteil einer fehlenden Strahlenexposition hat die MRT des Gastrointestinaltrakts zunehmende Bedeutung gewonnen. Bei suffizienter Füllung des Darmlumens liegt ein großer Vorteil in der gleichzeitigen Abbildung sämtlicher Darmwandschichten, der perienteralen Strukturen sowie assoziierter abdomineller Veränderungen.
Methodische Innovationen
Neue MR-Sequenzen wie diffusionsgewichtete Sequenzen, dynamische Kontrastmittelsequenzen oder die MR-Fluoroskopie ermöglichen die Detektion morphologischer Veränderungen mit zusätzlicher Charakterisierung dieser Darmabschnitte sowie die Beurteilung funktioneller Pathologien mit dynamischer Information über eine gestörte Darmmotilität.
Bewertung
Aktuelle Richtlinien europäischer radiologischer und gastroenterologischer Organisationen haben die Bedeutung der Schnittbildverfahren und insbesondere der MRT für die Erstdiagnose und das Follow-up bei Patienten mit Morbus Crohn bestätigt. Durch die Möglichkeit der Beurteilung aller Darmwandschichten sowie dem Vorhandensein extramuraler Komplikationen hat die MRT einen signifikanten Einfluss auf das weitere therapeutische Vorgehen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
Empfehlung für die Praxis
Insbesondere bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sollte aus Gründen der Strahlenhygiene bei hoher diagnostischer Aussagekraft die MRT als MR-Enterographie oder MR-Enteroklysma die Methode der Wahl für die Abklärung von Dünndarmpathologien darstellen. Mithilfe verschiedener MR-Sequenzen sind nicht nur die Detektion, sondern auch die Charakterisierung der gefundenen Veränderungen für die weitere Behandlung der Patienten entscheidend.