Häufigste Ursache einer latenten oder manifesten
Hypothyreose ist im jungen Alter eine
Autoimmunthyreoiditis (AIT), auch Hashimoto-Thyreoiditis genannt. Weitere Ursache kann eine ablative Schilddrüsenbehandlung (Operation oder Radiojodtherapie) sein. Die Überdosierung von Thyreostatika sollte ursächlich nur ein passageres Problem sein. Seltene Ursachen sind eine Fehlanlage der Schilddrüse, schwerer Jodmangel (in Deutschland nicht mehr relevant) oder eine Störung der Hormonsynthese.
Symptome und Diagnose
Typische Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion sind in der Übersicht dargestellt.
Eine latente oder eben auch subklinisch genannte
Hypothyreose ist meist symptomlos.
Die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis
wird gestellt durch gleichzeitiges Auftreten
2 von diesen 3 Kriterien müssen zur Diagnose einer
Autoimmunthyreoiditis (AIT) erfüllt sein. Eine AIT kann im Rahmen eines polyendokrinen Autoimmunprozesses auftreten. Weitere – seltenere – assoziierte Manifestationen sind:
Die Diagnose einer
Hypothyreose wird zunächst mit dem Screeningparameter TSH überprüft. Ist dieser erhöht nachzuweisen, so empfiehlt sich die Bestimmung der freien Schilddrüsenhormonparameter fT3, fT4 und der Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK)
. Positive TPO-Antikörper und/oder Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK) finden sich bei etwa 10 % der Bevölkerung, hiervon ist 1/5 weiblich (Tunbridge et al.
1977). Bereits ab einem TSH-Spiegel >2,5 mIU/l finden sich gehäuft positive TPO-AK, sodass einige Labors den oberen Grenzwert des TSH auf 2,5 mIU/l festgelegt haben.
Denn bereits 1981 gab es Untersuchungen, die eine erhöhte Inzidenz einer hypothyreoten Stoffwechsellage bei infertilen Frauen darstellten (reviewed in Poppe et al.
2008). Auch nachfolgende Untersuchungen wurden i. d. R. nicht prospektiv durchgeführt und die Definition einer latenten
Hypothyreose mit unterschiedlichen Grenzwerten angesetzt. Versucht man jedoch, trotz allem die verschiedenen Studien zusammenzufassen, kommt man zu einer erhöhten Inzidenz von AIT bei infertilen Frauen im Vergleich zu Kontrollen etwa um den Faktor 2,1 (RR; Poppe et al.
2007).
Gleichzeitig hat es eine ganze Reihe von Studien – davon 12 Fallkontrollstudien – in den letzten Jahren gegeben, die eine Korrelation zwischen erhöhten TPO-Antikörpern und einer erhöhten Neigung zu Fehlgeburten zeigte (Männistö et al.
2009; Abalovich et al.
2007). In einer neueren Studie von 2016 hingegen zeigten TSH-Erhöhungen und TPO-AK-Positivität keinen negativen Einfluss (Plowden et al.
2016). Die genauen TSH-Grenzwerte sind hierbei weiterhin Gegenstand reger Diskussion.
Als eine Ursache wird angenommen, dass Frauen mit positiven TPO-Antikörpern eine relative
Hypothyreose haben und insofern in der Schwangerschaft die Schilddrüsenfunktion nicht physiologisch anpassen können (Thangaratinam et al.
2011). Ob zusätzliche Autoimmunvorgänge hier noch einen direkten Einfluss auf die Intaktheit Schwangerschaft ausüben, ist Gegenstand der Diskussion.
Bis heute sind prospektive Studien rar, die den Effekt einer Levothyroxintherapie auf eine Reduktion der erhöhten Raten an Fehlgeburten bei TPO-Antikörper-positiven Frauen untersuchen. Es existieren hierzu 2 Arbeiten, die aus derselben Arbeitsgruppe um Negro stammen. Sie zeigen eine Reduktion der Rate an Fehlgeburten und v. a. keine negativen Effekte einer Levothyroxintherapie (Negro et al.
2005,
2006). Die Bestimmung des TPO-AK hat insofern zusätzlich zur Bestimmung des TSH Relevanz.
Die iranische Arbeitsgruppe um Sima Nazarpour hat kürzlich den Einfluss einer L-Thyroxingabe bei subklinisch hypothyreoten Frauen untersucht. Die Gruppe der TPO-AK-positiven Frauen scheint bezüglich einer Reduktion der Frühgeburtlichkeit von einer Levothyroxingabe zu profitieren. Die Häufigkeit neonataler stationärer Aufnahmen war insbesondere bei den Kindern der Frauen erhöht, die eine subklinische
Hypothyreose mit einem TSH von >4,0 mIU/l aufwiesen und unbehandelt blieben (Nazarpour et al.
2017). Die Untersuchung bei TPO-AK-negativen Frauen zeigte eine Reduktion der Frühgeburtlichkeit unter einer Levothyroxintherapie ab einem TSH >4 mIU/l vor Therapiebeginn (Nazarpour et al.
2018). Bei beiden publizierten Untersuchungen wurde die Randomisierung in der 11–12. Schwangerschaftswoche vorgenommen, die Effekte einer L-Thyroxin-Therapie in der Frühschwangerschaft waren entsprechend nicht Gegenstand der Untersuchung.
In einer ebenfalls kürzlich erschienenen dänischen Follow-up-Studie wurde bei 5-jährigen Kindern eine Minderung des Intelligenzquotienten ab einem mütterlichen TSH in der Schwangerschaft >10 mIU/l nachgewiesen. Ein mütterliches TSH zwischen 2,5 und 9,9 mIU/l hatte keinen messbaren negativen Einfluss (Andersen et al.
2018). Dies bestätigt, dass milde TSH-Erhöhungen in der Schwangerschaft für die neuropsychologische Entwicklung des Kindes wohl keine negativen Auswirkungen haben.
Auch vor dem Hintergrund dieser neueren Daten sollten Übertherapien vermieden werden.
Therapie der Hypothyreose bei Kinderwunsch und Schwangerschaft
Die übliche Startdosis liegt bei 50 μg Levothyroxin, diese kann als Kombinationstherapie mit Jodid 150 μg eingenommen werden, falls die Frau nicht bereits ein Jodidpräparat einnimmt.
Liegt das TSH nicht im Zielbereich, so kann nach Tab.
2 eine Dosisanpassung vorgenommen werden.
Tab. 2
Anpassung der Thyroxindosis
. (Nach Glinoer und Abalovic
2007)
5–10 | 25–50 |
10–20 | 50–75 |
>20 | 100 |
Nimmt die Frau bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ein Schilddrüsenhormon ein, so muss die Dosis um 25–50 % gesteigert werden. Es bietet sich hier an, in Kenntnis der Schwangerschaft die Dosis anzupassen. Hierzu können verschiedene Verfahren gewählt werden.
Eine besondere Stellung nehmen in diesem Zusammenhang die Diagnose und Überwachung von Schilddrüsenfunktionsstörungen bei Hypophysenkrankheiten ein. Einerseits sollte bei Vorliegen einer bekannten hypophysären Insuffizienz an die Überwachung der thyreotropen Funktion gedacht werden, andererseits ist das TSH bei z. B. hypophysär bedingter sekundärer
Hypothyreose inadäquat normal oder niedrig bei gleichzeitigem Vorliegen von niedrigen freien Schilddrüsenhormonen. In dieser Konstellation ist das TSH allein als
Screening nicht zu gebrauchen. Der physiologische Abfall der freien Schilddrüsenhormone im Verlauf der Schwangerschaft durch das ansteigende TBG muss bei der Beurteilung mit berücksichtigt werden.
Mikroadenome der Hypophyse hingegen führen in aller Regel nicht zu einer
Hypophyseninsuffizienz, die Überwachung der Schilddrüsenfunktion allein durch Bestimmung des TSH ist ausreichend.
Für die Situation außerhalb von
Kinderwunsch und Schwangerschaft gelten andere Indikationen für die Einleitung und die zu erreichenden Zielwerte einer Schilddrüsenhormonsubstitution.