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Thoraxchirurgie
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Publiziert am: 04.02.2023

Nuklearmedizinische Diagnostik des Mediastinums und der Lungen in der Thoraxchirurgie

Verfasst von: Türkay Hekimsoy und Wolfgang Weber
Für die Beurteilung von Thoraxerkrankungen stehen verschiedene nuklearmedizinische Verfahren zur Verfügung. Im Folgenden werden die wichtigsten Modalitäten in diesem Bereich erläutert. Grundsätzlich ist wichtig zu verstehen, dass – anders als in der Röntgendiagnostik – nuklearmedizinische Verfahren immer aus einem bildgebenden Gerät und einem Radiopharmakon bestehen. Je nach eingesetztem Radiopharmakon entstehen ganz andere Bilder mit demselben Gerät. Während eine Thorax-CT immer ein Bild der Röntgendichte des Thorax zeigt, wird in einer Thorax-Szintigrafie, je nach eingesetztem Radiopharmakon die regionale Durchblutung der Lunge, die des Herzens oder die Rate der Knochenneubildung im Thoraxskelett dargestellt.

Bildgebende Verfahren

Positronen-Emissions-Tomografie/Computertomografie (PET/CT)

Die Positronen-Emissions-Tomografie/Computertomografie (PET/CT) mit Fluor-18 (F-18) markierter Fluordesoxyglucose (FDG) hat sich in der klinischen Praxis zur Beurteilung von malignen Thoraxerkrankungen durchgesetzt. Die Bildgebung mit FDG basiert auf der Aufnahme von FDG, einem Glukoseanalogon, durch maligne Zellen aufgrund ihres erhöhten Glukoseumsatzes. Dieser erhöhte Umsatz ist zum Teil durch einen erhöhten Glukosebedarf aufgrund der Proliferation der Tumorzellen erklärt, aber auch direkte Folge der Aktivierung von Glukosetransportern und Enzymen durch Onkogene. Es besteht deshalb keine enge Korrelation zwischen Proliferation und FDG-Speicherung. Im Mittel ist zwar die FDG-Speicherung von rasch wachsenden Tumoren höher als von langsam wachsenden, aber auch langsamer wachsende Tumoren können eine FDG-Speicherung zeigen. Die FDG-PET wird aktuell fast immer in Kombination mit einer CT durchgeführt (FDG-PET/CT), um Befunde in der PET exakt anatomisch korrelieren zu können. Aktuelle PET/CT-Geräte können im Rahmen der PET/CT auch problemlos eine „diagnostische“ CT-Untersuchung durchführen, sodass Doppeluntersuchung vermieden und die Strahlenexposition verringert werden kann.
Die hohe diagnostische Genauigkeit der FDG-PET/CT-Bildgebung beim Staging des Lungenkarzinoms und der Strahlentherapieplanung ist durch viele klinische Studien gesichert und ihr Einfluss auf die Therapie von Patienten in randomisierten Studien gut untersucht. Neben dem Lungenkarzinom hat die FDG-PET/CT eine Anwendung in der klinischen Praxis bei der Beurteilung von pleuralen und mediastinalen Tumoren sowie auch bei bestimmten Infektionskrankheiten der Lunge.
Eine weitere klinisch eingesetzte PET/CT-Methode, ist die Somastostatinrezeptor-PET. Hierzu werden verschiedene radioaktiv markierte Peptide eingesetzt, die vor allem an den Somatostatin-2-Rezeptor binden (unter anderem Gallium-68 DOTA-TATE und Gallium-68 DOTA-TOC). Die Somatostatinrezeptor-PET/CT wird zur Untersuchung von Karzinoiden der Lunge eingesetzt, die in der Regel diesen Rezeptor in hoher Dichte exprimieren (Bozkurt et al. 2017).

Szintigrafie und SPECT/CT

Neben der PET stehen auch verschiedene szintigrafische Verfahren für die Abklärung von Thoraxerkrankungen zur Verfügung. Diese weisen aufgrund ihres Messprinzips eine geringere Empfindlichkeit und räumliche Auflösung auf als die PET. Sie sind deshalb weniger für das Staging von Tumorerkrankungen geeignet, können aber gut angewandt werden, um z. B. die regionale Lungenfunktion zu untersuchen. Neben planaren Aufnahmen können mittels SPECT (single photon emision computed emission tomography) auch tomografische Aufnahmen erzeugt werden. Auch diese Schnittbilder können mit einer CT als SPECT/CT kombiniert werden. Neben der Ventilations-/Perfusionsszintigrafie sind wichtige Verfahren im Bereich der Thoraxchirurgie die Skelettszintigrafie und die Myokardszintigrafie.
Bei der Skelettszintigraphie werden verschiedene mit Technetium-99m markierte Phosphonate wie Tc-99m-Hydroxymethylendiphosphonat (HMDP) verwendet, die sich in Arealen anreichern, in denen Knochensubstanz neu- oder umgebildet wird. Tumorzellen im Knochenmark stimulieren in der Regel die Neubildung von Knochensubstanz und können somit in der Skelettszintigrafie, als eine sog. Knochenstoffwechselsteigerung nachgewiesen werden. Eine Knochenstoffwechselsteigerung erfolgt aber in ähnlicher Weise als Folge von Traumata, degenerativen Veränderungen oder Entzündungen. Anhand der Lokalisation der Knochenstoffwechselsteigerungen, ihrem Verteilungsmuster und der Anamnese kann in einigen Fällen zwischen Metastasen und benignen Veränderungen unterschieden werden. Häufig ist jedoch nach einer Skelettszintigrafie eine CT- oder MR-Untersuchung erforderlich, um die Differenzialdiagnose von auffälligen Befunden zu klären.
Die Lungen-Ventilations-/Perfusionsszintigrafie stellt die relative Perfusion und Ventilation der Lunge dar. Für die Untersuchung der Ventilation werden radioaktive Partikel verwendet, die sich in den Lungenalveolen entsprechend der regionalen Belüftung deponieren (Technetium-99m Technegas oder Aerosole). Die Perfusionsszintigrafie wird mit radioaktiv markierten Partikeln (Tc-99m makroaggiertes Albumin) durchgeführt, deren Größe über dem Kapillardurchmesser der Lunge liegt. Die Partikel verteilen sich deshalb nach intravenöser Injektion entsprechend der regionalen Perfusion der Lunge.
Die Myokardszintigrafie stellt die Verteilung des Blutflusses im Myokard durch intravenös verabreichte lipophile Kationen, wie Tc-99m-markiertes Sestamibi, dar. Diese binden sehr rasch an die Mitochondrien der Herzmuskelzellen und stellen so die regionale Durchblutung dar. Neben der Myokardperfusion kann auch die Pumpfunktion des linken Ventrikels (linksventrikuläre Auswurffraktion) mit der Myokardszintigrafie bestimmt werden. Die Myokardszintigrafie kann dazu eingesetzt werden, eine signifikante koronare Herzerkrankung vor einem operativen Eingriff auszuschließen und bei Patienten mit bekannter koronarer Herzerkrankung das Risiko für intra- und postoperative kardiovaskuläre Komplikationen besser abzuschätzen.

Anwendungen im Bereich der Thoraxchirurgie

Differenzialdiagnose von solitären Lungenrundherden

Maligne Lungenrundherde zeigen in der Regel einen hohen Glukosestoffwechsel, während viele benigne Lungenrundherde nur wenig stoffwechselaktiv sind. Dies ist die Grundlage für die Anwendung der FDG-PET/CT in der weiteren Abklärung von solitären Lungenrundherden. (Abb. 1) Die Differenzialdiagnose von benignen und malignen Rundherden war eine der ersten Anwendungen der FDG-PET in der Onkologie, sodass hier umfangreiche Untersuchungen vorliegen. Nach den Ergebnissen einer aktuellen Meta-Analyse liegt die Sensitivität bei soliden Rundherden mit einem Durchmesser von mindestens 1 cm zwischen 88 % und 100 % und die Spezifität zwischen 47 % und 88 % (Madsen et al. 2016). Die große Spannbreite für die Spezifität ist durch die unterschiedliche Häufigkeit von entzündlichen Rundherden in den einzelnen Studien als auch durch unterschiedliche Kriterien für einen malignen Befund in der FDG-PET erklärt. Der maximale standardisierte Uptake-Wert (SUVmax) ist eine häufig angewandte Methode zur Bewertung von Lungenrundherden. Der SUVmax-Wert misst die maximale, standardisierte FDG-Konzentration im Rundherd. Ein SUVmax-Schwellenwert von 2,5 oder höher wird häufig als ein Kriterium zur Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Lungenrundherden verwendet. Dieser Schwellenwert gilt jedoch nur, wenn die Untersuchung in einer standardisierten Weise durchgeführt wurde (Weir-McCall et al. 2021). Falsch negative Befunde finden sich vor allem bei Karzinoiden, höher differenzierten Karzinomen oder Tumoren mit einer geringen Zelldichte, wie muzinösen Karzinomen. Bei Rundherden mit einem Durchmesser von weniger als 1 cm ist die Sensitivität der FDG-PET stark abhängig von räumlichen Auflösungsvermögen des eingesetzten PET-Scanners und dem Aufnahmeprotokoll, aber auch von der Lokalisation des Rundherdes. Die FDG-Speicherung von kleinen Rundherden in der Lungenbasis kann durch die Atembeweglichkeit deutlich unterschätzt werden, da die PET-Aufnahmen über mehrere Minuten laufen. Die FDG-PET ist in der Regel nicht hilfreich bei der Abklärung von „ground-glass opacities“, da hier entzündliche bedingte Läsionen häufig stoffwechselaktiv und Adenokoarzinome mit diesem Wachstumsmuster häufig nicht stoffwechselaktiv sind (Groheux et al. 2016).

Staging und Re-Staging von Lungentumoren

Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom

Beim vermuteten oder nachgewiesenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom ist die FDG-PET/CT das Standardverfahren für das Tumorstaging. Im Vergleich zu einer CT-basierten Diagnostik verbessert die FDG-PET/CT den Nachweis von Lymphknoten und Fernmetastasen und hat so einen signifikanten Einfluss auf die Therapieentscheidungen. In randomisierten Studien wurden so „nichtkurative“ Thorakotomien (z. B. eine Thorakotomie bei M1-Stadium) um etwa 50 % reduziert (van Tinteren et al. 2002; Fischer et al. 2009).
In der Diagnostik von Fernmetastasen zeigt die FDG-PET/CT vor allem mehr Skelettmetastasen als die CT und weist weniger falsch-positive Befunde auf als die Skelettszintigrafie. Die FDG-PET/CT hat deshalb beim NSCLC die Skelettszintigrafie beim primären Staging weitgehend ersetzt (Abb. 2).
Aber auch für Metastasen in anderen Organen, wie Nebennieren und Leber, erhöht die Kombination von FDG-PET und CT die Sensitivität gegenüber einer alleinigen CT. Die Sensitivität der FDG-PET ist niedrig für den Nachweis von Hirnmetastasen, da die normal graue Substanz einen hohen Glukosestoffwechsel aufweist (Kandathil und Subramaniam 2022) (Abb. 3 und 4).
Lymphknotenmetastasen können in der FDG-PET/CT schon in nicht pathologisch vergrößerten Lymphknoten nachgewiesen werden, wodurch die Sensitivität der FDG-PET/CT höher als der CT ist. Dagegen sind postentzündlich vergrößerte Lymphknoten in der Regel in der FDG-PET unauffällig. Aktive entzündliche Prozesse, wie z. B. im Rahmen einer Sarkoidose, können dagegen zu intensiven FDG-Anreicherungen führen. Diese lassen sich aber häufig durch ihr Verteilungsmuster von metastatisch befallenen Lymphknoten unterscheiden. Insgesamt liegen die Sensitivität und Spezifität zum Nachweis von mediastinalen Lymphknotenmetastasen in der PET/CT in der Literatur bei 75–85 % bzw. 85–90 % im Vergleich zu 50–70 % und 65–85 % für die CT alleine (Kandathil und Subramaniam 2022). Die FDG-PET/CT verbessert also das N-Staging, kann aber eine histologische Sicherung nicht ersetzen.
Der wichtigste Vorteil von FDG-PET/CT für das T-Staging ist die Unterscheidung der postobstruktiven Atelektase vom Tumorgewebe (Abb. 5) Die verbesserte Abgrenzung des Primärtumors und der empfindlichere Nachweis von Lymphknotenmetastasen werden eingesetzt, um die Strahlentherapie von Lungenkarzinomen durch eine erhöhte Strahlendosis auf das in der FDG-PET positive Gewebe bzw. eine elektive Bestrahlung von FDG-PET positiven Lymphknoten zu verbessern (Nestle et al. 2020) (Abb. 6).
FDG-PET/CT ist auch hilfreich zur Beurteilung des Ansprechens auf eine neoadjuvante Therapie von Lungenkarzinomen. Eine Abnahme der FDG-Aufnahme des Primärtumors nach Therapie weist auf ein Tumoransprechen hin und ist mit einer besseren Prognose verbunden. Außerdem kann sie ein Frühindikator für das Therapieansprechen sein, der vor einer Abnahme der Tumorgröße auftritt (Vaz et al. 2022). Bei einer Strahlentherapie kommt es aber im weiteren Verlauf zu einer durch Entzündungsprozesse erhöhten FDG-Speicherung im Bestrahlungsfeld. Im Allgemeinen wird empfohlen, die FDG-PET/CT 12 Wochen nach Ende einer definitiven Strahlentherapie durchzuführen, wobei die interindividuelle Variabilität der Intensität und des zeitlichen Verlaufs der entzündlichen Veränderungen hoch ist (Sheikhbahaei et al. 2017). Im Rahmen von neoadjuvanten Konzepten kann die FDG-PET/CT auch früher eingesetzt werden, bevor es zu ausgeprägten entzündlichen Veränderungen kommt.
FDG-PET/CT wird auch verwendet, um Restgewebe nach der Therapie oder den Verdacht auf ein Rezidiv bei der Verlaufskontrolle zu erkennen. FDG-PET/CT ist im Vergleich zur konventionellen Bildgebung genauer bei der Unterscheidung zwischen persistierendem oder rezidivierendem Tumor und Narbengewebe. In der Literatur wird die Sensitivität und Spezifität jeweils mit etwa 90 % angegeben (Bury et al. 1999; Behzadi et al. 2009).

Andere Lungentumoren

Beim SCLC liegen in vielen Fällen bei Diagnose bereits in der CT eindeutige Fernmetastasen vor. Der zusätzliche Nutzen der FDG-PET/CT ist deshalb geringer als beim NSCLC. In einer Meta-Analyse, in der die diagnostische Rolle von FDG-PET/CT zur Differenzierung von „limited disease“ und „extensive disease“ untersucht wurde, betrug die mittlere Sensitivität und Spezifität 97 % bzw. 98 % (Lu et al. 2014).
Bei Verdacht auf ein Karzinoid sollte primär keine FDG-PET/CT, sondern eine Somatostatinrezeptor-PET/CT durchgeführt werden, da diese Tumoren häufig nur einen niedrigen Glukosestoffwechsel aufweisen. In einer Meta-Analyse, in der der Einsatz von FDG und Ga-68-DOTA-Peptid-PET/CT bei der Beurteilung von primären Lungenkarzinoiden untersucht wurde, zeigten 90 % der Karzinoide eine hohe Somatostatinrezeptorexpression, während nur 71 % FDG speicherten .(Jiang et al. 2019) (Abb. 7).

Infektiöse und entzündliche pulmonale Erkrankungen

Eine erhöhte FDG-Aufnahme bei entzündlichen und infektiösen Prozessen ist eine der Hauptursachen für falsch-positive Ergebnisse bei der FDG-PET/CT zur Diagnose und zum Staging von Lungenkarzinomen. Umgekehrt bedeutet dies jedoch auch, dass sich aktive Infektionsherde mit Hilfe der FDG-PET/CT mit hoher Sensitivität nachweisen lassen (Chang et al. 2006). So kann die FDG-PET/CT zur Bewertung der entzündlichen Aktivität von Tuberkuloseläsionen verwendet werden. Die FDG-PET/CT bietet auch die Möglichkeit, die Ausdehnung der Tuberkulose zu bestimmen, indem z. B. extrapulmonale Läsionen nachgewiesen werden können (Lawal et al. 2022). Es ist auch möglich das Ansprechen auf eine medikamentöse Therapie früher als in der CT zu erfassen (Katal et al. 2021). In ähnlicher Weise kann die FDG-PET/CT auch bei Pilzinfektionen der Lunge eingesetzt werden (Ankrah et al. 2022).
Bei Sarkoidose ist die FDG-PET/CT nützlich für die Stadieneinteilung, die Identifizierung geeigneter Stellen für eine Biopsie und die Bewertung einer entzündlichen aktiven Sarkoidose bei Patienten mit anhaltenden Symptomen, insbesondere wenn andere Krankheitsmarker innerhalb normaler Werte liegen. FDG-PET/CT spielt auch eine Rolle bei der Therapieplanung, der Überwachung des Therapieansprechens und der klinischen Behandlung von Patienten mit Sarkoidose (Sobic-Saranovic et al. 2013).

Pleura

Die FDG-PET/CT kann hilfreich sein gutartige Pleuraläsionen von malignen zu unterscheiden, wobei auch aktive entzündliche Prozesse in der FDG-PET positiv sind. Talkpleurodesen führen zu intensiven und anhaltenden Stoffwechselsteigerungen der Pleura und die FDG-PET/CT sollte deshalb vor der Pleurodese durchgeführt werden. Bei gesichertem malignen Pleuramesotheliom (MPM) kann die FDG-PET/CT extrathorakale Metastasen identifizieren, die auf der CT nicht erkannt werden (Kandathil und Subramaniam 2022; Lopci et al. 2022). Auch in der Abklärung zwischen benignen versus malignen Pleuraergüssen kann eine FDG-PET/CT hilfreich sein (Nakajima et al. 2015; Toaff et al. 2005).

Mediastinum

Thymustumoren

Eine diffuse und gelegentlich durchaus intensive FDG-Aufnahme des Thymus ist bei Kindern und jungen Erwachsenen physiologisch. Bei Erwachsenen kann dagegen eine diffuse und vor allem eine fokale FDG-Speicherung im Thymusgewebe Hinweis auf ein Thymom oder ein Thymuskarzinom sein. Generell steigt die Intensität der FDG-Speicherung mit der biologischen Aggressivität des Thymoms an und Thymuskarzinome zeigen eine höhere FDG-Speicherung als Thymome (Mikail et al. 2021).

Lymphome

Die FDG-PET/CT ist das Verfahren der Wahl des Morbus Hodgkin und der meisten Non-Hodgkin-Lymphome, da diese Lymphome in der Regel einen hohen Glukosestoffwechsel aufweisen und sich so sensitiver und spezifischer als mittels CT alleine nachweisen lassen. Auch das Ansprechen auf eine Chemotherapie wird bei vielen Lymphomen mittels FDG-PET/CT kontrolliert und die Therapie entsprechend des Ansprechens eskaliert oder deeskaliert. Ausnahmen sind einige niedrig maligne Lymphome, die nur eine geringe Stoffwechselaktivität zeigen (Carter et al. 2017).

Keimzelltumoren

Die FDG-PET/CT ist kein Verfahren der ersten Wahl bei der Diagnostik von Teratomen, da sie einen stark variablen Glukosestoffwechsel aufweisen. Der Grad der FDG-Aufnahme korreliert dabei grundsätzlich mit den Differenzierungsgrad, aber die Korrelation ist nicht stark genug, um daraus therapeutische Entscheidungen treffen zu können (Mikail et al. 2021). Seminome zeigen dagegen in der Regel eine höhere FDG-Aufnahme als nichtseminomatöse Keimzelltumoren und die FDG-PET/CT kann zum Staging eingesetzt werden (Mikail et al. 2021).

Neurogene Tumoren

Gutartige neurogene Tumoren sind in der FDG-PET/CT gering bis mäßig stoffwechselaktiv. Die Aufnahme von FDG bei malignen peripheren Nervenscheidentumoren ist dagegen in der Regel sehr hoch, und die FDG-PET/CT kann zur Unterscheidung zwischen benignen und malignen peripheren Nervenscheidentumoren eingesetzt werden (Carter et al. 2017).

Untersuchung der Lungenperfusion und -ventilation

Die Lungen-Ventilations-/Perfusionsszintigrafie wird in der Diagnostik von Lungenembolien eingesetzt. Die Perfusions-/Ventilationsszintigrafie hat in SPECT-Technik eine ähnliche Sensitivität und Spezifität wie die CT-Pulmonalangiografie (CTPA) für die Diagnose von Lungenembolien. Grundsätzliche Nachteile der Szintigrafie sind aber, dass mit ihr nur eine Lungenembolie ausgeschlossen bzw. nachgewiesen werden kann, während die CT eine Fülle von weiteren diagnostischen Informationen liefert. Auch ist der Zeitaufwand für die SPECT wesentlich höher als für die CTPA. Deshalb wurde diese Szintigrafie in den letzten Jahren weitgehend durch die CTPA ersetzt. Sie ist aber weiter eine Alternative bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder schwerer Kontrastmittelallergie. (Freeman et al. 2008) Die Strahlenexposition der Szintigrafie ist deutlich niedriger als bei der CTPA. Dies gilt sowohl für die Ganzkörperdosis als vor allem auch für die Strahlenexposition der weiblichen Brust (Phillips et al. 2015). Die Szintigrafie eignet sich deshalb besonders zum Ausschluss einer Embolie bei Schwangeren und jungen Frauen. Der typische Befund einer Lungenembolie ist eine segmental verminderte Perfusion bei unauffälliger Ventilation (Mismatch-Befund). Sind sowohl Perfusion als auch Ventilation vermindert, so liegt in der Regel primär eine verminderte Belüftung mit reflektorisch verminderter Perfusion vor (z. B. in einer Atelektase).
Die quantitative Bewertung der Ventilations-/Perfusionsszintigrafie wird zur präoperativen Beurteilung der postoperativen Lungenfunktion bei Patienten vor einer geplanten Lungenresektion eingesetzt (Win et al. 2006). Dazu wird die insgesamt in beiden Lungenflügeln gespeicherte Menge an Aktivität aus den szintigrafischen Aufnahmen quantifiziert und die Speicherung in einzelnen Lungenabschnitten (z. B. linker Unterlappen) durch diese Gesamtaktivität geheilt. Auf diese Weise kann die relative Perfusion und Ventilation regional quantitativ bestimmt werden. Die so bestimmte regionale Lungenfunktion erlaubt eine gute Abschätzung des postoperativen FEV1-Verlustes (Abb. 8) (Krishnakumar et al. 2011).
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