Das
Enzym Cytochrom P450 11B1 ist in der inneren mitochondrialen Membran lokalisiert. Die Hydroxylierung an Position 11 betrifft in der adrenalen Steroidbiosynthese in der Zona fasciculata die Umwandlung von
11-Desoxykortisol zu
Kortisol und von
11-Desoxykortikosteron zu Kortikosteron. In der Zona glomerulosa kann hingegen durch das Isoenzym CYP11B2 11-Desoxykortikosteron weiter zu Kortikosteron metabolisiert werden. Die Angaben zur
Prävalenz schwanken stark (1 in 100.000 bis 1 in 9.000.000). Ähnlich der Situation beim wesentlich häufigeren 21-Hydroxylasemangel kommt es beim ebenfalls autosomal rezessiv vererbten Steroid-11β-Hydroxylasemangel zu einer Erhöhung der Präkursoren, die dann in Richtung der adrenalen
Androgene weitermetabolisiert werden. Weibliche Neugeborene weisen je nach Ausmaß des Enzymdefekts unterschiedliche Grade der Virilisierung bis hin zum Vollbild des Pseudohermaphroditismus femininus auf. Außerdem treten eine beschleunigte Skelettreifung mit reduzierter Endgröße und eine
Pubertas praecox auf. Anders als beim 21-Hydroxylasemangel, bei dem es aufgrund des Fehlens der Mineralokortikoide zum Salzverlust mit Hypotension kommen kann, tritt bei dem – auf dem Weg zum
Aldosteron weiter distal gelegenen – 11β-Hydroxylasemangel gehäuft eine Salzretention mit konsekutiver Entwicklung eines hyporeninämischen Hypertonus auf. Als Ursache wurde diskutiert, dass das exzessiv ansteigende 11-Desoxykortikosteron bereits eine mineralokortikoide Wirkung hat. Allerdings ist die Mehrzahl der Betroffenen bei Diagnosestellung normotensiv, eine Korrelation zwischen den Konzentrationen von 11-Desoxykortikosteron und dem Ausmaß der
Hypertonie besteht nicht, der genaue Pathomechanismus der Hypertonie offen. Neugeborene können neben einer Hypertonie eine Hypokaliämie aufweisen, mildere Formen werden bei Geburt oft nicht erkannt. Im Erwachsenenalter verschwinden die
Elektrolytstörungen oft spontan. Der Androgen- und ggf. Mineralokortikoidexzess und der Glukokortikoidmangel werden durch die Gabe von
Glukokortikoiden therapiert.
Die biochemische Diagnose wird durch die erhöhten Konzentrationen von ACTH,
11-Desoxykortikosteron und
11-Desoxykortisol gestellt, molekularbiologisch ist ein Mutationsnachweis möglich. Es wurden bislang über 100 verschiedene Mutationen beschrieben.