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CYP450 11B1-Mutation

Verfasst von: M. Bidlingmaier
CYP450 11B1-Mutation
Synonym(e)
Steroid-11β-Hydroxylase-Mutation; Steroid-11β-Hydroxylase-Defizienz; 11β-Monooxygenase-Mutation
Englischer Begriff
steroid 11β-hydroxylase mutation; steroid 11β-hydroxylase deficiency; CPN1 mutation, cytochrome P450 family 11 subfamily B member 1 mutation
Definition
Das Enzym Cytochrom P450 11B1 katalysiert die Hydroxylierung von Steroiden an Position 11. Ein durch Mutationen im entsprechenden Gen hervorgerufener Enzymmangel führt zu einer selteneren Form des adrenogenitalen Syndroms (AGS) beim Menschen.
Beschreibung
Das Enzym Cytochrom P450 11B1 ist in der inneren mitochondrialen Membran lokalisiert. Die Hydroxylierung an Position 11 betrifft in der adrenalen Steroidbiosynthese in der Zona fasciculata die Umwandlung von 11-Desoxykortisol zu Kortisol und von 11-Desoxykortikosteron zu Kortikosteron. In der Zona glomerulosa kann hingegen durch das Isoenzym CYP11B2 11-Desoxykortikosteron weiter zu Kortikosteron metabolisiert werden. Die Angaben zur Prävalenz schwanken stark (1 in 100.000 bis 1 in 9.000.000). Ähnlich der Situation beim wesentlich häufigeren 21-Hydroxylasemangel kommt es beim ebenfalls autosomal rezessiv vererbten Steroid-11β-Hydroxylasemangel zu einer Erhöhung der Präkursoren, die dann in Richtung der adrenalen Androgene weitermetabolisiert werden. Weibliche Neugeborene weisen je nach Ausmaß des Enzymdefekts unterschiedliche Grade der Virilisierung bis hin zum Vollbild des Pseudohermaphroditismus femininus auf. Außerdem treten eine beschleunigte Skelettreifung mit reduzierter Endgröße und eine Pubertas praecox auf. Anders als beim 21-Hydroxylasemangel, bei dem es aufgrund des Fehlens der Mineralokortikoide zum Salzverlust mit Hypotension kommen kann, tritt bei dem – auf dem Weg zum Aldosteron weiter distal gelegenen – 11β-Hydroxylasemangel gehäuft eine Salzretention mit konsekutiver Entwicklung eines hyporeninämischen Hypertonus auf. Als Ursache wurde diskutiert, dass das exzessiv ansteigende 11-Desoxykortikosteron bereits eine mineralokortikoide Wirkung hat. Allerdings ist die Mehrzahl der Betroffenen bei Diagnosestellung normotensiv, eine Korrelation zwischen den Konzentrationen von 11-Desoxykortikosteron und dem Ausmaß der Hypertonie besteht nicht, der genaue Pathomechanismus der Hypertonie offen. Neugeborene können neben einer Hypertonie eine Hypokaliämie aufweisen, mildere Formen werden bei Geburt oft nicht erkannt. Im Erwachsenenalter verschwinden die Elektrolytstörungen oft spontan. Der Androgen- und ggf. Mineralokortikoidexzess und der Glukokortikoidmangel werden durch die Gabe von Glukokortikoiden therapiert.
Die biochemische Diagnose wird durch die erhöhten Konzentrationen von ACTH, 11-Desoxykortikosteron und 11-Desoxykortisol gestellt, molekularbiologisch ist ein Mutationsnachweis möglich. Es wurden bislang über 100 verschiedene Mutationen beschrieben.
Literatur
Bulsari K, Falhammar H (2017) Clinical perspectives in congenital adrenal hyperplasia due to 11β-hydroxylase deficiency. Endocrine 55(1):19–36CrossRefPubMed