Eine Ansteckung mit
HIV kann asymptomatisch verlaufen oder nach unterschiedlich langer, meist mehrjähriger Inkubationszeit zum derzeit noch unheilbaren manifesten
AIDS („acquired immunodeficiency syndrome“; erworbenes Immundefektsyndrom) führen, das sich als akute primäre Infektion oder als generalisierte Lymphadenopathie manifestieren kann. Die Infektion mit HIV verläuft progredient, besitzt ohne Therapie keine Rückbildungstendenz und endet in der Regel letal. Kennzeichnend für das Stadium der
Immundefizienz ist das Auftreten opportunistischer Infektionen (Kandidiasis, Mykobakteriose,
Toxoplasmose etc.), maligner Tumoren und neurologischer Erkrankungen.
HIV ist wirtsspezifisch für den Menschen. In Schimpansen führt eine Infektion mit HIV zu einer chronischen Virämie, jedoch nicht zur Ausbildung des
AIDS. Eine Übertragung von HIV ist möglich durch homo- und heterosexuelle Kontakte, vertikale Transmission von der HIV-infizierten Mutter auf das Neugeborene, parenteral durch Blut oder Blutprodukte, Transplantationen,
Nadelstichverletzungen im medizinischen Bereich sowie bei Drogenabhängigen durch verseuchtes Injektionsbesteck. Entsprechend der Viruskonzentration in verschiedenen Körperflüssigkeiten variiert die von ihnen ausgehende Infektiosität: Blut und Sperma HIV-infizierter Personen enthalten hohe, andere Körpersekrete wie Speichel, Tränenflüssigkeit,
Urin oder Stuhl nur geringe Virusmengen. Die Viruskonzentration im peripheren Blut ist unmittelbar nach der Infektion, bevor sich ausreichend
Antikörper gebildet haben, besonders hoch, nimmt dann ab und steigt in späten Stadien der Erkrankung wieder an. Homo- und heterosexuelle Personen mit häufig wechselnder Sexualpartnerschaft, Prostituierte und Drogenabhängige sind besonders gefährdet und bilden ihrerseits das höchste Infektionspotenzial.
An der Verbreitung des
AIDS war gegen 1980 ein maßlos promiskuitiver homosexueller Flugbegleiter beteiligt, der das Virus innerhalb eines Jahres an über einhundert vorwiegend männliche Personen weitergegeben hatte. Die Seuche hat sich zu einer Pandemie entwickelt, an der bisher etwa 35 Millionen Menschen gestorben sind. Zurzeit sind fast 37 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert (2015). Die
Prävalenz zeigt in den Regionen der Welt große Unterschiede, 70 % der Infizierten leben im mittleren und südlichen Afrika.
Prophylaxe: Eine Impfung gegen
HIV ist (noch) nicht etabliert. Deshalb konzentriert sich die Prävention auf die Information der Bevölkerung sowie auf die sorgfältige Kontrolle von Blutkonserven, Plasmaprodukten und Transplantaten. Die derzeit verwendeten antiretroviralen Therapeutika, basierend auf einer Hemmung virusspezifischer
Enzyme (Reverse Transkriptase und virale Protease), können die Lebenserwartung HIV-infizierter Menschen mittlerweile um Jahre bis Jahrzehnte verlängern und reduzieren gleichzeitig das Risiko einer Übertragung des Virus auf andere Personen. Etwa 18 Millionen HIV-positive Menschen hatten 2016 Zugang zu antiretroviralen Therapien.