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Internet- und Computersucht bei Kindern und Jugendlichen

Verfasst von: Michael Kaess und Johanna Klar
Internet- und Computersucht bei Kindern und Jugendlichen ist in den letzten zwei Jahrzehnten als neues Störungsbild aufgekommen und nimmt stetig an Relevanz zu. Die aktuelle Prävalenz liegt bei ca. 4 % im Jugendalter. Es gibt verschiedene Unterkategorien der Internetsucht. Bisher wurde jedoch nur die Sucht nach Computerspielen offiziell als Diagnose anerkannt, im DSM-5 als Forschungsdiagnose Internet Gaming Disorder und in der ICD-11 als offizielle Diagnose Gaming Disorder. Zur Internet- und Computersucht bei Kindern und Jugendlichen existieren verschiedene Störungsmodelle, die Risikofaktoren sowie suchterzeugende Faktoren des Internets sowie deren Interaktion erklären. Die häufigsten Komorbiditäten sind Depression, Angststörungen, ADHS, ASS und Schlafstörungen. Die richtige Behandlung und frühzeitige Prävention der Internet- und Computersucht ist sehr wichtig. Dabei existieren vor allem für die kognitiven Verhaltenstherapie erste Wirksamkeitsnachweise und erste großangelegte Präventionsprojekte an Schulen scheinen ebenfalls Wirkung zu zeigen.

Einführung

Entstehung und Einordnung des Begriffs Internetsucht

Internetsucht ist eines der neuen Störungsbilder unserer Zeit. Um in das Thema einzusteigen wird als erstes aufgezeigt, wie Wissenschaftler auf die Idee kamen, dass Menschen vom Internet abhängig werden können und wie sich dieser Begriff im Laufe der Zeit veränderte und manifestierte bis zum heutigen Zeitpunkt, zu dem die WHO (World Health Organization) die Sucht nach Computerspielen (Gaming Disorder), eine Unterkategorie der Internetsucht, als offizielle Diagnose akzeptiert hat. Kimberley Young veröffentlichte 1996 als Erste eine Fallbeschreibung, in der eine E-Mail-süchtige Patientin vorgestellt wurde. Später publizierte Young eine größere Abhandlung zum Thema Internetsucht und entwickelte einen Fragebogen (Internet Addiction Diagnostic Questionnaire), der längere Zeit breite Anwendung fand (Young 1998a, b). In Europa erhielt das Thema durch Mark Griffiths Publikationen zur Internetsucht größere Aufmerksamkeit (Griffiths 1996). In der Folge gab es viele Diskussionen in Fachkreisen zu Validität, Phänomenologie und auch Terminologie dieser Störung. Als mögliche Termini wurden u. a. Internet-Abhängigkeit (Internet Dependency; te Wildt 2011), pathologische Internetnutzung (Pathological Internet Use; Morahan-Martin und Schumacher 2000), problematische Internetnutzung (Davis et al. 2002) oder exzessive Internetnutzung (Compulsive Internet Use; Black et al. 1999) vorgeschlagen. Des Weiteren besteht bis heute ein wissenschaftlicher Diskurs, welche Unterformen der Internetsucht bestehen und ob überhaupt eine allgemeine Internetsucht diagnostiziert werden kann (Pontes und Griffiths 2014). Die Computerspielsucht wurde bisher als einzige Form der internetbezogenen Störungen offiziell von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt.
Die Prävalenzzahlen für Internetsucht schwanken je nach Stichprobe und Erhebungsinstrument zwischen 0,8 und 30 % und weisen international eine hohe Varianz auf. Im europäischen Raum ist nach einer repräsentativen Erhebung im Jugendalter von einer Prävalenz um die 4,4 % auszugehen (Durkee et al. 2012). Mit steigender Verfügbarkeit des Internets zeigte sich jedoch in der Vergangenheit ein klarer Trend, dass auch die Prävalenzzahl der Internetsucht steigt (Kaess et al. 2016).
Fallbeispiel
D. S. ist ein 17-jähriger Junge, der auf Andere eher schüchtern und zurückgezogen wirkt, dies ist jedoch nur im Alltag so. In der Online-Welt, in welcher D. S. jeden Tag, wenn er nach Hause kommt, stundenlang verschwindet, ist er ein mutiger Kämpfer, der mit seinem Team durch unbekannte Welten zieht und etliche Schlachten gewinnt. D. S. blüht in seinem Charakter, den er innerhalb des Online-Rollenspiels erschaffen hat, auf. Hier fühlt er sich sicher, in dieser Welt, die nach seinen Regeln funktioniert. Online-Strategiespiele hatten ihn schon früher interessiert, mit seinen Freunden konnte er sich stundenlang über die verschiedenen Möglichkeiten aus tauschen. Nach dem obligatorischen Schulabschluss weiß D. S. nicht so recht, was er machen möchte und beginnt daraufhin eher widerstrebend eine Berufsausbildung. Die Umstellung ist für ihn schwierig und es gelingt ihm durch seine Schüchternheit nicht, den sozialen Anschluss zu finden. Auch in der Berufsschule hat er Schwierigkeiten und die Noten sind jeweils nur knapp genügend. Das Einzige was D. S. hilft, um vom ganzen Stress abschalten zu können, ist das Gamen. Immer mehr zieht er sich in die Online-Welt zurück, verliert dadurch vollständig den Anschluss in der Schule und hat kaum noch Kontakt zu seinen Freunden. Als er seine Lehrstelle verliert, weil er wiederholt zu spät kam und bei der Arbeit müde und unkonzentriert ist, empfindet er es als Befreiung und Möglichkeit, sich vollständig den Computerspielen zu widmen. Schließlich sind es seine Eltern, die intervenieren, nachdem D. S. drei Tage nicht aus seinem Zimmer gekommen war. Sie wenden sich hilfesuchend an eine Suchtberatungsstelle.

Definition und Diagnose

Internetsucht ist ein generalisierender Begriff, da die Betroffenen in den meisten Fällen nach der Nutzung einer spezifischen Internetanwendung süchtig sind. Ob es auch eine Sucht nach dem Internet allgemein gibt, konnte in der bisherigen Forschung noch nicht abschließend geklärt werden. Zudem gibt es einige Verhaltenssüchte (z. B. Kaufsucht oder Spielsucht), die seit der Ausbreitung des Internets eine Verschiebung in den Online-Bereich gezeigt haben.

Arten der Internetsucht

Online-Spiele

Die am häufigsten auftretende Form der Internetsucht, ist die Sucht nach Computerspielen (Müller et al. 2014), das sog. Gamen. Gamen ist ein sehr beliebtes Hobby unter Jugendlichen, und viele nutzen das Spielen als Auszeit vom Alltag oder Aktivität unter Freunden. Nimmt das Computerspielen jedoch immer mehr Raum ein und der Jugendliche verliert die Kontrolle über sein Spielen, kann das Hobby zur Sucht werden, von der man so schnell nicht wieder loskommt. Rollenspiele, die online mit vielen anderen gespielt werden, sind dabei als besonders suchterzeugend bekannt. Einerseits durch das Rollenspiel an sich, bei dem man einen eigenen Avatar erstellt, zu dem man über die Zeit eine emotionale Bindung aufbaut und dessen Weiterentwicklung zu langen Spielzeiten motivieren kann (Hsu et al. 2009). Andererseits gibt es weitere Merkmale von Online-Rollenspielen, die suchtverstärkend wirken können: Gefühl der Zugehörigkeit und auch Verpflichtungsgefühle können durch das Spielen mit anderen entstehen und führen zu häufigerem und längerem Online-Spielen (Hsu et al. 2009). Auch die Belohnung durch Erfolg im Spiel und der Wettbewerbscharakter sind suchtfördernd (Hsu et al. 2009). Zuletzt ist die räumliche und zeitliche Endlosigkeit der Online-Rollenspiele zu nennen, die speziell für Menschen mit hoch ausgeprägter Neugier Suchtpotenzial beinhaltet (Hsu et al. 2009). Die Sucht nach Computerspielen betrifft vor allem männliche Jugendliche, allerdings zeigt sich ein Trend dahingehend, dass auch immer mehr Mädchen sich für Online-Spiele interessieren (Lopez-Fernandez et al. 2019).

Soziale Medien

Im Vergleich zu den Online-Spielen, die noch deutlich häufiger von Jungen genutzt werden, zeigt sich bei sozialen Medien ein anderes Bild. Symptome einer Sucht werden hier viel häufiger von Mädchen berichtet, wobei die Forschung in diesem Bereich die Frage, ob es wirklich eine Sucht nach sozialen Medien gibt, noch nicht abschließend beantworten konnte (te Wildt 2015). Der Einfluss von sozialen Medien auf Kinder und Jugendliche hat im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen: 97 % der 13- bis 19-Jährigen besitzen ein Smartphone und nutzen dieses am häufigsten für WhatsApp, Instagram oder YouTube (JIM Studie, Feierabend et al. 2018). Influencer (Beeinflusser) ist inzwischen ein Beruf geworden, mit dem bereits Minderjährige viel Geld verdienen können, indem sie online bestimmte Marken vertreten oder Werbung für Produkte machen. Ein Influencer ist eine Person, die z. B. auf sozialen Medien sehr aktiv Inhalte generiert und teilt und damit ein großes Publikum erreicht bzw. eine große Reichweite erzielt. Die verzerrte Darstellung auf den Online-Plattformen kann auf Jugendliche, die sich gerade in der Selbstfindungsphase befinden, großen Druck ausüben, sodass die Anerkennung im Internet in Form von Freunden und Likes (Zustimmung anderer) immer wichtiger wird und die Freundschaften in der realen Welt vernachlässigt werden.

Internetpornografie

Die Sucht nach Internetpornografie zeigt sich vorwiegend im Erwachsenenalter und scheint vor allem Männer zu betreffen. Diese Form der Internetsucht zeichnet sich durch exzessives Suchen und Konsum von pornografischem Material aus. Da pornografische Inhalte oft frei zugänglich sind, ist es bereits im Kinder- und Jugendalter wichtig, präventiv vorzugehen (Abschn. 6).

Online-Glückspiel, Kaufsucht, Arbeitssucht

Pathologisches Glückspiel oder Kaufsucht sind bereits aus dem Offline-Bereich bekannt. Bei diesen Formen der Verhaltenssüchte zeigt sich jedoch zunehmend eine Verschiebung ins Internet, wobei noch nicht klar ist, ob sich die Betroffenen hinsichtlich der Symptomatik unterscheiden, je nachdem, ob sie ein Online- oder Offline-Suchtverhalten zeigen.
Pathologisches Glücksspiel wurde bereits in der ICD-10 von der WHO als Diagnose aufgenommen. Da sich hier teilweise eine Verschiebung in die virtuelle Welt gezeigt hat, wird in der ICD-11 zwischen pathologischem Glücksspiel online oder offline unterschieden. Speziell Online-Poker erfreut sich großer Beliebtheit und so gibt es nun auch Spielsüchtige, die noch nie ein Casino besucht haben.
Auch die Kaufsucht zeigt sich immer stärker im Internet, was mit dem rasanten Wachstum von Online-Shops zugenommen hat. Die Betroffenen kaufen dabei Dinge, die sie eigentlich gar nicht benötigen, rein für das belohnende Gefühl des Kaufens und belasten sich dabei mit einem wachsenden Schuldenberg. Mit der individualisierten Schaltung von Werbung in allen Online-Sparten, sind die Nutzer der ständigen Versuchung ausgesetzt, etwas zu kaufen. Auch in der Welt der Computerspiele kommt es vermehrt zur Verschuldung von Nutzern, da innerhalb der an sich gratis zugänglichen Spiele teilweise gezahlt werden muss, um bestimmte Funktionen nutzen zu können oder weitere Level freizuschalten.
Durch das Internet wurde die Arbeitswelt verändert, sodass nun jederzeit und von überall gearbeitet werden kann. Die uneingeschränkte Erreichbarkeit und Entgrenzung des Arbeitsplatzes hat durchaus positive Seiten und ermöglicht für viele flexibleres Arbeiten. Für Einzelne wird dies jedoch zum Problem und es können sich suchtartige Züge entwickeln. So war der erste Fall einer internetsüchtigen Patientin, von der Kimberly Young 1996 berichtete, eine Frau, die unablässig den Drang verspürte, ihren E-Mail-Eingang auf neue Nachrichten zu überprüfen.

DSM-5, ICD-11

In der neusten Version des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) wurde als erste internetbezogene Störung die Internetspielsucht als Forschungsdiagnose Internet Gaming Disorder aufgenommen (APA 2013). Zudem wurden 9 Diagnosekriterien veröffentlicht, von denen 5 während des Zeitraums der letzten 12 Monate für die Diagnosestellung erfüllt werden müssen. Die einzelnen Kriterien mit einer Beschreibung der Symptome sind in folgender Übersicht aufgeführt.
Neun Diagnosekriterien der Störung durch Spielen von Internetspielen (Internet Gaming Disorder) nach DSM-5 (Abdruck erfolgt mit Genehmigung vom Hogrefe Verlag Göttingen aus dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition, © 2013 American Psychiatric Association, dt. Version © 2018 Hogrefe Verlag)
Vorgeschlagene Kriterien: Dauerhafte und wiederkehrende Nutzung des Internets, um sich mit Spielen zu beschäftigen, häufig mit mehreren anderen Spielern, führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Beeinträchtigungen oder Leiden, wobei mindestens fünf der folgenden Kriterien innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten vorliegen.
1.
Übermäßige Beschäftigung mit Internetspielen (Der Betroffene denkt über vorhergehende Spielaktivitäten nach oder beabsichtigt, das nächste Spiel zu spielen; das Spielen von Internetspielen wird zur Haupttätigkeit des Tages).
Beachte: Diese Störung ist von Glücksspiel im Internet zu unterscheiden, das der Diagnose Pathologisches Glücksspiel zuzuordnen ist.
 
2.
Entzugssymptomatik, wenn das Spielen von Internetspielen wegfällt. (Die Symptome werden typischerweise als Reizbarkeit, Ängstlichkeit oder Traurigkeit beschrieben, es finden sich jedoch keine körperlichen Zeichen eines pharmakologischen Entzugssyndroms.)
 
3.
Toleranzentwicklung – das Bedürfnis, zunehmend mehr Zeit mit dem Spielen von Internetspielen zu verbringen.
 
4.
Erfolglose Versuche, die Teilnahme an Internetspielen zu kontrollieren.
 
5.
Interessenverlust an früheren Hobbys und Freizeitbeschäftigungen als Ergebnis und mit Ausnahme des Spielens von Internetspielen.
 
6.
Fortgeführtes exzessives Spielen von Internetspielen trotz der Einsicht in die psychosozialen Folgen.
 
7.
Täuschen von Familienangehörigen, Therapeuten und anderen bezüglich des Umfangs des Spielens von Internetspielen.
 
8.
Nutzen von Internetspielen, um einer negativen Stimmungslage zu entfliehen oder sie abzuschwächen (z. B. Gefühl der Hilflosigkeit, Schuldgefühle, Ängstlichkeit).
 
9.
Gefährdung oder Verlust einer wichtigen Beziehung, der Arbeitsstelle oder Ausbildungs-/Karrieremöglichkeit aufgrund der Teilnahme an Internetspielen.
Beachte: Nur Internetspiele, die keine Glücksspiele sind, werden diesem Störungsbild zugeordnet. Die Verwendung des Internets für notwendige geschäftliche und berufliche Aktivitäten wird nicht eingeschlossen sowie die Internetnutzung für Freizeit oder soziale Kontakte. Internetseiten mit sexuellem Inhalt sind ebenfalls ausgeschlossen.
 
Bestimme den aktuellen Schweregrad:
Die Störung durch Spielen von Internetspielen kann leicht, mittel oder schwer ausgeprägt sein, abhängig vom Grad der Störung normaler Aktivitäten. Betroffene mit einer weniger schweren Störung durch Spielen von Internetspielen zeigen weniger Symptome und sind weniger in ihrer Lebensführung beeinträchtigt. Die Betroffenen mit einer schweren Störung durch Spielen von Internetspielen verbringen mehr Zeit am Computer und erleben schwerere Beeinträchtigungen in Beziehungen oder Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten.
In der kommenden Version des International Classification of Diseases (ICD-11), der offiziellen Diagnoseklassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2018), wird man dem Punkt gerecht, dass Spiele nicht nur online gespielt werden können. Somit wird die Benennung auf Gaming Disorder angepasst sein und in der ICD-11 in das Kapitel der Verhaltenssüchte eingeordnet. Die Diagnostikkriterien müssen auch hier mindestens über einen Zeitraum von 12 Monaten vorhanden sein und werden in der ICD-11 auf drei reduziert. Die Kriterien sind in folgender Übersicht aufgeführt. Das Verhaltensmuster muss ausreichend ausgeprägt sein, um zu erheblichen Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen zu führen. Das Muster des Spielens kann sich dabei kontinuierlich, episodisch und wiederkehrend darstellen. Werden aller 3 Symptome gleichzeitig erfüllt oder bei starker Symptomatik kann die Diagnose des Gaming Disorder auch ohne das 12-monatige Zeitkriterium gestellt werden.
Drei Diagnosekriterien für Gaming Disorder (ICD-11; WHO 2018)
1.
Eine beeinträchtigte Kontrolle über das Spielverhalten, z. B. Zeitpunkt, Häufigkeit, Intensität, Dauer, Beendigung, Kontext
 
2.
Erhöhte Priorität des Spielens, sodass es Vorrang vor anderen Interessen oder täglichen Aktivitäten erhält
 
3.
Fortsetzung oder Eskalation des Spielens trotz Auftretens negativer Folgen
 
Ob weitere internetbezogene Störungen, z. B. Social-Media-Sucht, in die Diagnostikmanuale aufgenommen werden, ist bis dato noch unklar. Es ist in der Zukunft eine wichtige Aufgabe der Forschung zu klären, ob und welche weiteren Störungen dort aufgenommen werden sollen. Die Diskussionen um weitere internetbezogene Störungen werden unter Fachpersonen teilweise sehr kontrovers geführt, da neben den Vorteilen einer Diagnosestellung (v. a. Förderung von Prävention und Behandlung) auch darauf geachtet werden muss, ein normatives Nutzungsverhalten des Internets, das in der heutigen Zeit üblich und bei jungen Menschen auch sehr häufig ist, nicht zu pathologisieren. Die bisherige Forschung legt nahe, dass der größte Teil der Nutzer einen gesunden Bezug zum Internet hat und dies zum eigenen Vorteil nutzen kann.

Diagnostikinstrumente

Als Diagnostikinstrumente wurden diverse Fragebogen und Interviews entwickelt und validiert, die sich seit der Veröffentlichung an den Kriterien des Internet Gaming Disorder nach DSM-5 orientieren. Instrumente, die sich an den Kriterien der ICD-11 orientieren, wurden bis dato noch nicht veröffentlicht, sollten in Zukunft jedoch auch berücksichtigt werden. Eine standardisierte Diagnostikbatterie für die Internetsucht gibt es bisher noch nicht, da lange kein Konsens zu den Diagnosekriterien bestand. In der Vergangenheit wurde mit vielen sehr unterschiedlichen Instrumenten gearbeitet, deren Vergleichbarkeit nicht gegeben war, und somit die Generalisierbarkeit und Vergleichbarkeit der Forschungsergebnisse deutlich eingeschränkt hat. Im deutschsprachigen Raum gibt es eine Leitlinie zur Diagnostik der Internetsucht, herausgegeben vom Fachverband Medienabhängigkeit e. V. Darin wird betont, dass für eine gute Diagnostik wichtig ist, zwischen eigenständigen Suchterkrankungen und Begleitsymptomen anderer psychischer Erkrankungen zu unterscheiden und genau zu explorieren, welche Internetnutzung zu den Symptomen führt. Die Diagnostik von allfälligen Komorbiditäten sollte auch bedacht werden, da diese ebenfalls die Symptome verursachen oder eine Therapie erschweren können. Es gibt eine Vielzahl an Screenings für Internetsucht, allerdings sind davon nur wenige gut validiert und an den offiziellen DSM-Suchtkriterien orientiert. Im Folgenden soll eine Auswahl an Diagnostikinstrumenten vorgestellt werden, die diese Gütekriterien erfüllen und auf Deutsch verfügbar sind. Die hier genannten Diagnostikinstrumente sind alle für das Jugendalter validiert, bei jüngeren Kindern soll (zusätzlich) eine Fremdeinschätzung über die Eltern eingeholt werden.

Fragebogen

Das Assessment of Internet and Computer Game Addiction (AICA-S; Wölfling et al. 2010) und die Compulsive Internet Use Scale (CIUS; Besser et al. 2017) erheben die Symptome einer Internetsucht, angelehnt an die Kriterien für Substanzabhängigkeiten aus dem DSM-IV.
Um die spezifische Unterform der Sucht nach Computerspielen zu erheben, wurde die Computerspielabhängigkeitsskala entwickelt (CSAS; Rehbein et al. 2015). Dieser Fragebogen deckt die 9 DSM-5-Kriterien für die Computerspielsucht ab, wovon für eine Diagnose 5 Kriterien innerhalb der letzten 12 Monaten erfüllt werden müssen. Den Fragebogen gibt es zudem in einer Version für Angehörige oder Partner, um ein zusätzliches Fremdurteil einholen zu können.

Klinisches Interview

Das bisher einzige deutsche, strukturierte klinische Interview zur Diagnostik von internetbezogenen Störungen ist das AICA-SKI:IBS (Müller et al. 2017). Das Interview basiert auf den 9 diagnostischen Kriterien, die im DSM-5 für das Internet Gaming Disorder festgelegt wurden. Mithilfe des Interviews kann ausführlich exploriert werden, ob und in welchem Ausmaß die Kriterien einer Internetsucht innerhalb der letzten 12 Monate erfüllt werden. Dabei wird die spezifische Nutzung untersucht, die am meisten Probleme bereitet. Ein Manual zur Auswertung und Beurteilung der Ergebnisse ist ebenfalls frei verfügbar.

Fremdeinschätzung

Oft sind es die Eltern, Angehörigen oder der Partner, welche den Betroffenen dazu überreden, sich Hilfe zu holen und die fehlende Krankheitseinsicht bei den Patienten stellt zu Beginn eine große Schwierigkeit dar. Deshalb hilft es bei der ersten diagnostischen Abklärung neben der Selbstbeurteilung des Patienten eine Fremdeinschätzung (z. B. Angehörige oder Partner) einzuholen, um das Ausmaß der Abhängigkeit einschätzen zu können (Wartberg et al. 2017).

Störungsmodell und Risikofaktoren

Bisher geht man davon aus, dass sich die Ätiologie der Internetsucht ähnlich wie die des pathologischen Glücksspielspielens oder der Substanzgebrauchsstörung darstellt. Es gibt verschiedene theoretische Modelle zur Herleitung der Internetsucht, welche versuchen, die relevanten Faktoren zu benennen, die bei der Suchtentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Eine gute Übersicht verschafft das Modell des Suchtdreiecks der Internetsucht, welches Bert te Wildt in seinem Buch „Digital Junkies“ (2015) beschreibt. Ursprünglich stammt dieses Modell aus der Forschung zur Entstehung von Substanzabhängigkeiten (Kielholz und Ladewig 1973). Die Risiken für die Entwicklung einer Sucht können dabei in drei Bereiche eingeteilt werden (Abb. 1):
  • mediale Faktoren, wie beispielsweise die Belohnungsanreize, die das Internet anbietet,
  • individuelle Faktoren, wie beispielsweise ein niedriger Selbstwert und
  • soziale Faktoren, zu denen beispielsweise Probleme mit der Familie oder Freunden zählen.
Oft ist es ein Zusammenspiel von Faktoren aus allen drei Bereichen, die schlussendlich zu der Negativspirale einer Suchterkrankung führen.
Ein weiteres bekanntes Modell ist das I-PACE-Modell (Abb. 2) von Brand und Kollegen (2016). In diesem wird zwischen Prädispositionen, moderierenden und mediierenden Faktoren unterschieden:
  • Unter Prädispositionen sind Risikofaktoren einzuordnen, die eine individuell unterschiedliche Vulnerabilität für die Entwicklung einer Internetsucht bedingen (z. B. neurobiologisch, psychologisch).
  • Der Coping-Stil oder kognitive Verzerrungen bezüglich des Internets werden im I-PACE-Modell als moderierende Faktoren aufgeführt.
  • Als mediierenden Faktoren sehen Brand und Kollegen eine kognitive Sensitivität für suchtspezifische Hinweisreize und ein vermindertes exekutives Kontrollvermögen.
Um zu verstehen, warum ein kleiner Teil der Internetnutzer die Symptome einer Sucht entwickelt und viele andere nicht, wurde in der Forschung nach Faktoren gesucht, welche für diese Entwicklung der Sucht mit verantwortlich sein können. Inzwischen wurden verschiedene Risikofaktoren herausgearbeitet, auf die hier einzeln eingegangen wird. Die Faktoren werden im Folgenden in vier Bereiche unterteilt: Soziodemografie, Persönlichkeitsfaktoren, Neurobiologie und suchtfördernde Faktoren des Internets.

Soziodemografie

Kinder und Jugendliche sind im Vergleich zu Erwachsenen vulnerabler für die Risiken einer exzessiven Internetnutzung (Gentile et al. 2017). Ob sich dieser Unterschied in Zukunft noch so abbilden wird, ist allerdings unklar, da es sich auch um ein Generationenphänomen handeln kann. Es gibt erst wenige Längsschnittstudien, die den Verlauf über einen längeren Zeitraum gemessen haben, somit bleiben die Prognosen ungewiss. In den bisherigen Erhebungen zeigte sich zudem ein Geschlechterunterschied, der über Unterschiede zwischen den verschiedenen Internetanwendungen erklärt werden könnte. Suchtsymptome im Bereich der sozialen Medien scheinen ein größeres Phänomen unter Frauen darzustellen und Internetspielsucht scheint Männer deutlich häufiger zu betreffen. Zudem zeigt sich ein generell höheres Suchtrisiko beim männlichen Geschlecht (te Wildt 2018). Ob sich diese Alters- und Geschlechterunterschiede auch in Zukunft noch so deutlich abbilden werden, ist ungewiss, da sich die Nutzungstrends immer wieder verändern.

Persönlichkeitsfaktoren

Einige Persönlichkeitsdimensionen scheinen einen Zusammenhang zu einem höheren Risiko, eine Internetsucht zu entwickeln, aufzuweisen. So wurden in der Forschung erhöhte Neurotizismuswerte, die eine höhere Ängstlichkeit, geringere emotionale Stabilität und eine pessimistischere Grundhaltung widerspiegeln, mit einem höheren Risiko für die Entwicklung einer Internetsucht in Zusammenhang gebracht (Müller 2017). Eine geringere Ausprägung auf der Dimension der Gewissenhaftigkeit, zeigt ebenfalls einen Zusammenhang mit Internetsucht. So zeigen sich auch Impulsivität und eine Neigung zur Prokrastination als Risikofaktoren. Impulsiveren Menschen fällt es schwer, Versuchungen aller Art zu widerstehen; diese sind damit generell stärker suchtgefährdet (te Wildt 2015). Durch die ständige Verfügbarkeit des Internets besteht eine Versuchung, es zu nutzen und sich dadurch von den eigentlich auszuführenden Aufgaben abzulenken. Dass Internetsucht einen starken Zusammenhang mit einer geringeren Extraversion und sozialer Ängstlichkeit aufzeigt, ist naheliegend. Das Internet stellt einerseits eine Chance dar, sich in einer nicht realen Welt auszuprobieren und weiter zu entwickeln. Andererseits besteht dabei jedoch das Risiko, sich zu sehr in diese digitale Welt zurückzuziehen und den Schritt zurück in die Realität zu verpassen.

Neurobiologie

Die bisherigen Forschungsergebnisse zu den neurobiologischen Grundlagen von Internetbezogenen Abhängigkeitsstörungen, zeigen starke Ähnlichkeit zu Substanzabhängigkeiten und exzessivem Glücksspielen (Kuss und Griffiths 2012). So bilden sich im Gehirn einer Person mit Internetsucht, die im Augenblick der Untersuchung im Internet surft, die gleichen Aktivierungsmuster im Bereich des Belohnungsnetzwerks ab, wie bei einer Person mit Alkoholabhängigkeit, welche gerade Alkohol trinkt. Auch ein hohes Maß an Impulsivität und eingeschränkte exekutive Kontrollfunktionen sind ebenso mit Internetsucht assoziiert, wie das von vielen Substanzabhängigkeiten bekannt ist. Genau diejenigen Hirnregionen, die für diese Kontrollfunktion zuständig wären (z. B. Präfrontalkortex), reifen verzögert im jugendlichen Gehirn und so zeigt sich dadurch bedingt eine Vulnerabilität für Impulskontrollstörungen und somit Suchterkrankungen in dieser frühen Lebensphase (Konrad et al. 2013).
Neben den Veränderungen im Gehirn zeigen sich biologische Veränderungen in der Stressreaktion, die bei einer Untersuchung von computerspielsüchtigen Jugendlichen nachgewiesen werden konnte (Kaess et al. 2017). Die Betroffenen zeigten eine negativere Reaktion auf akuten Stress im Vergleich zu Gesunden, was mit einer verminderten Kortisolausschüttung einherging. Eine Internetsucht scheint somit mit einer höheren Stressreaktivität einherzugehen.

Suchtverstärkende Faktoren des Internets

Neben Faktoren, die der Nutzer selbst aufweist, spielen Faktoren des Internets eine große Rolle bei der Entwicklung einer Internetsucht (King et al. 2010). Gerade Computerspiele werden so entwickelt, dass der Nutzer ständig neue Anreize erhält weiter zu spielen, z. B. über Missionen innerhalb des Spiels oder nicht kontrollierbare Ereignissen im Spiel. Somit verbringt der Spieler immer mehr Stunden vor dem Bildschirm. Anwendungen, die zusätzlich eine soziale Komponente beinhalten, scheinen ein größeres Suchtrisiko zu bergen, da diese dem Nutzer ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln und zudem Verpflichtungsgefühle gegenüber den Mitspielern hinzukommen können: beispielsweise, wenn Online-Spiele in internationalen Teams gespielt werden, womit durch die Zeitverschiebung auch nachts gespielt werden muss. Zudem verspricht das Internet ständig Belohnungen aller Art, die jedoch insbesondere bei Computerspielen in nicht vorhersagbaren Abständen auftreten (z. B. durch unterschiedliche Schwierigkeit der Levels) und somit dazu verführen, immer mehr Zeit mit Spielen zu verbringen. Bei sozialen Medien wird mit der Aufmerksamkeit anderer gelockt und der aufregenden Ungewissheit, wie auf die eigenen Beiträge reagiert wird, sowie über monetäre Anreize, wenn man es zur Berühmtheit schafft. Schlussendlich ist die ständige Verfügbarkeit des Internets ein Risikofaktor, die es schwierig macht, der Versuchung zu widerstehen.

Komorbiditäten

Wie bei vielen anderen psychischen Störungen, ist eine Internetsucht in den meisten Fällen von Komorbiditäten begleitet. Die Zusammenhänge sind dabei meist komplex und die Entstehungsabfolge unklar. Es ist anzunehmen, dass andere psychische Erkrankungen sowohl Folgeerscheinung als auch Risikofaktor einer Internetsucht sein können. Komorbiditäten zu erkennen und in der Behandlung mit einzubeziehen ist auch deshalb wichtig, da sie einer erfolgreichen Behandlung der Internetsucht im Wege stehen können. Im Folgenden sollen die häufigsten Komorbiditäten vorgestellt und die aktuelle Befundlage zum Zusammenhang mit der Internetsucht aufgezeigt werden.

Depression

Depression ist eine der prävalentesten psychischen Störungen und geht als eine der häufigsten Komorbiditäten mit der Internetsucht einher (Carli et al. 2012). Erste längsschnittliche Untersuchungen zeigten, dass depressive Symptome die Folge einer pathologischen Internetnutzung sein können (Lam und Peng 2010; Gentile et al. 2011). Vormals psychisch gesunde Kinder und Jugendliche können somit als Konsequenz einer problematischen Internetnutzung zusätzlich eine Depression entwickeln (Lam und Peng 2010). Ist ein Kind oder Jugendlicher von den Symptomen der Internetsucht betroffen, kann dies durch die entstandenen Probleme und starkem Stress zusätzlich zu depressiven Verstimmungen führen. Dies wiederum kann begünstigen, dass sich der Betroffene immer mehr in die Welt des Internets zurückzieht und der Realität immer weiter entgleitet: Ein Teufelskreis entsteht (Lam und Peng 2010).

Angststörungen

Wie schon beschrieben wurde (Abschn. 3.2), kann eine ängstliche (neurotizistische) Persönlichkeit ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Internetsucht darstellen. Angststörungen treten sehr häufig komorbid zu einer Internetsucht auf (Carli et al. 2012). Spezifisch soziale Ängste lassen sich gut mit der Internetsucht in Verbindung bringen, da bei beiden Störungsbildern der Rückzug aus der realen Welt ein zentrales Symptom darstellt (Cerniglia et al. 2017).

ADHS

Aufmerksamkeitsstörungen gehören ebenfalls zu den häufigsten Komorbiditäten der Internetsucht. Gerade im Bereich der Computerspiele, konnte der Zusammenhang nachgewiesen werden (Andreassen et al. 2016). In diesem Bereich gibt es die Theorie der Selbstmedikation, die besagt, dass Kinder und Jugendliche, welche Defizite im Bereich der Aufmerksamkeitsaufrechterhaltung haben und in der realen Welt deshalb immer wieder anecken, in der anregenden Welt der Computerspiele einen Rückzugsort finden, der ihrer Denkart entspricht (Han et al. 2009). Diese positive Erfahrung, auch über die erhöhte Dopaminausschüttung (Glückshormon) während des Spielens, ist jedoch nur kurzfristig vorhanden. Langfristig zeigt sich, dass sich bei ADHS und Internetsucht Symptome gegenseitig verstärken. So treten bei Patienten mit ADHS, die zusätzlich viel am Computer spielen, eine erhöhte Anzahl ADHS-Symptome auf (Chan und Rabinowitz 2006).

ASS

Autismus-Spektrum-Störungen scheinen auch häufig in Kombination mit einer Internetsucht aufzutreten, wobei es zu diesem Zusammenhang erst wenige Befunde gibt (So et al. 2017). Kinder und Jugendliche mit einer autistischen Wahrnehmung ziehen sich gerne in die Welt des Internets zurück, da sie diese nach ihren eigenen Regeln und Bedürfnissen gestalten können. Wie schon zuvor erwähnt, ist soziale Ängstlichkeit ein wichtiger Vulnerabilitätsfaktor für die Entwicklung einer Internetsucht und gerade Kinder mit ASS zeigen in diesem Bereich Schwierigkeiten.

Schlafstörungen

Schlafstörungen und Internetsucht treten oft in Kombination auf und belasten den Betroffenen stark (Lam 2014; Alimoradi et al. 2019). Für die meisten anderen psychischen Erkrankungen sind Schlafstörungen primär Risikofaktoren, bei der Internetsucht scheinen Schlafstörungen jedoch eher die Folge einer Internetsucht als deren Risikofaktor zu sein (Klar et al. 2019). Übermäßiger Internetkonsum in jeder Form beeinflusst die Schlafqualität negativ und nicht selten entwickeln die Betroffenen einen verdrehten Tag-Nacht-Rhythmus, was das Zurückkehren in ein normales Alltagsleben deutlich erschwert. Schlafstörungen, die in der Folge einer Internetsucht entstehen, können wiederum Risikofaktor für die Entwicklung weiterer Komorbiditäten sein.

Schlussfolgerung

Zusammengefasst ist das Störungsbild einer Internetsucht in den meisten Fällen komplex und durch eine oder mehrere Komorbiditäten begleitet. Zudem kann es zu körperlichen Problemen, wie einem erhöhten Body-Mass-Index (BMI) oder Rückenbeschwerden führen (Mallorqui-Bague et al. 2017). Die aufgeführten Komorbiditäten können sich im Rahmen der Internetsucht entwickeln oder schon vorangehend vorhanden sein und somit die Entstehung der Sucht bedingen oder beschleunigen. In der Behandlung einer Internetsucht sollten Komorbiditäten stets Beachtung geschenkt werden, da diese auch einer Remission im Wege stehen können.

Behandlung

Ziel der Behandlung soll es jeweils sein die Symptome der Internetsucht zu vermindern und gleichzeitig die Zeit, die im Internet verbracht wird, zu senken. Eine vollständige Abstinenz ist für die Remission sehr wichtig, langfristig kann es jedoch auch das Ziel sein, eine normalisierte Nutzungszeit zu entwickeln. Neben der klassischen Form der kognitiven Verhaltenstherapie im Einzelsetting werden auch Gruppentherapien oder Familientherapien angewendet. Des Weiteren gibt es einige Versuche der Pharmakotherapie und diverse alternative Therapieangebote. Allerdings ist die Datenlage zur Wirksamkeit aktueller Konzepte zur Behandlung von Internetsucht wenig aussagekräftig, da kaum qualitativ gute Forschung, vor allem zur Langzeitwirkung von Therapien, existiert. Eine große methodische Schwäche, welche die Beurteilung der Wirksamkeit deutlich einschränkt, sind vor allem fehlende Kontrollgruppen (Zajac et al. 2017).

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie zeigt nach ersten Befunden eine gute und stabile Wirksamkeit, allerdings fehlt hier systematische Forschung mit größeren Stichproben, die über einen längeren Zeitraum untersucht werden (Winkler et al. 2013; Müller et al. 2018). Die Therapie beinhaltet verschiedene Bestandteile, welche sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting umgesetzt werden können. Ein Schlüsselpunkt zu Beginn der Therapie ist die Erarbeitung eines individuellen Störungsmodells. Dabei ist Psychoedukation ein wichtiger Aspekt, um dem Patienten eine Krankheitseinsicht und ein Störungsverständnis zu ermöglichen. Eine Verhaltensanalyse (z. B. SORK-Modell) ist eine weitere hilfreiche Methode, um dem Patienten aufzuzeigen, wie das automatisierte Verhalten in einer Sucht abläuft. Die Technik des Motivational Interviewings kann bei der Erarbeitung der Veränderungsmotivation eine gute Unterstützung sein (Rollnick und Miller 1995). Das Motivational Interviewing ist charakterisiert durch eine empathische Gesprächsführung, um den Patienten bei der Entwicklung seiner Veränderungsmotivation, durch Aufzeigen von Widerständen und Diskrepanzen zu begleiten. Mit der Veränderungsmotivation als Grundlage soll im nächsten Schritt eine Verhaltensänderung in der Therapie erarbeitet werden, in der eine schrittweise aufbauende oder eine vollständige Abstinenz das Ziel darstellen kann. Kognitive Muster, die zu dem Abhängigkeitsverhalten geführt oder dieses aufrechterhalten haben, werden in der nächsten Phase analysiert und bearbeitet. Dies auch mit dem Ziel eine Strategie zur Rückfallprophylaxe zu entwickeln, die für eine langfristige Remission von großer Wichtigkeit ist. Des Weiteren gehören zur kognitiven Verhaltenstherapie einer Internetsucht, tagesstrukturierende Maßnahmen, um wieder in den Alltag zu finden, Training der sozialen Kompetenzen und Übungen zur Verbesserung der Stressbewältigung. In Abb. 3 ist in eine Übersicht über die verschiedenen Phasen der kognitiven Verhaltenstherapie abgebildet. Zu den Programmen, die spezifisch für Jugendliche entwickelt wurden, gehört Lebenslust statt Online-Flucht von Moll und Thomasius (2018), das im Gruppensetting aufgebaut ist. Ebenso das Programm Mainzer Medientraining von Wölfling et al. (2016), das neben Gruppeninterventionen auch Therapie im Einzelsetting und Angehörigenberatung beinhaltet. Die Wirksamkeit des Programms aus Mainz als Kurzintervention, konnte mittels einer randomisierten, kontrollierten klinischen Multicenter-Studie nachgewiesen werden. Nach der Intervention erfüllten um die 70 % der Patienten die Kriterien der Internetsucht nicht mehr und galten als remittiert (Wölfling et al. 2019).

Pharmakotherapie

Pharmakotherapie sollte nie als alleinstehende Therapieform angewendet werden, kann jedoch zur Behandlung von Entzugssymptomen und Komorbiditäten unterstützend eingesetzt werden (Winkler et al. 2013). Depressionen und Angststörungen zählen zu den häufigsten Begleiterscheinungen der Internetsucht und so zeigen Medikamente, die in diesem Bereich beispielsweise als Antidepressiva (Buproprion, Citalopram) eingesetzt werden, eine unterstützende Wirkung bei der Reduzierung der Suchtsymptome. Bei manifesten komorbiden Störungen sollte die medikamentöse Therapie entsprechend der jeweiligen Leitlinien vorgenommen werden. So kann z. B. bei einem komorbiden ADHS eine medikamentöse Behandlung mit Methylphenidad oder Atomoxetin dabei helfen, die Internetsucht erfolgreich zu therapieren und eine nachfolgende Suchtverschiebung zu verhindern.

Andere Interventionen

Familienbasierte Ansätze sollen dabei unterstützen, eine gegenseitig verständnisvolle Kommunikation zu erreichen und das Familienleben wieder zu stärken. Ein wichtiger Schritt dabei ist es, wieder gemeinsame Aktivitäten aufzubauen. Da sich viele Betroffene stark aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen, kann der familiäre Rückhalt ihnen dabei helfen, wieder sozial aktiv zu werden. Insbesondere soll Familien geholfen werden aus einem Teufelskreis negativer Interaktionen, die wiederum zu einem vermehrten Rückzug der Jugendlichen in die virtuelle Welt führen, auszutreten. Die familiäre Interaktion beschränkt sich bei Vorliegen einer Internetsucht oftmals fast ausschließlich auf Konflikte und mögliche Sanktionen. Positive Interaktionen müssen neu aufgebaut und geübt werden.
Ferienlager, die spezifisch für Kinder und Jugendliche mit Internetsucht angeboten werden, sind vor allem in Amerika und Asien beliebt, wenn jedoch auch umstritten. Während der Lager werden verschiedene Therapien angeboten, dabei gilt über die gesamte Dauer strikte Internetabstinenz. Einzelne Studien konnten zeigen, dass sich ein positiver Effekt bezüglich der Suchtsymptomatik und Nutzungsdauer zeigt, der über mehrere Monate anhält (Sakuma et al. 2017). Kritische Stimmen sprechen sich spezifisch gegen diejenigen Lager aus, die mit militärähnliche Drillmethoden versuchen, die Jugendlichen wieder „zurechtzubiegen“, da einzelne Teilnehmer mit diesem Druck schlecht zurechtkommen und noch mehr belastet werden.
Regelmäßige körperliche Bewegung ist für viele physische und psychische Krankheiten als protektiver Faktor bestätigt worden und wird schon verbreitet als Therapiemittel angewendet. Gerade bei der Internetsucht, bei der die Betroffenen immer mehr den Bezug zur Realität verlieren und vollständig in der Onlinewelt versinken, kann beispielsweise Sporttherapie dabei helfen, wieder mehr in der realen Welt anzukommen und das eigene Selbstvertrauen zu stärken.
Es gibt inzwischen erste Ansätze, Internetsucht mittels webbasierter Interventionen zu behandeln. Diese Herangehensweise mag im ersten Augenblick kontrovers erscheinen, es gibt jedoch Aspekte, die erfolgsversprechend sind. Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, dass sich Patienten im Schnitt erst sehr spät in eine Behandlung begeben, oft Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome (Müller et al. 2014). Dies mag unter anderem an der hohen Stigmatisierung von Suchterkrankungen liegen, die für Betroffene mit Internetsucht abschreckend wirkt. Deshalb ist es sinnvoll, die Schwelle für das Aufsuchen von Hilfe möglichst gering zu halten und Hilfe im „gewohnten Umfeld“, dem Internet anzubieten. Darüber hinaus kann man sich die Möglichkeiten der heutigen Technik zunutze machen und spezifische Online-Applikationen sperren oder die Bildschirmzeit technisch begrenzen.

Bestehende Angebote

Da das Bewusstsein für internetbezogene Suchterkrankungen sich erst langsam entwickelt, ist das bestehende Therapieangebot dementsprechend noch dünn besiedelt. Gerade im Kinder- und Jugendbereich fehlen niederschwellige Angebote, die frühzeitig von den Betroffenen aufgesucht werden können. Im deutschsprachigen Raum wird vielerorts das Thema von den schon bestehenden Suchteinrichtungen (Beratungsstellen, Ambulanzen, Kliniken) aufgenommen.
Mit der offiziellen Anerkennung der Computerspielsucht von Seiten der WHO ist ein Schritt in die richtige Richtung gemacht worden und eröffnet die Möglichkeit, Therapiekosten über die Krankenkasse abzurechnen. Es ist eine wichtige Aufgabe der zukünftigen Forschung zu eruieren, welche Unterkategorien der Internetsucht als eigenständige Diagnosen sinnvoll sind.

Prävention

Warum Prävention?

Kinder kommen heute als sog. Digital Natives zur Welt und wachsen in einer Welt auf, aus der das Internet nicht mehr wegzudenken ist. Dies bringt viele Vorteile mit sich: So waren Informationen noch nie zuvor so schnell und für jeden zugänglich und die Menschen waren noch nie so vernetzt, wie es heute der Fall ist. Kommunikation ist beinahe weltweit in Sekunden möglich. Auf Kinder hat dabei das Internet eine besonders starke Anziehungskraft, jedoch fällt es ihnen auch schwerer, sich in dieser digitalen Zweitwelt zurecht zu finden. Ein absolutes Internetverbot wird nicht mehr als sinnvoll erachtet, vielmehr sollte man Kinder von Beginn an einen kompetenten Umgang mit dem Internet vermitteln, um damit assoziierte Folgestörungen präventiv zu verhindern. Da Internetsucht im Kinder- und Jugendalter besonders prävalent ist, sind die Folgen besonders verheerend, weil daraus z. B. viele Schulabbrüche erfolgen, die einen Wiedereinstieg in den Bildungs- und Arbeitsweg deutlich erschweren. Da eine Internetsucht in den meisten Fällen zudem von Komorbiditäten begleitet ist, sollte bei diesem Störungsbild ein großer Wert auf präventive Massnahmen gelegt werden, um die Entwicklung weiterer Folgeerscheinungen frühzeitig zu verhindern.

Wie Prävention?

Ein sehr wichtiges, wenn nicht sogar das zentrale Element der Prävention ist die Vorbildfunktion der Eltern und Erziehungspersonen. So ist es wichtig, gewisse Regeln, die für die Kinder aufgestellt werden, selber vorzuleben und darauf zu achten, dass dem Internetkonsum im alltäglichen Leben nicht zu viel Platz eingeräumt wird. Ziel soll es sein, den Kindern und Jugendlichen einen bewussten und kompetenten Umgang mit dem Internet zu vermitteln.
Die Erziehungsfrage, die sich stellt, ist, ab wann und in welchem Maß ein Kind mit dem Internet in Berührung kommen soll. Diese Fragen müssen für jedes Kind individuell beantwortet werden. Es gibt jedoch grobe Leitlinien, an denen man sich orientieren kann. Ein kompletter Verzicht auf die Internetnutzung ist in einem sehr jungen Alter sinnvoll, danach sollte das Kind in enger Betreuung und mit klaren Regeln an das Thema herangeführt werden (z. B. klare Zeitregelung). Es gibt eine Vielzahl von unterstützenden Mitteln für die Regulierung des Internetkonsums des Kindes, so können bestimmte Webseiten gesperrt oder der Internetkonsum auf eine bestimmte Zeit eingeschränkt werden. Wenn ein Kind in die Stadt geht, fragt man es: „Wo gehst du hin, wer kommt mit und wann bist du zurück?“ Dieselben Fragen sollten gestellt werden, wenn sich das Kind im Internet, einem ebenfalls sozialen Raum, bewegt. Eltern sollten Interesse an den Aktivitäten des Kindes im Internet zeigen, einerseits um darüber informiert zu sein, was das Kind überhaupt im Internet macht, anderseits um zu zeigen, dass man das Kind ernst nimmt. Es ist von einem eigenen Computer im Schlafzimmer des Kindes abzuraten, da dies die Kontrolle schwieriger macht und zu nächtlichen Internetaktivitäten verleiten kann.
Lehrpersonen können präventiv tätig sein, indem sie den Internetkonsum im Unterricht thematisieren und bei spezifischem Verdacht Schüler gezielt darauf ansprechen und Maßnahmen einleiten. Präventionsmaßnahmen, die großräumig an Schulen durchgeführt wurden, zeigten erste Erfolge (Szász-Janocha et al. 2019). Auch im Gesundheitssystem sollte die Aufmerksamkeit für internetbezogene Störungen erhöht werden. Wenn Eltern berichten, dass sich ihr Kind zunehmend zurückzieht und immer mehr Zeit im Internet verbringt und ansonsten seine Interessen verloren hat, sollten beispielsweise bei Kinderärzten die Alarmglocken schrillen und frühzeitig Maßnahmen zur Unterstützung des Kindes eingeleitet werden.
Wichtig ist es, sowohl für Betroffene wie auch für deren Angehörigen niederschwellige Beratungsangebote zu schaffen, um zu verhindern, dass erst Hilfe in Anspruch genommen wird, wenn die Internetsucht schon zu stark manifestiert ist. Zudem sollte die Forschung nach präventiven und therapeutischen Möglichkeiten vorangetrieben werden, um dem wachsenden Problem der Internetsucht entgegentreten zu können.

Fazit

Die Internet- und Computersucht bei Kindern und Jugendlichen ist ein neuartiges Störungsbild, welches in der klinischen Arbeit und in der Forschung immer mehr an Relevanz gewinnt. Von den beschriebenen Unterarten der Internetsucht wurde bisher nur die Computerspielsucht (Gaming Disorder) als offizielle Diagnose von der WHO anerkannt. Risikofaktoren und ein Störungsmodell der Internet- und Computersucht können aus dem Suchtdreieck und I-PACE-Modell abgeleitet werden, nach welchen speziell Kinder und Jugendliche vulnerabel für die suchtfördernden Eigenschaften des Internets sind. Eine manifeste Internet- und Computersucht ist häufig von Komorbiditäten begleitet, welche zu weiterer Komplexität und Chronifizierung des Störungsbildes beitragen können. Dies ist einer der Gründe für die Wichtigkeit einer frühzeitigen und ganzheitlichen Behandlung, bei der verschiedene Therapieformen zur Anwendung kommen können. Zudem sollten präventive Maßnahmen ergriffen werden, um Kinder und Jugendliche an eine kompetente Nutzung des Internets heranzuführen und der Entwicklung einer Internet- und Computersucht entgegenzuwirken.
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