Erschienen in:
19.01.2017 | Gentherapie in der Onkologie | Leitthema
Entwicklung neuer Therapien für seltene Erkrankungen
Beispiel: Lysosomale Speichererkrankungen
verfasst von:
Prof. Dr. J. B. Hennermann
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
|
Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Lysosomale Speichererkrankungen („lysosomal storage disorders“, LSD) gehören mit einer Gesamtinzidenz von
1:7500 zu den seltenen Erkrankungen. Klinisch charakteristisch für LSD sind Organomegalie, muskuloskeletale Symptome,
Neurodegeneration und ein fortschreitender Erkrankungsverlauf mit meist frühem Tod. Behandlungsmöglichkeiten existieren
derzeit nur für einen kleinen Teil der insgesamt 50 LSD. Hierzu zählen Enzymersatztherapien, Stammzelltransplantation, Substratreduktions- und Chaperontherapien. Grenzen dieser Behandlungen sind u. a. mögliche immunologische Reaktionen und eine unzureichende Wirkung auf bestimmte Organstrukturen, insbesondere auf das Zentralnervensystem. Daher werden derzeit neue Therapien mit anderen Wirkmechanismen und Therapien für bislang nichtbehandelbare LSD entwickelt. Manche dieser Therapien führen zu einer verminderten Synthese von Speichermaterial oder wirken direkt im Lysosom durch eine Steigerung der Exozytose. Ziel neuer Ansätze ist auch die Behandlung neurologischer Symptome durch Überwindung der Blut-Hirn-Schranke entweder mithilfe der direkten intrathekalen Gabe eines Enzyms oder mithilfe der Gabe von Medikamenten, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können, wie Fusionsproteine oder „small molecules“. Weitere neue Verfahren sind neben neuen Enzymersatztherapien direkte Gentherapien, die bereits in ersten klinischen Studien bei verschiedenen LSD untersucht werden. Mit der Etablierung dieser zumeist sehr innovativen Therapien wird das Auskommen von Patienten mit LSD langfristig verbessert werden können.