01.12.2006 | Wegbereiter der Rheumatologie
Guillaume de Baillou (1538–1616) – Vater des „Rheumatismus“?
Erschienen in: Zeitschrift für Rheumatologie | Ausgabe 8/2006
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G. de Baillou, der sich nach der Mode der Zeit Ballonius nannte, ließ die Ärztewelt aufhorchen, als er den 2 Jahrtausende alten Terminus „Rheumatismus“ –- zur historischen Entwicklung des Begriffs siehe [19] – für eine Krankheitsentität verwendete. Der seit Hippokrates gleichsinnige Gebrauch von „Rheuma“ (Fluss) und Katarrh (Herabfluss) galt als pathogenetisches Prinzip. Die Vorstellung war, dass aus dem Gehirn ein kalter Schleim („Phlegma“) in den Körper herabfließt und dort infolge veränderter Zusammensetzung der Säfte (Dyskrasie) die verschiedensten Krankheiten auslöst. Nun aber beschrieb Baillou in seinem 1591 verfassten, aber erst 1642 im Druck erschienenen Liber de rheumatismo et pleuritide unter dem Namen Rheumatismus folgendes Krankheitsbild (Übersetzung durch Veil [37, 38]):…„Der ganze Körper wird von Schmerzen gepeinigt. Besonders in den Gelenken wüten sie, so dass Fuß oder Hand oder Finger nicht im geringsten ohne Schmerz, ohne Weherufe bewegt werden können. Einigen röten sich die Wangen... Die Schmerzen verschlimmern sich bei Nacht, und die Kranken können nicht schlafen, zum Teil deswegen, weil sie sich nicht von der Stelle rühren können, und in der Lage, die sie sich zunächst gegeben haben, verharren müssen, und ohne Marter oder heftiges Weh kaum bewegt oder angerührt werden können. Alles ist gespannt und von einem Gefühl des Durchbohrtwerdens beherrscht.“