Erschienen in:
23.11.2021 | Hepatozelluläres Karzinom | Schwerpunkt
Hepatitis B: Wann ist eine Beendigung der Therapie mit Nukleos(t)idanaloga gerechtfertigt?
verfasst von:
PD Dr. F. van Bömmel, T. Berg
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 6/2021
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Zusammenfassung
Durch die Langzeitbehandlung der chronischen Hepatitis B mit Nukleos(t)idanaloga (NA) kann der Progress dieser chronischen Lebererkrankung effektiv verhindert, in vielen Fällen auch eine Regression der Fibrosestadiums erreicht und das Risiko der Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) deutlich gesenkt werden. Etablierter Endpunkt der NA-Therapie ist das Erreichen eines HBsAg(„hepatitis B surface antigen“)-Verlustes (sog. funktionelle Heilung). Ein weiterer, in internationalen Leitlinien akzeptierter Endpunkt ist die HBeAg(„hepatitis B early antigen“)-Serokonversion bei zum Therapiebeginn HBeAg-positiven Patienten. Reaktivierungen der Krankheitsaktivität sowie HBeAg-Seroreversionen können jedoch, trotz einer 12-monatigen Konsolidierungsbehandlung, bei bis zu 50 % dieser Patienten im Verlauf nach Absetzen der NA-Behandlung auftreten. Bei Patienten mit kompensierter Leberzirrhose soll die Therapie ausschließlich bei Erreichen einer funktionellen Heilung beendet werden. Das Beenden der Langzeit-NA-Therapie bei Patienten mit HBeAg-negativer Hepatitis B vor Eintreten des HBsAg-Verlustes ist ein neues und umstrittenes Konzept, da es nach Absetzen der NA regelhaft zu einem Widerauftreten der HBV-Replikation kommt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass es in Folge der HBV-Reaktivierung bei bis zu 30 % der Patienten zu einer funktionellen Heilung kommt sowie bei bis zu 50 % der Patienten zu einem Übergang in eine inaktive Phase ohne weitere Therapieindikation. Unter engmaschiger Kontrolle der Hepatitis-B-Virus-DNA und der Transaminasen und rechtzeitiger Retherapie im Falle eines schweren biochemischen Flares ist dieses auch als Autovakzinierung bezeichnete Konzept der relapsinduzierten funktionellen Heilung sicher anwendbar.