Erschienen in:
01.03.2012 | Leitthema
Intoxikationen bei Schwangeren
verfasst von:
PD Dr. C. Schaefer, Dr. P. Hoffmann-Walbeck
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 2/2012
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Zusammenfassung
Vergiftungen bei Schwangeren, v. a. in suizidaler Absicht, verursachen große Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen der Intoxikation und deren Behandlung auf das Ungeborene. Häufig wird das Fehlbildungsrisiko nach Überdosis überschätzt. Wenn die Mutter nicht vital bedroht ist und es sich nicht um Medikamente handelt, die in therapeutischer Dosis als teratogen angesehen werden, ist nach heutigem Wissensstand kein erhebliches Risiko für den Embryo anzunehmen. Dies gilt für die bei Suizidversuchen relativ häufig verwendeten Mittel wie Paracetamol und Eisenpräparate, Mischintoxikationen mit Psychopharmaka sowie für Schlangenbisse und Knollenblätterpilzingestion. Entscheidend ist, dass die Schwangere so behandelt wird wie eine Nichtschwangere, d. h. dass therapeutische Maßnahmen, die aus aktueller klinisch-toxikologischer Sicht indiziert sind, eingesetzt werden. Die Entwicklung des Feten muss bei relevanten Vergiftungen mit weiterführender Ultraschalldiagnostik kontrolliert werden; dies betrifft unmittelbare Auswirkungen auf Vitalität, Herzfrequenz und Bewegungsmuster sowie Organfehlbildungen und Wachstumsstörungen im weiteren Verlauf. Ein Schwangerschaftsabbruch aus Furcht vor einer Schädigung der Frucht ist im Allgemeinen nicht gerechtfertigt.