Erschienen in:
17.10.2017 | Keratoprothese | Originalien
Boston-Keratoprothese: 73 Augen aus Deutschland
Übersicht der Erfahrungen aus zwei Zentren
verfasst von:
Dr. F. Schaub, I. Neuhann, P. Enders, B. O. Bachmann, B. Koller, T. Neuhann, C. Cursiefen
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Boston-Keratoprothese (B-KPro) stellt in Augen mit schlechter Prognose einer perforierenden Keratoplastik (Hochrisikoaugen) eine mögliche Therapieoption zum Hornhautersatz zur visuellen Rehabilitation dar. Seit 2009 wird diese Form der chirurgischen Behandlung von schweren Hornhauterkrankungen im MVZ Prof. Neuhann in München und seit 2013 auch am Zentrum für Augenheilkunde der Universität zu Köln angewendet. Eine Übersicht über die Ergebnisse der insgesamt 73 Augen beider Kliniken wird dargestellt.
Methoden
In die Untersuchung wurden alle Empfängeraugen einer B‑KPro Typ I (BI-KPro), die im Zeitraum zwischen November 2009 und März 2017 in den beiden Zentren versorgt wurden, eingeschlossen. Die Indikationen, präoperativen Befunde, intraoperatives Vorgehen, klinische Ergebnisse, Komplikationsraten postoperativ sowie Retentionsraten wurden dokumentiert und analysiert.
Ergebnisse
Insgesamt konnten 73 Augen von 68 Patienten (mittleres Alter 55 ± 21,1 Jahre, Range: 7 Monate – 93 Jahre; 26 w., 42 m.) mit einer BI-KPro versorgt werden. Bei 53 Augen (72,6 %) war die BI-KPro als therapeutische Option bei Transplantatversagen gewählt worden, während bei 20 Augen (27,4 %) die BI-KPro als primärer Hornhautersatz angewendet wurde. Bei 46 Augen (63,0 %) konnte ein langfristiger Visusanstieg herbeigeführt werden, in 21,9 % eine Stabilisierung, während in 15,1 % der Fälle im Verlauf eine Verschlechterung zur präoperativen visuellen Situation eintrat. Im Schnitt waren 1,7 ± 2,4 Revisionseingriffe (Range: 0–9) während eines mittleren Follow-up von 24,7 ± 23,0 Monaten (Range: 1–78 Monate) erforderlich. Lediglich 4 Keratoprothesen (5,5 %) konnten nicht erhalten werden, bei 3 Augen (4,2 %) wurde im Verlauf ein Prothesenwechsel erforderlich.
Schlussfolgerung
Das Indikationsspektrum der BI-KPro ist vielfältig. Allen Augen gemeinsam ist die schlechte Prognose für einen konventionellen Hornhautersatz. Die operative Intervention ist ein sicheres Verfahren, jedoch mit nicht zu unterschätzender postoperativer Komplikationsrate, welche auch im mittel- und langfristigen Verlauf nicht abzunehmen scheint. Die Retentionsrate ist für Augen ohne Stammzelldefizienz exzellent. Nichtsdestoweniger ist die BI-KPro für viele Augen die einzige therapeutische Option und führt in den allermeisten Fällen zum Visusgewinn.