Erschienen in:
05.06.2023 | Künstliche Intelligenz | Leitthema
Anwendung von Systemen der künstlichen Intelligenz im Schockraum
Geben die Kommunikationsmuster Hinweise auf mögliche Ansatzpunkte? Eine Beobachtungsstudie
verfasst von:
PD Dr. med. Thorsten Tjardes, Lea Mareen Meyer, Anna Lotz, Jerome Defosse, Sandra Hensen, Patricia Hirsch, Torsten Oliver Salge, Sebastian Imach, Martin Klasen, Susan Stead, Nina Walossek
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
An die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in der Schockraumbehandlung von Polytraumapatienten werden gegenwärtig hinsichtlich der Entwicklung von Decision-Support-Systemen hohe Erwartungen geknüpft. Es liegen keine Daten hinsichtlich möglicher Ansatzpunkte für KI-gesteuerte Interventionen in der Schockraumbehandlung vor.
Fragestellung
Geben Informationsnachfrageverhalten und Kommunikationsqualität Hinweise auf Ansatzpunkte für KI-Anwendungen im Schockraum?
Material und Methode
Zweistufige qualitative Beobachtungsstudie:
1. Entwicklung eines Beobachtungsbogens auf Grundlage von Experteninterviews, der folgende 6 relevante Themen abbildet: situationsbedingte Faktoren (Unfallhergang, Umgebung), Vitalparameter, behandlungsspezifische Informationen (durchgeführte Behandlungen), traumaspezifische Faktoren (Verletzungsmuster), Medikation, Besonderheiten der Pat. (Anamnese etc.).
2. Beobachtungsstudie: Welche Themen wurden nachgefragt? War der Informationsaustausch vollständig?
Ergebnisse
Vierzig konsekutive Schockraumbeobachtungen. Insgesamt 130 Nachfragen: 57 von 130 Nachfragen zu Medikamenten/behandlungsspezifischen Informationen und Vitalparametern, davon 19 von 28 Nachfragen bezüglich Medikation. Nachfragen zu verletzungsbezogenen Parametern 31 von 130, 18 von 31 bezüglich Verletzungsmustern, Unfallhergang (8/31) und Unfallart (5/31). Nachfragen zu medizinischem bzw. demografischem Hintergrund: 42 von 130. Innerhalb dieser Gruppe wurden Vorerkrankungen (14/42) und demografischer Hintergrund (10/42) am häufigsten nachgefragt. Unvollständiger Informationsaustausch wurde in allen 6 Themenbereichen festgestellt.
Schlussfolgerungen
Nachfrageverhalten und Unvollständigkeit der Kommunikation deuten auf einen „cognitive overload“ hin. Assistenzsysteme, die einen Cognitive overload verhindern, können die Entscheidungs- und Kommunikationsfähigkeit erhalten. Welche KI-Methoden zur Anwendung kommen können, bedarf weiterer Forschung.