Erschienen in:
27.10.2016 | Affektive Störungen | Schwerpunkt: Langzeitpsychotherapie - Originalien
Langfristige Wirksamkeit psychoanalytischer Therapien von Kindern und Jugendlichen
3‑Jahreskatamnese der Längsschnittstudie zu Angsterkrankungen, Depressionen und externalisierenden Störungen
verfasst von:
Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe, Katharina Weitkamp, Kim Lauenroth, Anette Baumeister-Duru, Helmut Hofmann, Helene Timmermann, Andrea Wulf, Georg Romer
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Wirksamkeit von Psychotherapie, v. a. deren langfristige Wirksamkeit, spielt eine immer bedeutendere Rolle. Allerdings unterscheidet sich die Datenlage bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu den Erwachsenen erheblich: Während die Wirksamkeit psychodynamischer Therapien bei Erwachsenen gut belegt ist, gibt es auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie immer noch zu wenig Wirksamkeitsnachweise.
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Studie wird die langfristige Wirksamkeit psychoanalytischer Behandlungen von Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen, Depressionen und externalisierenden Störungen untersucht.
Material und Methoden
In einer Längsschnittstudie über fünf Messzeitpunkte (Prä- und Postmessung sowie Katamnese nach 6, 12 und 36 Monaten) werden internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten sowie Gesamtwerte der Child Behavior Check List (CBCL) und des Youth Self-Report (YSR) von 155 Kindern und Jugendlichen mit diagnostizierten Angststörungen, Depressionen und externalisierenden Störungen im Verlauf psychoanalytischer Behandlungen erfasst. Von den zu Therapiebeginn erfassten 155 psychoanalytischen Behandlungen der Therapiegruppe nahmen jedoch nur 44 Eltern und 23 Kinder bis zur letzten Befragung 3 Jahre nach Therapieende teil.
Ergebnisse
In dieser Untersuchung zeigten sich signifikante Verbesserungen von beiden Auffälligkeiten und dem Gesamtwert sowie stabile Verläufe über die Follow-up-Messungen, v. a. aus der Perspektive der Fremdbeurteilung durch die Eltern. Im Verlauf der Selbstbeurteilung fanden sich eine Effektstärke (d) von 0,37 und in der Fremdbeurteilung von 0,42 über den gesamten Erfassungszeitraum. Im Vergleich von Therapiebeginn und -ende zeigte sich für die Selbstbeurteilung eine Effektstärke von 0,96 und für die Fremdbeurteilung durch die Eltern von 1,18.
Schlussfolgerung
Trotz der erheblichen methodischen Limitationen dieser Studie fanden sich interessante Ergebnisse und eine langfristige Wirkung der psychoanalytischen Therapien der Kinder mit Angsterkrankungen, Depressionen und externalisierenden Störungen.