Erschienen in:
03.06.2020 | Leichenschau | Originalien
Aktuelle Trends im Leichenschautraining bei Medizinstudierenden
Braucht man noch eine echte Leiche?
verfasst von:
Dr. med. C. Richter, S. Hoyer, R. Lessig, D. Stoevesandt, K. Schwarz, A. Biolik, S. Heide
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Vor dem Hintergrund oft festzustellender Mängel bei der ärztlichen Leichenschau in Deutschland wird auch eine qualitative Verbesserung der Ausbildung der Medizinstudierenden gefordert. Dafür wurden mehrere neue Lehr‑, Lern- und Prüfungsformate bis hin zur virtuellen Leichenschau mittels 3D-Technik etabliert. Daraus ergibt sich die Frage, ob zukünftig das Training einer realen Leichenschau verzichtbar sein wird.
Material und Methoden
Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurden 10 Lehrende und 22 Studierende zu den Vor- und Nachteilen der simulierten Leichenschau befragt. Dabei kamen Evaluationsbogen mit 21 bzw. 19 Items und der Möglichkeit zu Freitextangaben zur Anwendung.
Ergebnisse
Von den Lehrenden wurde bei der simulierten Leichenschau v. a. die Reproduzierbarkeit der Befunde, die höhere Standardisierung bei Training und Prüfung sowie die Unabhängigkeit von zeitlichen und räumlichen Ressourcen als Vorteil angesehen. Demgegenüber wurde der derzeitige Stand der technischen Umsetzung von den Lehrenden kritischer als von den Studierenden bewertet. Als Nachteile zur realen Leichenschau wurden insbesondere von den Lehrenden das Fehlen von taktilen und olfaktorischen Sinneseindrücken sowie die nichterforderliche Überwindung emotionaler Barrieren identifiziert.
Diskussion
Die Evaluationsergebnisse sprechen dafür, dass das Training am realen Leichnam in der Ausbildung der Medizinstudierenden unverzichtbar bleibt. Durch den kombinierten Einsatz von realer und simulierter Leichenschau können die Vor- und Nachteile dieser Methoden besser ausgeglichen werden.