Erschienen in:
04.11.2019 | Leichenschau | Leitthema
Todesbescheinigungen – eine unterschätzte Informationsquelle für Statistik, Rechtspflege, öffentliche Gesundheit und Wissenschaft
verfasst von:
Dr. med. Sabine Gleich, Sibylle Viehöver, Anette Teipel, Sabine Drubba, Verena Turlik, Bertrand Hirl
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 12/2019
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Zusammenfassung
Die sorgfältige Durchführung der Leichenschau und das korrekte Ausfüllen der Todesbescheinigung sind ärztliche Aufgaben mit weitreichender Wirkung. Die aus den Bescheinigungen gewonnenen Daten bilden die Grundlage für die amtliche Todesursachenstatistik und wissenschaftliche Untersuchungen, dienen aber auch der Aufdeckung strafbarer Handlungen und der Überwachung medizinischer Einrichtungen. Seit vielen Jahren ist die unzureichende Qualität von Leichenschau und Todesbescheinigungen ein Thema in Fachpublikationen.
Den Gesundheitsämtern kommt die verantwortungsvolle Aufgabe zu, die eingehenden Todesbescheinigungen zu prüfen. Hier findet die einzige Qualitätskontrolle statt und ggf. müssen leichenschauende Ärzte gebeten werden, ihre Eintragungen nachzubessern. Dadurch wird auch die Qualität der Todesursachenstatistik verbessert und ein Beitrag zur Rechtspflege geleistet. Die Ämter können aus den Bescheinigungen für ihre eigene Routinearbeit wichtige Informationen zur Überwachung von Betäubungsmittelverkehr und medizinischen Einrichtungen sowie zur Einhaltung von Meldepflichten bei meldepflichtigen Erkrankungen gewinnen. Ebenso stehen ihnen Daten für die Untersuchung ausgewählter wissenschaftlicher Fragestellungen zur Verfügung.
Der hohe Informationsgehalt von Todesbescheinigungen ist allgemein zu wenig bekannt und sollte von den Gesundheitsämtern flächendeckend und gezielt genutzt werden. Eine ausreichende personelle Besetzung mit fachlich qualifiziertem Personal ist notwendig, auch um weiterhin die wichtige Qualitätskontrolle der Todesbescheinigungen zu sichern.