Erschienen in:
06.08.2018 | Ernährung | Konsensuspapiere
Vegetarische Kostformen im Kindes- und Jugendalter
Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ)
verfasst von:
S. Rudloff, C. Bührer, F. Jochum, T. Kauth, M. Kersting, A. Körner, B. Koletzko, W. Mihatsch, C. Prell, T. Reinehr, K.-P. Zimmer, Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 11/2018
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Zusammenfassung
In westlichen Ländern werden bei einer sorgfältig zusammengestellten vegetarischen Ernährung im Vergleich zur üblichen omnivoren Kost weniger Energie, gesättigte Fettsäuren und tierisches Protein, aber mehr Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe aufgenommen. Inwieweit die dadurch bedingten positiven gesundheitlichen Effekte bei Vegetariern das Risiko von Nährstoffdefiziten überwiegen, ist bisher nicht abschließend geklärt. Berücksichtigt werden muss in diesem Zusammenhang auch, dass Vegetarier häufiger einen höheren sozioökonomischen Status haben und einen insgesamt gesundheitsbewussteren Lebensstil pflegen, mit mehr Bewegung und Verzicht auf Rauchen.
Der Nährstoffbedarf heranwachsender Kinder und Jugendlicher kann durch eine ausgewogene, pflanzenbetonte Ernährung überwiegend gedeckt werden. Jedoch haben vegetarisch ernährte Kinder aufgrund ihres im Vergleich zu Erwachsenen deutlich höheren Nährstoffbedarfs pro Kilogramm Körpergewicht ein erhöhtes Risiko einer Mangelversorgung. Die Zufuhr einiger Nährstoffe, z. B. der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA), ist bei vegetarischer Ernährung im Mittel deutlich geringer als bei Omnivoren bzw. Fischverzehr. Bei anderen Nährstoffen (z. B. Eisen, Zink) besteht zudem eine verminderte Bioverfügbarbeit aus pflanzlichen Lebensmitteln bei hoher Aufnahme von Phytaten und Ballaststoffen, sodass häufiger ein Eisenmangel resultieren kann, trotz hoher Zufuhr an Vitamin C. Vitamin B12 ist in nennenswerten Mengen nur in tierischen Lebensmitteln zu finden und muss deshalb bei rein pflanzlicher Kost in jeder Altersgruppe supplementiert werden.
Insgesamt setzt eine vegetarische Ernährung im Kindesalter einen hohen Informationsstand der Eltern und Jugendlichen voraus und erfordert die gezielte Betreuung durch den Kinder- und Jugendarzt, ggf. in Kooperation mit einer entsprechend geschulten Ernährungsfachkraft.