Erschienen in:
09.05.2016 | Wundinfektion | Leitthema
Akute Maßnahmen beim „limb salvage“-Prozedere Teil 2
Debridement, Lavagetechniken und antiinfektiöse Strategien
verfasst von:
Prof. Dr. C. Willy, M. Stichling, M. Müller, R. Gatzer, A. Kramer, D. A. Back, D. Vogt
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Die Qualität der Primärversorgung von Gustilo-Anderson(GA)-IIIB- und -IIIC-Extremitätenverletzungen ist entscheidend für den Erfolg des „limb salvage“-Vorgehens. Vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen und der aktuellen Literatur stellt dieser Beitrag die teilweise einheitlich, jedoch auch sehr kontrovers diskutierten Aspekte des initialen Debridements, der modernen Lavage- und Wundverschlusstechniken sowie aktuelle Aspekte der Antibiotika- und Antiseptikagabe zusammen. Herauszustellen ist: Bei schweren Extremitätenverletzungen mit ausgeprägter Kontamination (GA-IIIA, -IIIB und -IIIC) muss nach wie vor mit einer Infektionsrate von bis zu 60 % gerechnet werden. Das initiale Debridement sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen, an dem ein erfahrener Traumachirurg verfügbar ist. Sicher avitales Gewebe wird entfernt; traumatisiertes, aber möglicherweise überlebendes Gewebe muss bei einem „second look“ nach 36–48 Stunden reevaluiert werden. Die Biofilmentwicklung setzt bei ausreichendem Kontaminationsausmaß bereits nach etwa 6 Stunden ein. Die perioperative Antibiotikaprophylaxe muss frühzeitig begonnen und sollte für 24 Stunden (GA-I und -II) bis zu 5 Tagen (GA-III) fortgesetzt werden. Bei bakterieller Kontamination sind Wundspüllösungen mit Zusätzen wie Polyhexanid, Octenidin oder superoxidiertem Wasser sinnvoll. Die Spülung der Wunde sollte nur mit leichtem manuellem Druck (keine Jet-Lavage) in einer Menge von 3–9 Litern erfolgen. Der definitive primäre Wundverschluss ist bei sicherer Dekontamination und Vitalität des Wundgrunds möglichst initial anzustreben (GA-I und -II). Bei höchstgradigen Verletzungen kann die temporäre Vakuumversiegelungstechnik die Zeit bis zum frühestmöglich anzustrebenden definitiven plastischen Wundverschluss überbrücken.