Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Geschlechterverteilung eines Grabungsfunds aus der römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit
Molekulargenetische Studie mithilfe von „Short-tandem-repeat“-Markern
verfasst von:
M. Harthun, A.-M. Pflugbeil, N. Friedewald, D. Labudde, J. Edelmann, H. Bruchhaus, J. Bruchhaus, K. Thiele
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ein Skelettkollektiv aus dem 4./5. Jh. wurde molekulargenetisch analysiert. Erste Aussagen zur Geschlechterverteilung innerhalb des Grabungsfunds waren zuvor durch morphognostische Analysen am Knochenmaterial der Einzelindividuen getroffen worden. Jedoch konnte nicht bei allen Einzelindividuen das Geschlecht eindeutig morphognostisch bestimmt werden. Dies war z.T. durch den Zustand des Materials bedingt.
Ziel der Arbeit
Mit dem Ziel der Verifizierung der aus den morphognostischen Untersuchungen gewonnenen Daten wurden DNA-Analysen zur Bestimmung des Geschlechts und zur Y-chromosomalen Haplotypisierung männlicher Individuen durchgeführt. Somit konnte ein Abgleich der morphognostischen Geschlechtsbestimmung am Schädelmaterial mit den Genotypisierungsergebnissen erreicht werden. Weiterhin wurde die Datenerhebung zur Beantwortung populationsgenetischer Fragenstellungen herangezogen.
Material und Methoden
Aus präparierten Zahnproben des Skelettkollektivs konnte mithilfe der klassischen Aufreinigungsmethodik (Phenol-Chloroform + Isoamylalkohol) erfolgreich DNA extrahiert werden. Die Analyse der „short tandem repeats“ (STR) erfolgte mit den PowerPlex®-S5- und PowerPlex®-Y23-Systemen. Die populationsgenetische Bewertung der Daten umfasste die Haplotypisierung mithilfe von 23 Y-chromosomalen STR-Markern und die Analyse von biostatistisch-relevanten Parametern. Weiterhin wurden die Proben auf Grundlage datenbankgestützter Abstammungsinformationen in relevante Y-chromosomale Haplogruppen klassifiziert.
Ergebnisse
Es konnten 18 Individuen mit Sicherheit dem männlichen Geschlecht zugewiesen werden. Ebenso zeigte sich anhand der erhaltenen Daten, dass es sich um eine dem zentraleuropäischen Raum ansässige Population gehandelt haben muss.
Diskussion
Trotz einschränkender Kriterien hinsichtlich der Zahl der verwendeten STR-Systeme ist die verwendete Methode sehr gut geeignet für die Analyse historischer DNA. Da es sich um eine Pilotstudie handelt, sollten weiterführende molekulargenetische bzw. populationsgenetische Analysen angeschlossen werden.