Erschienen in:
09.05.2018 | Manuelle Medizin | In der Diskussion
Von der Funktionsstörung zur Funktionskrankheit
Manuelle Medizin – Was ist der therapeutische Ansatzpunkt?
verfasst von:
Dr. K. Niemier, W. Seidel, V. Liefring, M. Psczolla, L. Beyer, W. Ritz
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz einer hohen Akzeptanz der manuellen Medizin sowie nachweislich positiver Effekte insbesondere auf Erkrankungen des Bewegungssystems fehlt die universitäre Anerkennung und die akademische Etablierung. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass dies an der mangelnden Definition des therapeutischen Ansatzpunktes liegt. Kein anderes Fachgebiet bezieht sich in der Definition der Diagnostik und Therapie v. a. auf Befunde (Funktionsbefunde).
Methodik
Basierend auf einem Expertenpanel und relevanter Literatur werden die Funktionsstörungen des Bewegungssystems, die Entstehung von Funktionskrankheiten und die Einflussfaktoren für deren Chronifizierung beschrieben und definiert.
Ergebnisse
Diagnostischer und therapeutischer Ansatzpunkt der manuellen Medizin sind Funktionskrankheiten des Bewegungssystems mit deren primären und sekundären Funktionsstörungen. Funktionskrankheiten des Bewegungssystems sind gekennzeichnet durch die Leitsymptome Funktions‑, Aktivitäts- und Partizipationsbeeinträchtigung sowie Schmerz. Funktionsstörungen entstehen durch eine Diskrepanz zwischen Belastung und Belastbarkeit. Funktionsstörungen gehen den Funktionskrankheiten voraus und sind deren Bestandteil.
Diskussion
Für die weitere Entwicklung der manuellen Medizin ist die Definition der Funktionskrankheiten des Bewegungssystems als diagnostischer und therapeutischer Ansatzpunkt unabdingbar. Spezifische primäre und sekundäre Funktionsstörungen sind die Ursache für Funktionskrankheiten und sollten daher diagnostiziert und behandelt werden. Bei chronischen Funktionskrankheiten spielen neben den Funktionsstörungen des Bewegungssystems noch andere Einflussfaktoren eine wesentliche Rolle. Eine multimodale interdisziplinäre Diagnostik ist hier die Voraussetzung für die therapeutische Strategie.