Erschienen in:
01.02.2014 | Originalien
Einstellung des intensivmedizinischen Fachpersonals zur postmortalen Organspende in Deutschland
Ergebnisse einer Fragebogenerhebung auf dem 12. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
verfasst von:
Dr. G. Söffker, M. Bhattarai, T. Welte, M. Quintel, S. Kluge
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 1/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine Organtransplantation ist für viele Patienten mit terminalem Organversagen die einzige Therapieoption. Aufgrund des Mangels an transplantierbaren Organen versterben täglich Patienten, die zur Transplantation auf den Wartelisten gelistet sind. Die Zahl der Organspender in Deutschland sank im Jahr 2012 um 12,8 % und erreichte den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2002. Dem ärztlichen und pflegerischen Fachpersonal auf den Intensivstationen kommt bei der Rekrutierung von potentiellen Organspendern eine Schlüsselrolle zu, daher wurde eine Befragung zu dieser Thematik durchgeführt.
Material und Methoden
Auf dem 12. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wurde im Dezember 2012 mittels Paper-pencil-Befragung eine Punktprävalenzstudie durchgeführt.
Ergebnisse
Es wurden 1045 Fragebögen ausgewertet. Von den Befragten befürwortete 81 % die eigene Organspende im Falle ihres Hirntods. Die Zustimmungsrate in der ärztlichen Berufsgruppe betrug 84 % und in der pflegerischen Berufsgruppe 75 %. Einen Organspendeausweis besaßen 45,3 % der Teilnehmer (Ärzte 47 %, Pflegekräfte 44 %), annähernd die Hälfte (45 %) hatte ihre Einstellung zur Organspende bereits der Familie oder Freunden mitgeteilt. Als Hauptgründe gegen eine Organspende wurden die fehlende Akzeptanz des Hirntodkonzepts (40 %), Angst vor Missbrauch durch Organhandel (29 %) sowie die fehlende Unversehrtheit des eigenen Körpers nach dem Tod (11 %) genannt. Die im Jahr 2012 besonders intensiv geführte Diskussion über Organspende und Transplantationsmedizin hat bei 45 % der Befragten zu einer vorwiegend negativen Veränderung der Haltung geführt.
Schlussfolgerung
Die überwiegende Mehrzahl des intensivmedizinischen Fachpersonals befürwortet die Organspende, allerdings besitzen weniger als die Hälfte der Befragten einen Organspendeausweis. Die Berichte über Unregelmäßigkeiten bei der Organvergabe wurden kritisch hinterfragt, hatten aber anscheinend bisher keinen wesentlichen Einfluss auf die individuelle und grundsätzliche Spenderentscheidung im befragten Kollektiv.