Erschienen in:
01.07.2011 | Operative Techniken
Die Littler-Tenodese zur Behandlung der rheumatischen Schwanenhalsdeformität
verfasst von:
PD Dr. N. Borisch, P. Haußmann
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
|
Ausgabe 3/2011
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Operationsziel
Korrektur der Schwanenhalsdeformität im proximalen und distalen Interphalangealgelenk (PIP- und DIP-Gelenk) durch Rekonstruktion des Ligamentum retinaculare obliquum mittels Palmarverlagerung eines distal gestielten Tractus lateralis (Oblique retinacular ligament reconstruction, ORL = Littler II).
Indikationen
Rheumatische Schwanenhalsdeformität in den Stadien I–III nach Nalebuff (dynamisch, teilkontrakt, kontrakt). Die Ursache der Schwanenhalsdeformität sollte artikulär sein.
Kontraindikationen
Radiologisch fortgeschrittene Destruktion des PIP-Gelenks (Larsen Stadium 3–4) [
12]. Extrinsische und intrinsische Ursache der Schwanenhalsdeformität. Synovalitis der Beugesehnen im Fingerverlauf.
Operationstechnik
Dorsaler Zugang zum PIP-Gelenk. Ein Tractus lateralis wird proximal, knapp distal des Muskelsehnenübergangs abgesetzt, von der Streckerhaube abpräpariert und fast bis zur Insertion am Endglied isoliert, wo er gestielt bleibt. Dann wird er von distal nach proximal palmar des Cleland- Bandes durchgeführt und am proximalen Rand des A2-Ringbandes vernäht. Durch korrekte Spannung der Tenodese wird eine Beugung im PIP- und gleichzeitig eine Streckung im DIP-Gelenk erzielt. Bei kontrakten und teilkontrakten PIP-Gelenken wird das Selbige temporär transfixiert. Je nach Befund muss eine Synovialektomie oder eine dorsale Arthrolyse des PIP-Gelenks durchgeführt werden.
Weiterbehandlung
Nach Rückgang der postoperativen Schwellung Anpassen eines Anti-Schwanenhalsrings, der die freie Beugung des PIP-Gelenks zulässt, aber eine Streckung über 20–30° Beugung hinaus verhindert. Umgehend Beginn der aktiven PIP-Beugung. Der Ring muss bis zum Ende der 12. postoperativen Woche getragen werden. Bei Transfixation des PIP-Gelenks Aufhebung derselben nach 4–6 Wochen und Beginn der Physiotherapie. Tragen eines Anti-Schwanenhalsrings ebenfalls bis zum Ende der 12. postoperativen Woche. Erst ab der 12. postoperativen Woche ist eine aktive und passive PIP-Streckung über eine 20°-Beugung hinaus erlaubt.
Ergebnisse
Von 2004 bis 2007 wurden 30 PIP-Gelenke bei 20 Patienten mit rheumatoider Arthritis wegen einer Schwanenhalsdeformität operativ behandelt. Es wurde in allen Fällen die von Littler beschriebene Originalmethode benutzt. Eine Änderung des operativen Vorgehens wegen Insuffizienz der Cleland-Bänder oder des A2-Ringbandes war in keinem Fall erforderlich. Bei 12 PIP-Gelenken war die Deformität teilkontrakt, bei 2 Gelenken kontrakt. Bei 10 Gelenken musste zusätzlich eine dorsale Arthrolyse und bei einem eine Verlängerung des Mittelzügels durchgeführt werden. Mit einer durchschnittlichen Nachuntersuchungszeit von 22 Monaten konnten 26 PIP-Gelenke bei 17 Patienten kontrolliert werden. Die Schwanenhalsdeformität konnte in allen Fällen ausgeglichen werden. Die präoperative Hyperextension von durchschnittlich 21° konnte auf eine Flexion von 24° korrigiert werden. Damit wurde der Bewegungsumfang von insgesamt 48° aus dem Extensionssektor auf 51° in den Flexionssektor verlagert. Ein Rezidiv der Schwanenhalsdeformität oder eine Komplikation war bei keinem der behandelten Finger zu verzeichnen. Auch die Schmerzen konnten – mit Ausnahme einer Patientin – reduziert werden. Die PIP-Gelenke wurden radiologisch präoperativ dem Stadium 2,2 und postoperativ dem Stadium 2,3 nach Larsen zugeordnet.