Erschienen in:
01.07.2011 | Leitthema
Neuroendokrine kolorektale Tumoren
Chirurgische und endoskopische Therapieverfahren
verfasst von:
PD. Dr. H.G. Hotz, C. Bojarski, H.J. Buhr
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 7/2011
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Zusammenfassung
Die Inzidenz der kolorektalen neuroendokrinen Tumoren (NETs) ist in den letzten Jahrzehnten in den entwickelten Ländern deutlich angestiegen. Dies ist in erster Linie der zunehmenden Verbreitung der (Vorsorge-)Endoskopie geschuldet, die immer häufiger klinisch asymptomatische Tumoren entdeckt, möglicherweise aber auch einer häufigeren Diagnosestellung entsprechend der WHO-Klassifikation. Weniger als 1% der kolorektalen NETs produzieren Serotonin, sodass diese Tumoren fast nie mit einem „Karzinoidsyndrom“ auffallen. Zur Festlegung der adäquaten Therapiestrategie ist ein exaktes und standardisiertes klinisch-pathologisches Staging unerlässlich, das den Tumortyp (gut – schlecht differenziert) und prognostische Risikofaktoren (Größe, Infiltrationstiefe, Angioinvasion, Lymphknotenbefall, Fernmetastasierung) umfasst. Schlecht differenzierte kolorektale NETs sind bei Diagnosestellung häufig bereits metastasiert, sodass der chirurgischen Therapie häufig nur eine palliative Rolle zukommt. Gut differenzierte Tumoren von mehr als 2 cm Größe haben ein hohes Risiko für eine (Lymphknoten-)Metastasierung; sie werden dementsprechend onkologisch radikal wie Adenokarzinome operiert. Die Mehrzahl der Kolon-NETs fällt in diese Gruppe. Tumoren kleiner 1 cm – hauptsächlich im Rektum lokalisiert – metastasieren sehr selten und können in der Regel endoskopisch oder transanal lokal-chirurgisch abgetragen werden. Der Größenbereich zwischen 1 und 2 cm stellt eine prognostische Grauzone dar: Hier muss unter Berücksichtigung der tumorspezifischen Risikofaktoren und der Komorbiditäten des Patienten eine individuelle und am besten gemeinsame interdisziplinäre Therapieentscheidung von Chirurg und Endoskopiker getroffen werden.