Erschienen in:
01.03.2012 | CME Zertifizierte Fortbildung
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gefäßchirurgie
verfasst von:
A.S. Peters, C.M. Wieker, M. Hakimi, D. Böckler
Erschienen in:
Gefässchirurgie
|
Ausgabe 2/2012
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gefäßchirurgie wurden in den letzten Jahren vielfach vernachlässigt. Dabei lassen sich bei vielen klinisch bedeutenden Gefäßerkrankungen Besonderheiten hinsichtlich Epidemiologie, klinischer Manifestation, Therapieergebnissen und damit Indikationstellung im Geschlechtervergleich feststellen. Gefäßerkrankungen treten insgesamt häufiger bei Männern und später bei Frauen auf. Die getABI-Studie zeigte z. B. bei Männern eine höhere absolute Dreijahresmortalität als bei Frauen; die relative Dreijahresmortalität (Vergleich mit/ohne AVK) war in Bezug auf die Ereignisse „kardiovaskulärer Tod“ und „zerebrovaskulärer Tod“ bei Frauen wiederum größer als bei Männern. Auch die Krankheitsverläufe z. B. bei Aortenerkrankungen selbst unterscheiden sich: So weisen Frauen z. B. bei Aortendissektionen sowohl im Spontanverlauf als auch nach erfolgter Therapie eine erhöhte Komplikationsrate auf. Im Langzeitverlauf nach 5 Jahren ist bei Frauen nach Operation eines abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) die Mortalität höher. Erklärt wird dies mit einer höheren Komorbidität bei Frauen. Frauen mit symptomatischer Karotisstenose profitieren lediglich innerhalb der ersten 2 Wochen (Männer 12 Wochen) nach Auftreten der Symptomatik von einer Operation. Bei asymptomatischen Patienten zeigt die Operation für Frauen zudem einen geringeren protektiven Effekt. Die geschlechtsspezifische Pharmakokinetik relevanter Begleitmedikamente in der Gefäßmedizin und deren Einfluss auf die Therapieergebnisse bei Gefäßerkrankungen werden ebenfalls bisher unterschätzt. Geschlechtsunterschiede in der Gefäßchirurgie werden in Zukunft stärker berücksichtigt werden müssen; sie werden sowohl die Indikationsstellung als auch die Patientenselektion für operative und interventionelle Eingriffe sowie deren Nachbeobachtungen beeinflussen.