Erschienen in:
01.12.2012 | Shuntchirurgie
Tabatière-Fistel
a.v.-Gefäßzugang der Wahl
verfasst von:
Dr. M. Petzold
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 8/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Es werden Offenheitsraten, Komplikationen und Dialyseeignung von Tabatière-Fisteln an einem Patientenkollektiv mit präterminaler und terminaler Niereninsuffizienz dargestellt.
Patienten und Methoden
Im Zeitraum von Januar 2007 bis Dezember 2010 wurden 191 a.v.-Gefäßzugänge angelegt, davon 138 Tabatière-Fisteln bei 136 Patienten (63 Frauen, 73 Männer). Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 67,6 Jahre (min. 26, max. 87). Vierundsechzig Patienten waren Diabetiker. Die Indikation wurde überwiegend durch ein klinische Untersuchung gestellt. Zehn Patienten (7%) erhielten eine Duplexsonographie. Es wurde eine Seit-zu-End-Anastomose zwischen der A. radialis und der V. cephalica in der Tabatière angelegt. Der Eingriff erfolgte in Lokalanästhesie, mit Mikroinstrumentarium und Lupenbrille. Die Nachbeobachtungszeit betrug zwischen 185 und 1620 Tagen. Primäre und sekundäre Offenheitsraten wurden ermittelt und die Ergebnisse bezüglich Diabetes mellitus, Geschlecht, Alter und Seite der a.v.-Fistelanlage verglichen.
Ergebnisse
Die primäre Offenheitsrate betrug 79% (1 Jahr) und 65% (3 Jahre), die sekundäre 88% (1 Jahr) und 83% (3 Jahre). Bei Frauen und rechtsseitiger Fistelanlage war die sekundäre Offenheitsrate signifikant schlechter. In den ersten 30 Tagen traten 7 Fistelverschlüsse (5%) auf. Kein Patient verstarb eingriffsassoziiert. Als Komplikationen traten eine Infektion und eine sensible Nervenläsion auf. Vierunddreißig Tabatière-Fisteln (25%) mussten revidiert werden, davon 16 mehrmals.
Schlussfolgerung
Die Tabatière-Fistel ist als a.v.-Gefäßzugang der ersten Wahl auch bei älteren Patienten und Diabetikern geeignet. Wegen der am meisten distal gelegenen Anastomose kann die V. cephalica am gesamten Unterarm punktiert werden. Bei einem Fistelverschluss oder einer Stenose sind alle Rekonstruktionsmöglichkeiten am Unterarm gegeben. Diagnostik, Indikationsstellung und Operation sollten von einem erfahrenen Shuntchirurgen durchgeführt werden. Die Punktionseignung und gute Offenheitsraten bestätigen dieses Vorgehen.