Erschienen in:
01.09.2012 | Schwerpunkt
Medikamentöse Therapie der gastrointestinalen Obstruktion bei schwerkranken und sterbenden Patienten
Eine systematische Literaturübersicht
verfasst von:
Dr. C. Klein, S. Stiel, J. Bükki, C. Ostgathe
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 5/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die gastrointestinale Obstruktion (GIO) findet sich mit einer Inzidenz von 3–6% bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen. Mit einem gehäuften Auftreten ist bei Patienten mit kolorektalen und gynäkologischen Tumorerkrankungen zu rechnen. Belastende Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Abdominalschmerzen treten zunächst nur intermittierend in Erscheinung und nehmen dann im Verlauf an Intensität und Häufigkeit zu. Neben chirurgischen und endoskopischen Therapieoptionen sind insbesondere in der Finalphase spezifische symptomorientierte medikamentöse Behandlungsstrategien für die Palliativmedizin von Interesse. Die Evidenz pharmakologischer Behandlungsverfahren der GIO bei lebensbegrenzenden Erkrankungen wird in dieser Studie mit besonderem Fokus auf die Sterbephase aufgearbeitet.
Material und Methoden
In den Datenbanken PubMed/MEDLINE und Embase wurde eine systematische Literatursuche für den Zeitraum von 1966 bis 2011 durchgeführt. Alle erfassten Publikationen wurden nach inhaltlich-methodischer Relevanz für die Beantwortung der Forschungsfrage beurteilt und weiter überprüft.
Ergebnisse
Aus 5431 Suchergebnissen wurden insgesamt 90 Publikationen im Detail analysiert; davon wurden 69 aus methodischen oder inhaltlichen Gründen ausgeschlossen. In der Analyse konnten 21 Publikationen berücksichtigt werden. Die insgesamt wenigen systematischen Studien mit oft nur geringen Fallzahlen weisen auf positive Effekte von Somatostatinanaloga bzw. Anticholinergika bei der Symptomkontrolle der GIO einer Tumorerkrankung hin. Hinsichtlich des Einsatzes von Kortikosteroiden sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen werden selten berichtet.
Schlussfolgerungen
In der Zusammenschau der Ergebnisse zeigen sich Hinweise auf die Wirksamkeit der sekretionshemmenden Substanzen Octreotid und Butylscopolamin. Diese Hinweise genügen bisher jedoch nicht, um klar eine bestimmte medikamentöse Therapie der GIO zu empfehlen. Die Autoren raten aufgrund der vorliegenden Daten und angesichts seltener Nebenwirkungen zur Anwendung des Somatostatinanalogons Octreotid in erster Linie. Als Zweitlinientherapie ist die Behandlung mit dem Anticholinergikum Butylscopolamin zu sehen. Im Vergleich dieser Substanzgruppen sind die höheren Kosten der Somatostatinanaloga jedoch zu berücksichtigen. Die Wirksamkeit von Kortikosteroiden im Hinblick auf die Symptomkontrolle in der Finalphase kann auf Basis der vorliegenden Daten nicht eingeschätzt werden.