01.02.2004 | Leitthema
Morbus Hodgkin: Rolle der Strahlentherapie
Erschienen in: Die Onkologie | Sonderheft 1/2004
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Die Strahlensensibilität des Hodgkin-Lymphoms (HL) ist schon seit langem bekannt. Bereits 1902 publizierte Pusey [1] die erste Strahlenbehandlung eines HL. Frühe Berichte von Kaplan und Rosenberg [2] und Peters [3] zeigten, dass die Bestrahlung nur der befallenen Regionen zu einer inakzeptabel hohen Rate von Rezidiven sowohl in angrenzenden als auch in weiter entfernten Regionen führte. Auf der Basis dieser Erkenntnis entwarf Kaplan die Extended-field (EF)-Radiotherapie (RT) in Großfeldtechnik mit großem supradiaphragmalen (sog. Mantelfeld) und infradiaphragmalen (sog. umgekehrten Y) Feld, d. h. nicht nur die Bestrahlung der primär befallenen Areale, sondern auch funktionell oder anatomisch angrenzenden Regionen. Mit Hilfe dieser Feldanordnung kam es zu einer dramatischen Verbesserung des Fünfjahresüberlebens von 25–30% zu Beginn der 60er Jahre auf 50–75% am Ende des Jahrzehnts. Die Einführung der Großfeldtechnik und die Kenntnis klarer Dosis-Wirkungs-Beziehungen durch Kaplan et al. sind Basis der weltweit guten Ergebnisse mittels alleiniger definitiver RT in den Stadien I und II nach Ann Arbor. In repräsentativen Studien wurden in den letzten 20 Jahren für Patienten im Stadium I und II, die zumeist vorher eine Staginglaparotomie erhalten hatten, komplette Remissionen in 90–100% der Fälle mit alleiniger RT erreicht. Es kam jedoch bei bis zu 25% der Patienten zu einem Rezidiv. Die Analyse der klinischen Verläufe dieser Patienten führte zur Definition von stadienunabhängigen Risikofaktoren:-
großer Mediastinaltumor,
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extranodaler Befall,
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Zahl der befallenen Lymphknotenareale (≥3),
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hohe Blutsenkungsgeschwindigkeit.