Erschienen in:
01.04.2006 | Originalien
Narkosetiefe bei Intubation
Vergleich zwischen Propofol und Thiopental
verfasst von:
Dr. C. E. Beck, B. Pohl, M. Janda, J. Bajorat, R. Hofmockel
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2006
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Zusammenfassung
Untersucht wurde die Narkosetiefe bei Intubation. Dazu erhielten je 30 Patienten 5 mg/kgKG Thiopental oder 2 mg/kgKG Propofol zur Narkoseeinleitung. Der Bispektralindex- (BIS-)Wert als Parameter für die Narkosetiefe und die Kreislaufparameter wurden online erfasst. Es zeigte sich, dass die Patienten, die Thiopental erhalten hatten, zum Zeitpunkt der Intubation signifikant höhere mit BIS-Werten hatten und signifikant häufiger BIS-Werte ≥60 erreichten als Patienten, die Propofol erhalten hatten. Das „rate pressure product“ (RPP) in der Propofolgruppe lag signifikant unter dem der Thiopentalpatienten. Bei allen Patienten kam es durch den Intubationsvorgang zu einem Anstieg der BIS-Werte um im Mittel 8 Indexpunkte und zu einem Anstieg des RPP. Es empfiehlt sich, einen BIS-Wert um 50 vor Beginn der Intubation anzustreben, um trotz des durch den Intubationsvorgang verursachten BIS-Anstiegs nicht in den für eine „awareness“ kritischen Bereich (BIS ≥60) zu gelangen. Innerhalb von 24 h wurden alle Patienten zu einer möglichen Awareness nachbefragt. Keiner der Patienten konnte sich an den Intubationsvorgang erinnern oder berichtete von sonstigen Erlebnissen, die auf eine unbewusste Awareness schließen lassen konnten. Trotzdem zeigt der Verlauf der BIS-Werte bei einem standardisierten Intubationsvorgang, wie er im klinischen Alltag üblich ist, dass bei Thiopental als Einleitungsmedikament häufig in einem sehr flachen Narkosestadium intubiert wird. Das Risiko für die Patienten dabei eine Awareness zu erleiden, sollte nicht unterschätzt werden. Bei der Verwendung von Thiopental empfiehlt es sich, auf ein Muskelrelaxanz mit kurzer Anschlagzeit zurückzugreifen oder eine hohe ED 95 zu wählen, um das frühe Abflachen der Narkosetiefe auszugleichen. Alternativ sind repetetive Boli des Hypnotikums kurz vor Intubation zu erwägen, oder es ist auf Propofol zurückzugreifen. Dosierung und Pharmakokinetik des Analgetikums sind zu berücksichtigen, da eine unzureichende Analgesie zu einem schnelleren Abflachen der Narkosetiefe führt.