Erschienen in:
01.02.2013 | Originalien
Oraler Therapiealgorithmus bei akuten postoperativen Schmerzen
Eine prospektive Beobachtungsstudie
verfasst von:
Prof. Dr. E.M. Pogatzki-Zahn, J.S. Englbrecht, D. Pöpping, R. Boche, P.K. Zahn
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 1/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Untersuchungen zeigen, dass Patienten ohne Regionalanalgesieverfahren oder patientenkontrolliertes i.v.-Analgesieverfahren (PCIA) nach Operationen oft unter zu starken Schmerzen leiden. Ziel dieser prospektiven Observationsstudie war es, die Wirksamkeit und Durchführbarkeit eines einfachen und an den Bedarf des Patienten anpassbaren oralen Therapiealgorithmus für diese Patienten zu evaluieren.
Material und Methoden
Patienten, die routinemäßig nach elektiven unfall- (UCH) oder allgemeinchirurgischen (ACH) und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde(HNO)-Eingriffen nach einem Therapiealgorithmus behandelt wurden, der eine Basisanalgesie (orales retardiertes Opioid plus Nichtopioidanalgetikum) und ein Bedarfsanalgetikum (nichtretardiertes orales Opioid) umfasste, wurden nach Einwilligung in die Studie eingeschlossen. Sowohl präoperativ als auch für 4 Tage postoperativ wurden standardisiert demografische Daten einschließlich der präoperativen Schmerzen und des Analgetikaverbrauchs sowie ergebnisbezogene Daten wie Schmerzintensität, Übelkeit, Erbrechen, Zufriedenheit mit der Schmerztherapie und Gründe für Unzufriedenheit erhoben. Sechs und 12 Monate nach Operation wurden die aktuellen Schmerzen und die Lebensqualität evaluiert.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 275 Patienten in die Studie eingeschlossen (HNO: n = 163; UCH: n = 82; ACH: n = 30). Die Schmerzintensität in Ruhe lag bei ≤ 3 (median) für alle Patienten; Belastungsschmerzen lagen bei ≤ 4 in der HNO- und bei ≤ 5 in der ACH- bzw. UCH-Gruppe. In der HNO und ACH war der Basisanalgetikaverbrauch (retardiertes Opioid) signifikant geringer als in der UCH (p < 0,001). Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit, Erbrechen und Obstipation; während Obstipation deutlich häufiger bei Patienten in der ACH und in der UCH auftrat als in der HNO, konnte kein Unterschied hinsichtlich Übelkeit und Erbrechen gefunden werden. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Nebenwirkungen beobachtet. Depressive Patienten litten unter stärkeren akuten postoperativen Schmerzen. Von den Patienten, die Rückmeldung gaben, berichteten 11 (15,7%) bzw. 7 (14,9%) über persistierende postoperative Schmerzen 6 bzw. 12 Monate nach Operation.
Schlussfolgerung
Mit dieser Studie konnten wir zeigen, dass die Implementierung und Anwendung eines opioidbasierten Therapiealgorithmus für Patienten ohne PCIA effektiv in der Behandlung postoperativer Schmerzen ist. Patienten nach UCH-Eingriffen benötigten signifikant mehr Basisanalgetika als Patienten der HNO oder ACH bei gleicher Inzidenz potenzieller opioidassoziierter Nebenwirkungen, ausgenommen Obstipation.