Erschienen in:
10.07.2020 | Rektumkarzinom | Leitthema
Organerhalt Rektum – „watch and wait“
verfasst von:
PD Dr. Mia Kim, Christoph-Thomas Germer
Erschienen in:
coloproctology
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nach neoadjuvanter Therapie eines Rektumkarzinoms weisen einige Patienten makroskopisch keinen Resttumor mehr auf. Im Jahr 2004 erstmals durch die Arbeitsgruppe um Habr-Gama beschrieben, wurden Patienten mit einer solchen klinischen „complete response“ statt einer Rektumresektion einem engmaschigen Überwachungsprogramm, dem Watch-and-wait-Konzept, zugeführt.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung des Watch-and-wait-Konzepts, dessen Bewertung und Formulierung von Handlungsempfehlungen vor dem Hintergrund aktueller Studien.
Material und Methoden
Selektionierte aktuelle Studien werden dargestellt.
Ergebnisse
Bei 14,3–31,8 % der Patienten kommt es nach neoadjuvanter Therapie zu einer klinischen „complete response“. Das onkologische Ergebnis mit einem 3‑Jahres-Gesamtüberleben der Patienten im Watch-and-wait-Konzept liegt bei 90,2–96,2 % und scheint gleichwertig zu den Patienten nach Rektumresektion zu sein. Im weiteren Verlauf entwickeln 20–34 % der Patienten mit klinischer „complete response“ endoluminal ein erneutes Wachstum („local regrowth“), von denen ca. 90 % einer totalen mesorektalen Exzision (TME) zugeführt werden können, mit einem 3‑Jahres-Gesamtüberleben von ca. 80 %.
Diskussion
Auch wenn die meisten Studien die onkologischen Ergebnisse im Watch-and-wait-Konzept positiv bewerten, lässt die Datenlage aufgrund der Heterogenität der Studien in Bezug auf Patientencharakteristika, Art der (neo)adjuvanten Therapie, Intervall nach Neoadjuvans, Untersuchungsmodalitäten, Follow-up und zuletzt Definition einer klinischen „complete response“ noch keine abschließende Bewertung zu. Aufgrund dessen ist die Durchführung eines solchen Konzepts aktuell nur in spezialisierten Zentren, bestenfalls unter Studienbedingungen zu empfehlen.