Erschienen in:
16.09.2016 | Phimose | Originalien
Die nicht-retrahierbare Vorhaut bei beschwerdefreien Jungen
Eine Indikation zur Zirkumzision?
verfasst von:
Dr. K. Eckert, Dr. N. Janssen, Prof. Dr. M. Franz, Dr. P. Liedgens
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Auch aus medizinischer Sicht wird die Indikation zur Vorhautentfernung bei Jungen zunehmend kritisch bewertet. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, anhand der Daten einer kinderchirurgischen Praxis die Indikation zur Vorhautentfernung bei Jungen retrospektiv zu überprüfen.
Methoden
Präoperativer klinischer Untersuchungsbefund, Beschwerdesymptomatik, angewandte konservative bzw. operative Therapiemaßnahmen und histopathologischer Befund der resezierten Vorhaut von Jungen, an denen im Zeitraum von 2013–2015 in einer kinderchirurgischen Praxis eine ambulante Vorhautoperation durchgeführt wurde, wurden ausgewertet.
Ergebnisse
Eine Vorhautoperation wurde bei 176 Jungen (mittleres Alter 5 Jahre) durchgeführt. Eine vollständige Vorhautentfernung erfolgte bei 85 % der Jungen. Als häufigster klinischer Untersuchungsbefund war die Vorhaut bei 80 % der Jungen nicht-retrahierbar. 86 % der Jungen waren beschwerdefrei. Der häufigste histologische Befund waren eine diskrete bis mittelgradig ausgeprägte chronisch-fibrosierende Posthitis (69 %) bzw. eine subepitheliale Fibrose (18 %); von diesen Jungen waren 78 % bzw. 72 % der Jungen beschwerdefrei.
Schlussfolgerung
Obwohl die meisten Jungen präoperativ beschwerdefrei waren, wurde allein aufgrund einer nicht-retrahierbaren Vorhaut eine Vorhautentfernung durchgeführt. Da die Vorhaut ein sensorisch empfindlicher Teil des männlichen Genitales ist, unterliegt auch die vollständige und irreversible Vorhautentfernung, einer klaren und medizinisch-orientierten Indikation. Aus medizinischer Sicht existiert kein nachvollziehbarer Grund, einem beschwerdefreien Jungen dessen asymptomatische Vorhaut zu entfernen.