Erschienen in:
01.08.2023 | Polytrauma | Leitthema
Traumatische Verletzungen der Nieren und der ableitenden Harnwege bei stumpfen Bauchtraumata
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 8/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Rahmen stumpfer Bauchtraumata kommt es häufig zu Verletzungen der Harnorgane, insbesondere beim Polytrauma. Urotraumata sind selten akut lebensbedrohlich, können jedoch im Behandlungsverlauf zu schweren Komplikationen und chronisch-funktionellen Einschränkungen führen, weshalb ein frühes Involvieren der Urologie für eine adäquate interdisziplinäre Behandlung prognostisch entscheidend ist.
Methodik
Es werden die für die klinische Routine wichtigsten Sachverhalte zum konsiliarisch-urologischen Management urogenitaler Verletzungen beim stumpfen Bauchtrauma – entnommen aus den national gültigen Leitlinien der europäischen „EAU-Guideline on Urological Trauma” und der deutschen S3-Leitlinie „Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung“ sowie relevanter Fachliteratur – beschrieben.
Ergebnisse
Harntraktverletzungen können selbst bei einem zunächst unauffälligen Status bestehen und erfordern stets eine explizite Ausschlussdiagnostik mittels Kontrastmitteltomographie des gesamten Harntrakts und ggf. mittels urographischen und uroendoskopischen Untersuchungen. Häufig bedarf es urologischerseits nur einer interventionellen Therapie per Katheterisierungen der harnableitenden Wege. Seltener ist eine operativ-urochirurgische Behandlung, dann jedoch in interdisziplinärer Abstimmung mit der Viszeral- und Unfallchirurgie nötig. Über 90 % der vital bedrohlichen Nierenverletzungen (in der Regel bis AAST[American Association for the Surgery of Trauma]-Grad 4–5) werden inzwischen interventionell-radiologisch versorgt.
Schlussfolgerung
Aufgrund möglicher komplexer Verletzungsmuster beim stumpfen Bauchtrauma sollten diese Patienten optimalerweise (zertifizierten) Traumazentren mit subspezialisierter bzw. Maximalversorgung durch viszeral- und gefäßchirurgische, unfallchirurgische, interventionell-radiologische und urologische Abteilungen zugeführt werden.