Erschienen in:
01.11.2005 | Originalien
Psychiatrische Erkrankungen und die Prognose krimineller Rückfälligkeit
verfasst von:
C. Stadtland, N. Nedopil
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 11/2005
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Zusammenfassung
Im Gegensatz zum Delinquenzrisiko ist das Rückfallrisiko straffällig gewordener psychiatrisch Kranker noch weitgehend ungeklärt. Im Rahmen des Münchner Projekts zur Rückfallprognose wurde der Zusammenhang zwischen psychiatrischen Erkrankungen und kriminellen Rückfällen untersucht. Die kriminellen Rückfälle von 185 Probanden die man zwischen 1992 und 1993 zur Frage der Schuldfähigkeit untersucht hat, wurden Ende 2001 anhand ihrer Bundeszentralregisterauszüge (BZR) evaluiert. In der Gesamtgruppe wurden 38,8% der Untersuchten erneut straffällig. Überdurchschnittlich häufig waren Rückfälle bei Suchterkrankungen (45,5%) und Persönlichkeitsstörungen (46,4%) zu finden. Die Kombination aus beiden Erkrankungen erhöhte das Rückfallrisiko auf 50%. Deutlich seltener wurden Probanden mit organischen Störungen, affektiven und neurotischen Störungen rückfällig. Das Rückfallrisiko der Schizophrenen war dann leicht erhöht, wenn Rückfälle im Zustand der Schuldunfähigkeit mit einbezogen wurden. Mit dem Prognoseinstrument HCR-20 ließen sich kriminelle Rückfälle bei psychiatrisch Kranken und bei Gesunden gleichermaßen zuverlässig voraussagen. In beiden Gruppen wurden mehr Probanden, deren HCR-Werte über den Mittelwerten ihrer Gruppe lagen, rückfällig und Rückfälle traten früher auf.