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Erschienen in: Der Nervenarzt 11/2005

01.11.2005 | Übersichten

Zum Verhältnis von Psychiatrie und Strafrecht aus juristischer Sicht

verfasst von: Prof. Dr. jur. H. Schöch

Erschienen in: Der Nervenarzt | Ausgabe 11/2005

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Zusammenfassung

Psychiatrie und Strafrecht sind gemeinsam für eine angemessene Behandlung psychisch kranker oder gestörter Rechtsbrecher verantwortlich. Der Überforderung des Straf- und Maßregelvollzugs durch übersteigerte Sicherheitsbedürfnisse der gegenwärtigen Kriminalpolitik ist maßvoll entgegenzuwirken. Die beträchtliche Ausweitung der Dekulpation gemäß §21 StGB in den letzten 30 Jahren sollte durch restriktivere Anwendung — insbesondere bei der dissozialen Persönlichkeitsstörung, bei der Borderline-Störung und bei Störungen der Sexualpräferenz (Paraphilien) — korrigiert werden.
Fußnoten
1
Sellert/Rüping, Studien- und Quellenbuch zur Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, Bd. 1, 1989, 261.
 
2
Repräsentativ z. B. Nedopil, Forensische Psychiatrie, 2. Aufl. 2000; Rasch/Konrad, Forensische Psychiatrie, 4. Aufl. 2004; Foerster (Hrsg), Psychiatrische Begutachtung, 4. Aufl. 2004; für die 70er und 80er Jahre Göppinger/Witter (Hrsg), Handbuch der Forensischen Psychiatrie, 1972.
 
3
Schreiber, Nervenarzt 1977, 242 ff.; Jescheck/Weigend, Lehrbuch des Strafrechts, Allgemeiner Teil, 5. Aufl. 1996, §39 III; Roxin, Strafrecht. Allgemeiner Teil, 3. Aufl. 1997, §19, Rn 42; Schöch, Schuldfähigkeit, in: Kaiser/Schöch, Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug, 5. Aufl. 2001, Fall 4, Rn. 21.
 
4
Vgl. dazu Schöch/Jehle (Hrsg), Angewandte Kriminologie zwischen Freiheit und Sicherheit, Neue Kriminologische Schriftenreihe der Neuen Kriminologischen Gesellschaft e. V. Band 109. Mönchengladbach 2004.
 
5
Dazu Schöch, NJW 1998, 1257–1262.
 
6
Vgl. Schöch, Juristische Aspekte des Maßregelvollzugs, in: Foerster (o. Fn. 2), 4. Aufl. 2004, S. 393 f.; Kaiser/Schöch, Strafvollzug, UTB 706, 5. Aufl. 2003, §4 Rn. 14.
 
7
Nedopil, NJW 2000, 837 mit Darstellung des ersten Falles, bei dem eine Unterbringung vorübergehend erfolgt war.
 
8
BayObLG, NJW 2000, 861.
 
9
OLG Karlsruhe, Strafverteidiger 2003, 571.
 
10
Arloth, Prävention durch nachträgliche oder vorbehaltene Sicherungsverwahrung, in: Schöch/Jehle (Hrsg), Angewandte Kriminologie zwischen Freiheit und Sicherheit, Neue Kriminologische Schriftenreihe der Neuen Kriminologischen Gesellschaft e.V. Band 109, Mönchengladbach 2004, 327, 335.
 
11
Arloth (o. Fn. 10), S. 335 f.
 
12
BVerfGE 109, 190 = NJW 2004, 750.
 
13
BVerfGE 109, 190, 236 = NJW 2004, 750, 757.
 
14
So auch BVerfGE 109, 190, 241 mit Kritik an der Übergewichtung der Verweigerung von Resozialisierungs- und Therapiemaßnahmen in den Landesgesetzen.
 
15
BGH, NJW 2005, 2022, 2023.
 
16
Nedopil (o. Fn. 2), S. 245 f.
 
17
BGH, NJW 2005, 2022, 2024 f.
 
18
BT-Drucksache 15/2887, S. 10; vgl. auch BVerfGE 109, 190, 236; BGH, NJW 005, 2022, 2023.
 
19
Zur Entstehungsgeschichte der Neufassung eingehend Lenckner, Strafe, Schuld und Schuldfähigkeit, in: Göppinger/Witter (o. Fn. 2), S. 3 ff., 109 ff.
 
20
Verrel, Schuldfähigkeitsbegutachtung und Strafzumessung bei Tötungsdelikten, 1995, 37 ff. und.
 
21
Verrel (o. Fn. 20), S. 108.
 
22
Dölling, Begutachtung der Schuldfähigkeit und Strafurteil, in: Festschrift für G. Kaiser, 1998, Band 2, S. 1337 ff.
 
23
Marneros/Ullrich/Rössner, Angeklagte Straftäter. Das Dilemma der Begutachtung, 2002, S. 80 ff.
 
24
Dazu Rasch/Konrad (o. Fn. 2), S. 52 ff.; Nedopil (o. Fn. 2), S. 81 ff., 164 ff.
 
25
Bundesministerium der Justiz, Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Rechts der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus und in einer Entziehungsanstalt (unveröffentlicht, Januar 1997).
 
26
BVerfG, NJW 1995, 772.
 
27
74. Konferenz der Justizministerinnen und -minister, Bericht der Arbeitsgruppe des Strafrechtsausschusses „Rechtsfragen der Maßregelvollstreckung“, Ziffer II.4.2.5
 
28
OLG Frankfurt, NStZ-RR 2002, 59.
 
29
oben Fn. 27, Ziffer II.1.2.2.
 
30
Marneros/Ullrich/Rössner (o. Fn. 23), S. 75.
 
31
Frädrich/Pfäfflin, Zur Prävalenz von Persönlichkeitsstörungen, Recht und Psychiatrie 2000, 95–104.
 
32
BGHSt 37, 401.
 
33
BGH, Strafverteidiger 1991, 511; NStZ 1996, 380; 1997, 485 f.; Tröndle/Fischer, StGB, 52. Aufl. 2004, §21 Rn 8.
 
34
BGH, NStZ 1991, 31 f.
 
35
BGHSt 26, 27; Brunner/Dölling, Jugendgerichtsgesetz, 11. Aufl. 2002, §3 Rn 10 m. w. N.
 
36
So die zutreffende Interpretation in BVerfGE 91, 1.
 
37
BGHSt 26, 67, 69; Tröndle/Fischer, StGB, 52. Aufl 2004, §21 Rn. 2; reine Strafzumessungsfrage nach Haffke, Recht und Psychiatrie 1991, 94; Müller-Dietz NJW 1992, 1276, 1280.
 
Metadaten
Titel
Zum Verhältnis von Psychiatrie und Strafrecht aus juristischer Sicht
verfasst von
Prof. Dr. jur. H. Schöch
Publikationsdatum
01.11.2005
Erschienen in
Der Nervenarzt / Ausgabe 11/2005
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI
https://doi.org/10.1007/s00115-005-2002-x

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