Erschienen in:
01.07.2011 | Originalien
Psychische Symptombelastung bei Kurz- und Langzeitgefangenen in Deutschland
verfasst von:
Dipl. Psych. D. Kopp, K. Drenkhahn, F. Dünkel, H.J. Freyberger, C. Spitzer, S. Barnow, M. Dudeck
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 7/2011
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Zusammenfassung
Bisherige Studien belegen hohe Prävalenzraten psychischer Störungen bei Gefängnisinsassen. Basierend auf Stichproben von 94 männlichen deutschen Kurzzeitgefangenen und 98 männlichen deutschen Langzeitgefangenen wurde mittels des Brief Symptom Inventory (BSI) vergleichend die psychische Symptombelastung erfasst. Die Studie belegt eine hohe psychische Gesamtbelastung, vor allem im Hinblick auf die Langzeitgefangenen. Hierbei zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen Langzeit- und Kurzzeitgefangenen (p<0,01), wobei sich bei 65% der Langzeitgefangenen und 40% der Kurzzeitgefangenen eine auffällige psychische Gesamtbelastung abbildete. Weiterhin fand sich in der Gesamtstichprobe anamnestisch eine hohe Prävalenzrate von Suizidversuchen (29,7%) und selbstverletzendem Verhalten (43,2%). Aus der Studie leiten sich die folgenden klinischen Implikationen ab: Es besteht während der Haft eine generelle Behandlungsbedürftigkeit, speziell hinsichtlich der Langzeitgefangenen. Die hohe Rate an Suizidversuchen und selbstverletzendem Verhalten erfordert außerdem einen stärkeren Fokus auf ein elaboriertes Krisenmanagement sowie eine bessere psychotherapeutische Behandlung dieser Personengruppe.